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Putz - ein Produkt aus der Region

Putz - ein Produkt aus der Region Foto: iStock

Regionale Produkte sichern Arbeitskräfte, schaffen eine hohe Wertschöpfung und schonen mit kurzen Transportwegen das Klima. Eine Studie des Studia-Instituts zeigt, wie sich die Herstellung massiver Baustoffe positiv auf ländliche Strukturen und die Umwelt auswirkt.   

Im aktuellen türkis-grünen Regierungsprogramm kommt das Wort »Regionalität« bzw. »regional« 61 Mal vor. Der Bogen reicht von der öffentlichen Vergabe über die Kunst- und Kultur bis zur regionalen Kreislaufwirtschaft. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Nicht nur, weil es dem klimapolitischen Zeitgeist entspricht, sondern weil die Regionalität zur Wertschöpfung in strukturschwachen Gegenden beiträgt und dort Arbeitsplätze sichert, wo es kaum noch welche gibt.

Das alles trifft auch und vor allem auf massive Baustoffe zu. Eine Studie des Studia-Instituts aus dem Jahr 2016 zeigt, dass Zement, Ziegel, Beton und Putze direkt und indirekt die wirtschaftliche Existenz von rund 200.000 Österreicherinnen und Österreicher sichern. Zu 55 Prozent entfaltet sich dieser Effekt im ländlichen Raum. Auch die Wertschöpfung kann sich sehen lassen. Ein Euro, der im Massivbau eingesetzt wird, löst Folgeinvestitionen von 3,15 Euro aus, dies entspricht einer Wertschöpfung von rund zwei Milliarden Euro.

Kurze Transportwege

Neben den Arbeitsplätzen und der Wertschöpfung bleiben auch die Produkte selbst regional. Der Transportweg von der Produktion bis zum Kunden beträgt laut Studie nur 35 Kilometer. Insgesamt summieren sich die Transportwege zwischen Rohstoffgewinnung, Produktion und Endabnehmern im Durchschnitt auf gerade einmal 84 Kilometer. Denn die Produzenten massiver Baustoffe siedeln traditionell dort, wo die Ausgangsstoffe leicht verfügbar sind. Aus dem einfachen Grund, dass sich längere Transportwege auch wirtschaftlich nicht rechnen würden.

Damit prägt die Herstellung massiver Baustoffe die regionalen Strukturen des Landes. In diesem Wirtschaftszweig dominieren mittelständische Betriebe. Die Produzenten massiver Baustoffe beschäftigen überwiegend Menschen aus der näheren Umgebung, mehr als die Hälfte aus den jeweiligen Standortbezirken. Darunter befinden sich mit 30 Prozent über 50-Jährigen auch überdurchschnittlich viele ältere Arbeitnehmer.

Schutz der Umwelt

Die lokalen Strukturen kommen nicht nur der Gesellschaft zugute, auch die Umwelt wird geschont. Im Gegensatz zu importierten Baumaterialien entspricht die Produktion massiver Baustoffe den hohen heimischen Umweltstandards. So gilt etwa die heimische Zementindustrie sowohl bei den Emissionen als auch dem Einsatz alternativer Brennstoffe als absoluter Weltmeister.

Während  die heimischen Zementwerke den Anteil alternativer Brennstoffe auf 82 Prozent erhöht haben, sind es in Deutschland gerade einmal 65 Prozent. Dazu kommt, dass Gebäude in Massivbauweise durch ihre lange Lebensdauer sowohl wirtschaftlich wie ökologisch nachhaltig sind.

Dennoch bekommt die heimische Massivbaubranche vermehrt die Konkurrenz durch Billigbauweise und den Import aus Ländern mit geringeren Umweltstandards zu spüren. Hier kritisiert etwa der Fachverband Steine-Keramik, dass es keine korrekte ökologische Bewertung der einzelnen Baustoffe gibt.

»Wir müssen zwar Belastungen durch Ökostrom und steigende Kosten für Zertifikate tragen, die ökologischen Vorteile unserer kurzen Wege und der langlebigen Produkte werden im bestehenden System nicht berücksichtigt«, sagt Geschäftsführer Andreas Pfeiler, der deshalb eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung zur Aufwertung regionaler Produkte wie etwa in der Lebensmittelindustrie fordert.


Bild: »Für eine korrekte ökologische Bewertung aller Baustoffe braucht es eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung«, sagt Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik.

So könnten auch in der Bauwirtschaft heimische Standards und soziale Effekte, insbesondere aber kurze Transportwege berücksichtigt werden. »Es geht um die Würdigung der nachhaltigen Qualitäten massiver Baustoffe und vor allem um Fairness in der ökologischen Bewertung.« Das würde regionale Strukturen bewahren und für echte Nachhaltigkeit sorgen.


Kurze Transportwege (im Durchschnitt)

Vom Rohstoff bis zum Werk: 49 km
Vom Werk bis zum Endkunden: 35 km
Gesamttransport: 84 km      


Zahlen und Fakten

-34.000 Personen sind direkt in der Produktion beschäftigt.
-Davon wohnen 50 % direkt in der Region.
-Rund ein Drittel der Beschäftigten ist über 50 Jahre.
-Die Produktion massiver Baustoffe sorgt für 65.000 Beschäftigte im Bauwesen.
-Die Massivbaustoffherstellung sichert 200.000 Existenzen in Österreich.
-Die durch die Massivbaustoffherstellung ausgelöste Wertschöpfung liegt bei über 2 Milliarden Euro.
-Sämtliche Effekte kommen zu 55 % dem ländlichen Raum zugute.

Last modified onMittwoch, 11 März 2020 12:39
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