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„Wenn man kein Politikum daraus macht“

Peter Gönitzer und Susanna Zapreva (Geschäftsführung Wien Energie), Thomas Sabbata-Valteiner (Bürgermeister Pottendorf), Alfred Reinisch (Bürgermeister Tattendorf) und Wolfgang Kocevar (Bürgermeister Ebreichsdorf). Peter Gönitzer und Susanna Zapreva (Geschäftsführung Wien Energie), Thomas Sabbata-Valteiner (Bürgermeister Pottendorf), Alfred Reinisch (Bürgermeister Tattendorf) und Wolfgang Kocevar (Bürgermeister Ebreichsdorf). Bild: Wien Energie/FOTObyHOFER

Wien Energie öffnet sich mit dem Windpark Pottendorf-Tattendorf der Bürgerbeteiligung in der Windkraft und holt Anrainergemeinden an Bord.

Zur Halbzeit des Baufortschritts des Windparks Pottendorf-Tattendorf hatte Wien Energie Ende Mai die Bevölkerung eingeladen, sich am Windkraftausbau symbolisch und finanziell zu beteiligen. Das erfolgreiche Modell der „BürgerInnen-Solarkraftwerke“ wurde erstmals auf die Windkraft ausgedehnt. Sorgen um Abnehmer muss sich die Betreiberin nicht machen: Die aufgelegten 2.579 Anteile zu je 950 Euro und einer jährlichen Vergütung von 2,25 Prozent waren innerhalb von sieben Minuten ausverkauft – trotz einer Mengenbeschränkung von zehn Stück pro Person.

Der Umbau der Energiesysteme in Europa „funktioniert nur gemeinsam mit den Kunden“, ist Wien-Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva überzeugt. Strategisches Ziel des Energieversorgers ist, bis zum Jahr 2030 die Hälfte der erzeugten Energie über Erneuerbare abzuwickeln. Ein Teil davon soll über Bürgerbeteiligungen passieren. Den Beginn machte ein erstes Solarkraftwerk vor drei Jahren in Wien Donaustadt. Seitdem wurden 18 weitere PV-Projekte umgesetzt. Insgesamt haben sich 5.500 Personen beteiligt und dafür über 20 Mio. Euro investiert. „Das Echo war enorm. Wir kommen mit dem Bau von neuen Solaranlagen nicht nach“, berichtet Zapreva.

Im aktuellen Beteiligungsmodell im Süden Wiens wurden knapp 2,5 Mio. Euro aufgeleget. Es ist ein kleinerer Teil jener 66 Mio. Euro, die gesamt in 15 Windräder inklusive Infrastruktur an der Gemeindegrenze Pottendorf, Tattendorf und Ebreichsdorf investiert werden. Wurden Windkraftprojekte in der Vergangenheit von Anrainern und Bürgerinitiativen angefeindet, dreht sich der Wind durch die Partizipationsmöglichkeit. „Wenn man den Menschen die Möglichkeit gibt, an dem Ausbau der Erneuerbaren teilzuhaben, erhalten unsere Projekte auch mehr Akzeptanz“, bestätigt Zapreva.

Aber auch die Anrainergemeinden bekommen ein Stück vom Kuchen. So etwa Pottendorf, das jährlich rund 75.000 Euro lukriert. Die Feuerwehr, das Rote Kreuz und die örtliche Schule erhalten Beiträge, ebenso auch Landwirte mit Eigentum in Nachbarschaft der Windkrafttürme. Es sind rund 200 Euro je Hektar jährlich, die vor allem eines zeigen: Von den Erneuerbaren haben alle etwas. Nicht nur die paar wenigen, die ihre Stellflächen vermieten.

„Der Neid ist das Schlimmste“, weiß der Pottendorfer Bürgermeister Thomas Sabbata-Valteiner. Deshalb war für ihn von Anfang an klar, möglichst die gesamte Gemeinde als Nutznießerin in diesem Gemeinschaftsprojekt zu positionieren. Die Energieprojekte würden auch quer durch die politischen Coleurs der Gemeinden funktionieren. „Unter der Bedingung, dass man kein Politikum daraus macht und die Ziele klar formuliert sind“, sind Sabbata-Valteiner und seine Bürgermeisterkollegen Alfred Reinisch, Tattendorf, und Wolfgang Kocevar, Ebreichsdorf, überzeugt.


Eckdaten Windpark Pottendorf/Tattendorf

Anzahl: 15 Windräder
Typ: 12 Enercon E-101 und 3 Enercon E-82
Rotordurchmesser: 101 m bzw. 82 m
Nabenhöhe: 135 m bzw. 108 m
Leistung Windpark: 42,9 Megawatt
Baustart: Juli 2014
Inbetriebnahme: Herbst 2015
Bauzeit: 15 Monate
Erzeugung: 94.400 Megawattstunden pro Jahr (deckt den Strombedarf von rund 28.600 Haushalten)

Last modified onDonnerstag, 18 Juni 2015 14:25
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