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SAP Modul PP/DS: Kapazitätsplanung für kühle Rechner

Reinhard Paizoni ist Projektmanager und Managing Consultant bei der SAP-Beratung CNT Management Consulting AG in Wien. Reinhard Paizoni ist Projektmanager und Managing Consultant bei der SAP-Beratung CNT Management Consulting AG in Wien.

Eine der größten Herausforderungen für Fertigungsunternehmen ist es, Material-, Produktions- und Personalressourcen so intelligent einzusetzen, dass Kundenaufträge immer zeitgerecht abgearbeitet werden und es zu keinen Stehzeiten kommt. Mit dem SAP Modul PP/DS kann die Kapazitätsplanung auf eine ganz neue Optimierungsstufe gehoben werden. Ein Kommentar von Reinhard Paizoni, CNT Management Consulting.

Die Fertigung von Konsum- oder Industriegütern ist heute ein komplexes Unterfangen, das oft hunderte oder sogar tausende Einzelschritte umfasst. Während die Herstellung von Medikamenten oder Lebensmitteln noch vergleichsweise einfach ist, geht es bei technischen Apparaturen, Anlagen- und Fahrzeugbau um viele, oft global vernetzte Lieferketten, die der Produktions- und Kapazitätsplaner im Blickfeld haben muss. Jeder Ausfall und jeder Planungsfehler kann hier gleich zu einem immensen Schaden führen, der durch keine Versicherung gedeckt ist.

Kein Wunder, dass sich die Kapazitätsplanung als Teil der Produktionsplanung inzwischen zu einer existenziellen Philosophie in großen Unternehmen entwickelt hat. Gute Kapazitätsplaner sind heute Datenmanager und Bildschirmvirtuosen, und nicht etwa – wie früher – Schichtführer in den Werkshallen, die mit Excel-Listen, Schultafeln oder auch papierenen Tagesrasterplänen arbeiten. Das ist indes gar keine Abwertung der Meistersinger an den Maschinen und Anlagen, sondern pure Notwendigkeit, um dem Betrieb Kosten und Ausfälle zu ersparen.

Hürden auf dem Weg zur Umstellung

Die Angst vor dem Bedeutungsverlust und die Aussicht, die Umstellung nicht zu schaffen, ist in der Werksbelegschaft denn auch die größte Hürde für die Einführung moderner Kapazitätsplanungstools. Hinzu kommt die Skepsis, dass das gesamte Wissen und die langjährige Betriebs- und Produktionserfahrung im Kopf des Chef-Werksmeisters nun plötzlich in einem System abgebildet werden sollen. Aber genau das ist die Chance für alle Beteiligten: Die physischen Gegebenheiten der Produktion werden in einem solchen Datenmodell nachvollziehbar abgebildet.

Die Produktionspläne werden so also nicht mehr manuell – und auf Basis der Erfahrung einzelner Fachkräfte – erstellt. Es geht vielmehr darum, die vielfältigen Erfahrungen aller beteiligten Fachkräfte in die Parametrisierung der Planungssoftware einzubringen und laufend zu verbessern, um die automatisch errechneten Planungsergebnisse zu optimieren.

Zur Ehrenrettung der alten Werksmeister: Ältere Planungstools waren tatsächlich steinzeitlich in punkto Usability und Bedienbarkeit, und sie waren vielfach zu kompliziert für die vielen Abhängigkeiten in den Produktionskomponenten. Hinzu kamen die schwache Aufbereitung der Daten, die Unmöglichkeit, Komponenten zu verschieben oder häufige Fehlermeldungen anstelle von automatisierten Änderungsvorschlägen – kurzum: Ein System mit solchen Kinderkrankheiten war keine echte Motivation, die zuvor lange bewährte Planung aufzugeben.

Geänderte Herausforderungen

Doch die Herausforderungen liegen nicht nur inhouse. Auch die Kundenerwartungen haben sich dramatisch geändert. Kürzere Produktionslebenszyklen, viel häufigere Änderungen und Anpassungen, die eine Neuplanung nötig machen, zunehmende komplexe Einzelanfertigungen (anstelle der viel einfacheren Massen/Serienfertigung) erhöhen den Druck zur Optimierung, Umrüstung und Neustrukturierung von ganzen Fertigungsstraßen. Jeder Kunde will seine individuelle persönliche Konfiguration, höchste Benutzerfreundlichkeit und reife Applikationen. Dasselbe muss natürlich auch für die Kapazitätsplanung gelten – „drag and drop“ ist die Devise.

Integrierte Planungslösung

Gerade diese Schnelllebigkeit im Geschäft und die Notwendigkeit rascher reagieren zu können macht es erforderlich, mit modernen Planungsmethodern und –tools zu arbeiten. Das Kapazitätsplanungsmodul PP/DS von SAP vereint alle Anforderungen unter einem Dach – es ist bedienungsfreundlich, browserbasiert und nunmehr auch schnittstellenfrei eingebettet in das S/4HANA Gesamtsystem. Mittlerweile werden hier alle Daten der fertigungsabhängigen Prozesse – via Fiori App – so aufbereitet und dargestellt, wie man es von anderen praktischen Web-Anwendungen kennt.

Das ist auch die große Stärke des neuen Kapazitätsplanungsmoduls: Auch wenn PP/DS gegenüber Stand-alone-Lösungen von Drittanbietern vielleicht noch die eine oder andere Schwachstelle hat, als integrierte Prozesslösung im neuen SAP S/4HANA ist das Modul unschlagbar. Abgesehen davon, dass man alle verfügbaren Daten aus einer Quelle holen kann (Single Source of Truth), erfolgt der komplette Belegfluss durchgängig bis hin zur Finanzbuchhaltung über ein einziges System, und das ganz ohne nervige Schnittstellen (= Wartung).

Innovationsschub durch Neuerungen

In punkto Fortschritt sticht bei der PP/DS-Kapazitätsplanung zuallererst die grafische Aufbereitung der Daten und Prozesse ins Auge. Das ist nicht nur eine Grundlage für die leichtere Bedienbarkeit, sondern auch die zentrale Motivation, mit dem Modul zu arbeiten – auch deshalb, weil der häufig sehr große Funktionsumfang der erweiterten Planung berücksichtigt werden kann. Die einfachere Darstellung komplexer Prozesse ist geradezu ein Erfolgsgarant für die steigende Nachfrage.

Ein weiterer Vorteil ist die schon angesprochene Integration in S/4HANA, während die Kapazitätsplanung bei der Vorgängerversion R/3 noch separat – und sogar auf eigenen Servern laufen musste. Und nicht zuletzt tragen die für die Aufbereitung und Darstellung eingesetzten „Fiori“-Apps zur Attraktivität des Planungsmoduls bei. Sie führen nicht selten zu einem echten Innovationsschub in den Unternehmen und beflügeln zudem die interne Kommunikation zwischen Technikern und Planern.

Fazit
Mit dem integrierten SAP Kapazitätsplanungsmodul PP/DS kann man selbst hochkomplexe Anforderungen in der Fertigungsplanung bewältigen und den Einsatz von Maschinen, Material- und Personalressourcen zeitgemäß visualisieren. Die schnittstellenfreie Integration des Moduls in die SAP S/4HANA-Welt trägt dazu bei, die Ressourcenplanung zu optimieren und die Fehlerhäufigkeit zu senken – vor allem dann, wenn es um die tagesaktuelle flexible Anpassung der Planung geht.


Über den Autor
Reinhard Paizoni ist Projektmanager und Managing Consultant bei der SAP-Beratung CNT Management Consulting AG in Wien.

Last modified onDienstag, 08 September 2020 17:37
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