Thursday, May 01, 2025

Mehrwert für Manager

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Der französische Betreiber OVHcloud bietet weltweit Unternehmen eine leistungsfähige Plattform, die bei den ganz Großen mitspielt. Nun wurde ein erster Schritt in Österreich gesetzt.

Falk Weinreich leitet die Region Central Europe bei OVHcloud.

Vor 25 Jahren in Lille gegründet, ist OVHcloud heute einer der weltweit größten Infrastrukturprovider für IT. Kunden aus Österreich haben bereits in den vergangenen Jahren die Cloudservices des französischen Betreibers genutzt, nun wurde eine physische Präsenz einer »Local Zone« in Wien gestartet. Versprochen werden die Vorteile einer breit aufgestellten Cloudplattform mit der lokalen Speicherung von Daten. Der Report hat mit Falk Weinreich, General Manager Central Europe bei OVHcloud, über den Start hierzulande und auch über Energie und Nachhaltigkeit rund um den Betrieb von Rechenzentren gesprochen.

Sie bieten eine »Local Zone« in Österreich – mit welchen Cloudprodukten starten Sie in diesen Markt?

Falk Weinreich: Wir starten zunächst mit den wichtigsten Features unseres Public-Cloud-Angebots mit IT-Infrastruktur bei einem Colocation-Partner. Enthalten sind Rechenleistung und Storage, derzeit noch ohne die Ebene dezidierter Anwendungsservices aus der Cloud. Möglich hat dieser Zugang ein Redesign unserer Produkte gemacht, mit denen wir nun auch in kleineren Größen skalieren können. Es ist ein Anfang, um einen Markt lokal zu adressieren, der zum Beispiel latenzzeitaffin ist, der also möglichst kurze Wege von den Anwendungen zum Server haben möchte.

Noch in diesem Kalenderjahr wird die Container-Technologie Kubernetes hinzukommen. Darauf aufbauend werden Datenbanken und vieles mehr folgen.

Wie souverän wollen Unternehmen in ihrer Datenlandschaft heute sein?

Weinreich: Viele wählen uns als europäischen Cloudpartner, weil sie bestimmte Daten nicht in eine amerikanische Cloud geben können. Diese Sensibilität gibt es zum Beispiel bei dem deutschen IT-Dienstleister ITSC, der die Verarbeitung, Sicherung und Speicherung der Gesundheitsdaten von rund 40 betrieblichen Krankenkassen aus dem eigenen Rechenzentrum in die Umgebung von OVHcloud verlagert. Mit dieser Souveränität, die ein europäischer Cloudpartner bieten kann, wollen wir auch Unternehmen in Österreich gewinnen.

Wie sind Sie preislich im Vergleich mit den Hyperscalern Microsoft Azure, AWS oder Google Cloud aufgestellt? Müssen
Unternehmen Abstriche beim Service aus Europa machen?

Weinreich: Im Gegenteil, wir sind sogar günstiger. Der Grund dafür ist eine andere Wertschöpfungskette und Kostenstruktur bei OVHcloud. Wir setzen weltweit unsere eigene Hardware ein. Die in Europa und in Kanada assemblierten OVH-Server gibt es nicht zu kaufen – sie sind das Herzstück unserer Cloudinfrastruktur. Die Grundstücke, auf denen unsere Rechenzentren stehen, sind zu einem großen Teil in unserem Eigentum. Mit einer sehr effizienten Wasserkühlung in den Server-Racks halten wir die Energiekosten niedrig. Und mit einer gesunden EBITDA-Marge von knapp 40 % zuletzt haben wir genügend Spielraum, um auch in Zukunft weitere Produkte für unsere Kunden zu entwickeln.

Auch müssen bei uns die Kunden keine »Egress Fees« bezahlen – Gebühren für Datenverkehr aus dem Storage. Viele der großen Cloudanbieter bitten hier die Kunden zur Kasse, sie treten wirtschaftlich aggressiver auf. Zudem ist OVH einer der größten Backbone-Betreiber Europas mit einem eigenen Glasfasernetz. Ein Unternehmenskunde, der in einer Multi-­Home-Strategie eine Applikation in Europa verteilt wissen möchte, kann das damit wirtschaftlich vernünftig tun – das Netz ist bei uns inkludiert, der Datenverkehr zwischen unseren Rechenzentren muss nicht extra bezahlt werden.

Wie breit ist das OVH-Portfolio generell? Was bieten Sie weltweit an?

Weinreich: Als Cloud-Service-Provider bieten wir für kleinere Kunden klassische Domainservices, Virtual-Private-Server oder Shared Hosting. Man kann das auf unserer Website im Self-Service einfach abrufen. Die Infrastruktur dafür steht in Limburg in Hessen, in Frankreich oder in weiteren Rechenzentren – weltweit sind es 43. Für viele kleinere Unternehmenskunden ist der geografische Standort nicht kritisch. Für sie zählen die Ausfallsicherheit und der Preis. Hier haben wir seit Jahren auch Kunden aus Österreich.

Im Enterprise-Bereich adressieren wir Unternehmen aller Größen – von den größten Konzernen über den öffentlichen Sektor bis zu Nischenplayern mit zehn bis 50 Mitarbeitenden, etwa im Techbereich. OVHcloud hat in Deutschland rund 30.000 Kunden, weltweit sind es 1,6 Millionen Kunden. Wir sind hier mit drei Produktbereichen aufgestellt: In der »Bare Metal Cloud« bekommen die Kunden einfach die optimierte Hardwareinfrastruktur für ihren Bedarf. Dann bieten wir natürlich auch die gemanagte Virtualisierung von Systemen mit VMware oder Nutanix an. IT-Abteilungen können so zum Beispiel ihre gewohnten vSphere-Umgebungen von einem ­CapEx-Modell in ein günstigeres, flexibles OpEx-Modell umwandeln.

Die Public-Cloud können Unternehmen weltweit konsumieren. Ein exportierender Hersteller aus Österreich erhält die gleiche Infrastruktur zum Beispiel auch in Mumbai, in Singapur oder in Sydney. Er muss dabei unser Backbone-Netzwerk, das wir »vRack« nennen, nicht verlassen – technisch werden die Applikationen in einem »Virtual LAN« betrieben. Auf dieser Infrastruktur bauen wir unsere Plattform-as-a-Service-Lösung auf, mit einer Vielzahl an Applikationen, die darauf unterstützt werden. Mit einem Open-Source-Ansatz ermöglichen wir ein Riesenökosystem unterschiedlichster Technologiepartner. Die weltweite Entwickler-Community lässt das PaaS-Portfolio rasant wachsen, das uns ein Mithalten mit den großen US-Anbietern ermöglicht.

 

OVH und die Cloud: Wie nachhaltig können Rechenzentren sein?

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1. PUE-Wert

Energieeffizienz ist schon aus Kostengründen ein wichtiger Faktor für den Betrieb von Rechenzentren. Seit 15 Jahren setzt OVHcloud anstelle des Ableitens von Wärme über die Luft auf eine Wasserkühlung der CPUs und des Netzwerkschranks, des »Racks«. Das Resultat ist eine »Power Usage Effectiveness (PUE)« von durchschnittlich weniger als 1,2 im Datacenter. Der PUE-Wert steht für den energetischen Aufwand im Vergleich zum Strombedarf der betriebenen IT. Je näher an der Zahl eins, desto weniger Energie wird vor allem für die Kühlung der Server aufgewendet. In der IT-Branche war vor gut zehn Jahren noch eine PUE von 1,8 bis 2 üblich. Trotzdem wächst mit der steigenden Leistungsdichte auch der Strombedarf insgesamt weiter.

2. Energiehunger

Racks von verteilten Cloud-Diensten in einem Rechenzentrum können mehrere Endkunden bedienen und mit Luftkühlung bis circa 20 Kilowatt Leistung betrieben werden. Das ist immer noch wenig, verglichen mit der weltweit wachsenden Infrastruktur für KI. Prognosen zufolge wird diese möglicherweise für Hochleistungschips im Rack Leistungen von 200 kW und mehr benötigen. Gesetzliche Vorgaben sehen den Strommix in Rechenzentren bei 100 Prozent Erneuerbare vor. Das kann nur erfüllt werden, wenn es auch genügend Angebot aus Windkraft, Wasserkraft und Photovoltaik gibt. In Deutschland hat OVHcloud dazu vor Kurzem einen langfristigen Stromabnahmevertrag (»Power Purchase Agreement«) mit einem Solarpark unterzeichnet.

3. Abwärme

Smarte Lösungen für eine zumindest teilweise Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren werden für Betreiber in der EU bei neuen Standorten künftig sogar verpflichtend. Auch am Standort Limburg in Hessen könnte OVHcloud bereits in die Infrastruktur der Stadt speisen. »Nur sind generell die Gemeinden noch nicht so weit«, beobachtet Falk Weinreich, General Manager Central Europe. »Die Politik macht zwar Vorgaben, aber die Kommunen brauchen Zeit.«