Gastkommentar von Alfred Hagenauer, Geschäftsführer A-NULL Bausoftware.
Architekten und Planer standen seit jeher vor dem Dilemma, dass der komplexe Prozess der Errichtung eines Gebäudes stark vereinfacht auf zweidimensionale Zeichnungen reduziert werden musste. Zu Beginn durch die ständige Präsenz auf der Baustelle gelöst, entwickelten sich verschiedene Ansätze diesen Spagat zu meistern. Doch die zunehmende Komplexität der Gebäude und damit auch die des Planungsprozesses zeigte schnell die Begrenztheit dieser Herangehensweise auf.
Grundlage für die Bewältigung komplexer Aufgaben ist eine darauf optimierte Struktur - sie ist die Summe aus Anforderungen (Vorgabe), Entwurf (Idee), Funktion (Zielsetzung) und den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. All das leistet „das virtuelle Gebäudemodell“, welches in den letzten Jahren zum Beispiel von Graphisoft entwickelt wurde.
Ein Gebäude muss gedacht werden. Das virtuelle Gebäude, oder auch BIM (Building Information Model) genannt, ermöglicht es, alles genau zu durchdenken. Vom ersten Entwurf bis zum fertigen Gebäude wird Stück für Stück verfeinert, werden Lösungen für Details gefunden und das Gebäude immer tiefgründiger entwickelt, bis es genehmigt und baubar ist.
Der Architekt, unterstützt von Kollegen aus anderen Professionen, die jeweils nur mit Einzelaspekten des Gebäudes befasst sind, hat die Aufgabe alles zu einem schlüssigen Ganzen zusammen zu führen. Dazu steht ihm die leistungsfähige IFC-Schnittstelle zur Verfügung, die Informationen von Haustechnik, Elektro, Statik u.v.a. vollständig überträgt und einbettet. Der Bauherr kann auf Wunsch schon einmal durch sein Gebäude durchgehen bevor der erste Kubikmeter Beton vergossen wird. Das spart teure Planänderungen und gibt Kosten- und Terminsicherheit.
Es geht darum, den Zufall auszuschalten und Entscheidungen zu treffen. Pläne als Wunschvorstellung haben ausgedient. Kurzfristige Änderungen, die Alltag in jeder Planung sind, werden schneller durchgeführt und ihre Auswirkungen sofort in allen Planstufen sichtbar - egal ob Entwurf, Einreichung oder Polierplanung.
Bei einem Gebäudemodell sind beliebig viele Schnitte möglich. Sie sind nicht so schön wie ein Plan aus den Zeiten von Josef Hoffmann, jedoch automatisch erstellt und damit exakt. Das ist was für den Polier auf der Baustelle zählt, Pläne und darin enthaltene Maßangaben, die zu 100 Prozent zusammenpassen. Die Qualität von Gebäuden ist jedoch nicht allein über dessen Pläne oder Publikationen erfassbar. Entscheidend ist ob nach zehn Jahren die Nutzer eines Gebäudes noch die Qualität erkennen und das macht dann Klassiker. Ein effizienter Planungsablauf sichert Qualität.
Denn was ist die Kernaufgabe in der Planung? Ich denke es sind Gebäude in denen sich Menschen wohlfühlen. Wohlfühlen bedeutet, dass die Funktion erfüllt ist und damit meine ich nicht das Raumprogramm sondern Gebäude in denen die Menschen gerne arbeiten, wohnen usw. und oft ist es bei guter Architektur gar so leicht zu erklären, weil die Kunst des guten Entwurfs reinspielt. Häuser die nachhaltig und wertbeständig gebaut sind könnten die Liste in diesem Sinne verlängern.
Die Möglichkeiten die mit BIM-Server und Teamwork zur Verfügung stehen erlauben dem Architekten eine Kontrolle und Exaktheit über sein Gebäude, wie es sie noch nie gab. Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen allen Planungsbeteiligten, ihre Informationen und Details, sind vollkommen nachvollziehbar, jederzeit und überall abrufbar. Diese Lösung führt die verstreuten Informationen zusammen, sodass jeder Projektbeteiligte sich das Gebäude vollständig ansehen kann, bevor es gebaut wird. Der Investor hat fast tagesaktuell Zugriff auf die Kerndaten seines Projektes. Somit entsteht für alle Beteiligten eine Gewinnsituation und der Architekt hat die Möglichkeit sein Konzept für das Gebäude besser umzusetzen.