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Schulterschluss der Verpackungsindustrie

Schulterschluss der Verpackungsindustrie Foto: Thinkstock

Kunststoff ist im Zuge der Klimadebatte schwer in Verruf geraten – die Reduktion von Plastikverpackungen findet sich auch im Regierungsprogramm. Die Verpackungs- und Entsorgungsbranche bemüht sich nun um mehr Sachlichkeit in der Diskussion. Mit der neu gegründeten „Plattform Verpackung mit Zukunft“ wollen sich sieben führende Unternehmen bei Politik und der Bevölkerung mehr Gehör verschaffen.

Alpla Group, Greiner, Nestlé Österreich, Coca-Cola Österreich, Interseroh Österreich, Engel Austria und die Erema Group laden zu einem offenen, konstruktiven Dialog der relevanten Player und Stakeholder ein. Im Mittelpunkt steht die ressourcenschonende Nutzung von Verpackungen. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft soll die Recyclingfähigkeit von Verpackungen, insbesondere aus Kunststoff, optimiert werden.

Hidden Champions und Leader

Jedes der Unternehmen bringt langjährige, internationale Expertise in Design, Technologie oder Recycling ein. Gemeinsam strebt man eine Lösung entlang der gesamten Wertschöpfungskette an. „Allein schafft man die großen Ziele nicht“, erklärt Franz Sauseng, Geschäftsführer des Abfallentsorgers Interseroh. In puncto Hygiene und Haltbarkeit sei Kunststoff gegenüber Verpackungen aus Glas oder Karton klar im Vorteil, durch das höhere Gewicht falle zudem beim Transport deutlich mehr CO2 an. Betrachte man den gesamten Footprint, entfallen 90 % der aufgewendeten Energie auf das Produkt und nur 10 % auf die Verpackung.

Auch aus der Medizintechnik sei Kunststoff nicht mehr wegzudenken. „Kunststoff definiert die Zukunft“, ist Stefan Engleder, CEO von Engel Austria, überzeugt. „Eine Verpackung muss nicht immer aus Kunststoff sein. Man muss differenzieren – was kann wiederverwertet werden, was kann man ersetzen.“

Politik in der Pflicht

Manfred Hackl, CEO der Erema Group, sieht die Politik in der Pflicht, effizientere Rahmenbedingungen zu schaffen. Das oberösterreichische Maschinenbauunternehmen ist globaler Markt- und Technologieführer im Bereich Kunststoffrecycling. Allein im Raum Linz gebe es aber drei unterschiedliche Sammelsysteme, die das Recycling von Verpackungen unnötig kompliziert und teuer machen, so Hackl. Auch Interseroh-Chef Sauseng fordert eine Verbesserung der Infrastruktur in den Bereichen Trennung, Sammlung, Sortierung und Recycling: „In Wirklichkeit brauchen wir jedes Kilogramm Kunststoff.“ In den nächsten fünf Jahren muss Österreich die Recyclingquoten von Kunststoff verdoppeln.

Philipp Bodzenta, Sprecher von Coca-Cola Österreich, zeigt sich der Wiedereinführung eines Pfandsystems für Getränkeverpackungen nicht abgeneigt. Man sei aber auch offen für „eine komplett neue Lösung“. Schon jetzt wird das gesamte Römerquelle-Sortiment in Flaschen aus 100 % wiederverwertetem PET abgefüllt.

Ab 2021 sind gemäß der europäischen Richtlinie Einweg-Erzeugnisse aus Kunststoff verboten. Ausschlaggebend für die Einigung auf EU-Ebene war eine Erhebung, wonach die Hälfte des Abfalls an den europäischen Stränden aus Kunststoff-Einwegprodukten besteht. Plastikabfall im Meer ist auch Axel Kühner, Geschäftsführer des Kunststoffverarbeitungsbetriebs Greiner, ein Dorn im Auge: „Es geht darum, nicht Kunststoff zu vermeiden, sondern Kunststoffabfall. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Verpackungen nicht in die Umwelt gelangen.“

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