Donnerstag, April 18, 2024

Der Fachkräftemangel ist auch in der Bauwirtschaft evident. Arbeitgeber müssen attraktive Rahmenbedingungen schaffen. Die vielfach geforderte Arbeitszeitflexibilisierung ist aber nicht immer möglich, kreative Lösungen sind gefragt.

Die Pandemie und die anhaltende Krise haben nicht nur die Lieferketten verändert, sondern auch der Arbeitsmarkt befindet sich in einem Umbruch. Verantwortlich für diese Entwicklung sind mehrere Umstände. So hat zum einen die Pandemie dazu beigetragen, dass insbesondere in den Bereichen Bau und Tourismus viele Arbeitskräfte in jene Märkte gingen, die nicht von Sperren, Grenzschließungen oder sonstigen Einschränkungen betroffen waren. Zum anderen hat sich der Arbeitsmarkt generationsmäßig verändert. Nicht nur die persönlichen Beweggründe der Arbeitnehmer verändern den Markt, auch die Demografie trägt ihren Teil dazu bei – die »Babyboomer« gehen in den nächsten Jahren in Pension und mit Ihnen geht Wissen und Erfahrung verloren – ohne notwendigen Weitblick kann das zu strukturellen Problemen im Betrieb führen.

Komplexe Flexibilisierung

Karriere und Gehalt stehen bei der jungen Generation immer seltener ganz oben auf der Wunschliste. »Work-Life-Balance« und sinnstiftende Arbeit gewinnen zunehmend an Wichtigkeit. Aber nicht jede Branche kann diesen Wünschen gerecht werden. Technische Kriterien und Branchenspezifika spielen eine nicht unwesentliche Rolle, wenn man das Thema Arbeitszeitflexibilisierung umsetzen will. Der Bau ist ein Musterbeispiel, wenn es um Komplexität bei der Flexibilisierung geht. So bestimmen Aushärtezeiten von Beton oder Trocknungszeiten anderer Baustoffe die Arbeitsabläufe und dadurch die Arbeitszeit ganz wesentlich. Ein Flexibilisierungsprozess kann da schon recht anspruchsvoll werden. Insbesondere wenn man bedenkt, dass viele Gewerke aufeinander abzustimmen sind. Ohne gegenseitige Rücksichtnahme werden daher lediglich Bauzeitpläne und dadurch die Endkonsumenten leiden. Das muss Arbeitgeber wie Arbeitnehmer bewusst sein.

Der Flexibilisierungsprozess ist daher behutsam anzugehen und ist stark vom Aufgabenbereich des Arbeitnehmers abhängig. Und was für Arbeitnehmer A passt, kann für Arbeitnehmer B völlig unpassend sein. Dennoch muss es uns durch attraktive Angebote und Perspektiven gelingen, den Schwund an potenziellen Arbeitnehmern am Bau und deren Zulieferern zu kompensieren – bis zu 30 % werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Pension gehen. Nur darauf zu hoffen, dass sich schon jemand finden wird, ist eindeutig zu wenig. 

Vorteil Bauwirtschaft

Der Markt mag sich wandeln, der Baubereich gehört allerdings zu den Grundversorgern unserer Gesellschaft und bietet dadurch auch eine gewisse Sicherheit. Er befriedigt die Grundbedürfnisse unserer Gesellschaft nach einem Dach über dem Kopf und nach Mobilität und Infrastruktur. Auch das mag ein Anreiz sein, der nicht unerheblich ist. Das Image ist sicher ausbaufähig, sinnstiftend ist die Tätigkeit allemal. Es liegt nun an uns, in den Wettbewerb um die Fachkraft einzusteigen, und die Schnittmenge der beiderseitigen Bedürfnisse so groß wie möglich zu gestalten.

(Bild: iStock) 

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