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Potenzial von Blockchain-Lösungen im Umweltbereich (Teil 2/2)



Im 1. Teil der Artikelreihe (Link) haben wir zum Thema „Welche Chancen bieten sich durch Blockchain für den Umweltschutz?“ über Nutzen und Potenziale von Blockchain-Lösungen im Umwelt-Bereich informiert. Nachhaltige Wirtschaftsmodelle auf der einen Seite sowie zukunftsfähige, sichere Technologien auf der anderen Seite werden für Konsumenten und Unternehmen immer wichtiger, was sich anhand zahlreicher weiterer Praxisbeispiele aufzeigen lässt. Wir haben uns einige Best Practices genauer angesehen. Von Andreas Öser, Auditor und Assessor bei qualityaustria

Emissionsgutschriften

Einige Unternehmen verwenden beispielsweise Blockchain und Kryptowährungen, um dynamisch auf die Umwelt einzuwirken. Ein Modell für diesen dynamischen Einfluss ist die Poseidon Foundation. Ebendiese bekämpft den Klimawandel durch die Einbeziehung sogenannter Emissionsgutschriften. Dies alles wird durch die Blockchain-Plattform Reduce implementiert. Reduce analysiert den CO2-Fußabdruck eines Produkts und gibt ihm einen relativen CO2-Kreditwert.

Die Endkosten des Produkts beinhalten dann diesen CO2-Kreditwert. Diese höheren Kosten tragen dazu bei, Kunden vom Kauf von Produkten mit höheren Umweltkosten abzuhalten. Die Poseidon Foundation behauptet, dass Blockchain in diesem Prozess von entscheidender Bedeutung war, da sie es ermöglicht hat, effizient öffentliche, unveränderliche Aufzeichnungen über jeden CO2-Kredit zu erstellen und gleichzeitig die Implementierung in Einzelhandelssystemen auf der ganzen Welt zu vereinfachen.

Energiezertifikate, Datensammlung

Außerdem lassen sich zum Beispiel Energiezertifikate auf der Blockchain speichern, sodass Konsumenten jederzeit die Stromquellen nachvollziehen können. Langfristig ist sogar ein dezentraler Peer-to-Peer-Energiemarkt vorstellbar, auf dem private Stromerzeuger Ökostrom direkt an den Verbraucher weiterleiten könnten, ohne dafür den Umweg über Energiekonzerne gehen zu müssen.

Daher kann Blockchain den Übergang zu dezentralen, sauberen und ressourcenschonenden Energie- und Wassersystemen in großem Maßstab unterstützen. Plattformen könnten verteilte Daten zu diesen Ressourcen sammeln – zum Beispiel Wasser- und Energiedaten auf Haushaltsebene, die mit intelligenten Sensoren erfasst wurden.

Dies ist ein Grundpfeiler, da Entscheidungsträger in den Systemen, sowohl zentralisierte Behörden als auch Benutzer auf Einzelhandelsebene, häufig Entscheidungen basierend auf wenigen Informationen treffen. Blockchain-basierte Plattformen könnten dies überwinden und fundiertere sowie dezentrale Entscheidungen über die Verwaltung dieser Ressourcen ermöglichen. Das könnte die Rückverfolgbarkeit und Überprüfung erneuerbarer Energiequellen, den Peer-to-Peer-Handel, dynamische Preise und ein besseres Gleichgewicht auf der Nachfrageseite umfassen.
 
Ermittlung von Abwärmequellen in Gebäuden

In Wien und Graz läuft derzeit ein Forschungsprojekt des Unternehmens PICAPIPE GmbH, welches mittels „Gamification“ (spielerischer Ansatz) von Bürgern erforschen will, ob dieses Konzept zur  Potenzialermittlung von industriellen und gewerblichen Abwärmequellen in Wien und Graz sinnvoll ist. Viele kleinere Abwärmequellen oder Rechenzentren sind nicht erfasst und scheinen dadurch auch nicht in Datenbanken auf. Durch den Einsatz einer Blockchain-Technologie soll erforscht werden, ob einerseits Bürgerdaten anonymisiert und verschlüsselt registriert werden. Andererseits wird erkundet, ob Errungenschaften im Spiel als einzigartige Leistung abgespeichert, aber auch belohnt werden können und inwiefern dieswiederum zur Motivation der Spieler und damit zu mehr Daten über nicht erfasste Abwärmequellen in Gebäuden führt.

Bäume pflanzen

Ein weiteres umweltbewusstes Blockchain-Unternehmen ist Bitseeds. Bitseeds ist eine Blockchain-Lösung zur Bekämpfung der Entwaldung, worüber jede Kryptowährung frei ausgegeben werden kann. Bitseeds wirkt sich jedoch auf die Umwelt aus, indem es verspricht, für jedes auf seiner Plattform erstellte Bitseed einen Baum zu pflanzen. Mit diesem Versprechen verpflichtet sich Bitseeds, über eine Milliarde Bäume zu pflanzen, um die Hälfte aller Regenwälder zu erhalten und wiederaufzubauen.
 
Ein anderes Konzept verfolgt das Unternehmen Smart Forest

Das Startup Smart Forest aus Deutschland will tatsächlich gepflanzten Bäumen ein Zertifikat zuordnen und sie damit zu handelbaren Waren machen. Über die Webseite des Unternehmens lassen sich Token erwerben, die als Gegenwert für die Bäume gelten. Die einzelnen Token gibt es nur einmal und sie sind nicht austauschbar. Die Idee dabei: Die Bäume sind permanent von Wertund eine Investition in Wälder soll damit attraktiver gemacht werden und einen Beitrag für eine gesündere Umwelt leisten. Außerdem sind im Angesicht der Inflation vor allem Bäume eine Geldanlage, bei der mit einer verlässlichen Wertsteigerung zu rechnen ist – von den vielen ökologischen Vorteilen ganz abgesehen.

Kultur und Bewegung

Die Stadt Wien hat mit dem Projekt des Kultur-Token gestartet, welches wegen COVID-19 aber ausgesetzt werden musste. Die Bürger können eine App installieren, bei der sie Token sammeln, indem sie sich umweltfreundlich – etwa mit den Verkehrsmitteln der Wiener Linien – in der Stadt bewegen. Die besagten Token können anschließend in Kulturinstitutionen eingelöst werden.
Ausblick

Anhand der Anwendungsbeispiele scheint ein wesentlicher Zusammenhang zwischen Tokenisierung und Blockchain für den Erfolg von Blockchain Lösungen notwendig.

Wie man anhand der zahlreichen Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen sehen kann, ist hier eine positive Entwicklung im Gange. Auch Österreich braucht sich mit Lösungen wie beispielsweise in der Überwachung von Stahl-Lieferketten, Car-Sharing, Ermittlung von Abwärmequellen oder Bürger zu mehr Bewegung und Kultur zu begeistern nicht zu verstecken.

Mit Institutionen wie beispielsweise dem Forschungsinstitut für Kryptoökonomie, Austrian Blockchain Center oder dem Arbeitskreis der Austria Pro sollte sich diese positive Entwicklung auch fortsetzten.

Bild: iStock

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