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Au!tark

Au!tark Foto: Thinkstock

Der Starke ist am mächtigsten allein. Und das gilt ganz besonders fürs Eigenheim. Ein Umbau von Rainer Sigl.

Ja, schauen Sie sich das an: In dieser Spalte, da haben wir den momentanen Energieverbrauch, da drüben, da ist die Luftfeuchtigkeit und die Temperaturkurve, und hören S’ das Piepsen? Ganz leise? Ja, das ist der Monitor vom Temperaturfühler von der geothermischen Basisstation unter uns, das bedeutet: Alles paletti! Genauso wie die Solar, schauen S’, die sieht man sogar von da, dort am Dach, die Wärmepumpe in der Garage und die Kleinwindkraft hinten im Garten, gut, die sieht man von hier nicht. Ja, ich weiß, es ist a bisserl eng da im Auto, Moment, ich schieb den Vordersitz ein bisserl nach hinten …. so! Hach, es ist ein geiles Gefühl. Endlich autark. Mein Haus. Ich hab’s geschafft.

Wie ich vor einem Jahr angefangen hab, da hat die Irmi, meine Frau, mir noch den Vogel gedeutet! Autark, wozu, hat Sie gesagt, stellen Sie sich das vor! Ausgelacht hat’s mich, aber jetzt: Ha! Jetzt würd’s schön schauen! Gut, sie sieht’s halt nicht mehr, weil’s halt wieder zu ihrer Mutter, aber wurscht. Der Starke ist am mächtigsten allein, und ich sag Ihnen, dieses Projekt jetzt, mit der Autarkie und so, da hab ich eh keine Zeit für sie. Vorsicht, setzen Sie sich nicht auf die Handbremse, bitte.

Jedenfalls: Das Haus ist autark! 250 Quadratmeter Unabhängigkeit, vom Keller bis zum Dach! Ich brauch nix mehr! Ausgesorgt! Erneuerbare Energie von unten, oben, von der Sonne, aus der Luft – nie mehr Abhängigkeit! Auch nicht vom Wasserwerk! Nein, mein Herr! Ich hab einen Hausbrunnen, eine Wasseraufbereitungsanlage, einen 100.000-Liter-Tank mit organischer Filter- und Umwälzungsanlage, eine ausgeklügelte Luftbe- und -entfeuchtungsanlage – da geht kein Tropferl verloren!

Ja, sicher ist das luftdicht. Ja klar, sonst kommt ja wieder das G’scher mit Verdunsten, und dann ist das ja nie ein geschlossenes System, und ich mein: Wenn schon autark, dann richtig. Gut, man muss halt schon immer gut schauen, auch mit der Luftumwälzung und den Luftfiltern, und dem leichten Überdruck im Haus, aber wozu hat man diese tolle Technik? Alles hier, in diesem Laptop! Bitte? Ja, die Autobatterie hält das schon aus. Alle fünf Stunden fahr ich eine Runde zum Aufladen, das passt schon.
Eine Zeitlang war ich schon unsicher, weil: So ein Haus, ganz autark, also nicht nur so ein bisserl, sondern richtig, wirklich, total – das ist schwierig!

Bis ich dann einmal gesagt habe, aus, ich reduzier jetzt einfach diese ganzen chaotischen Unwägbarkeiten, alles, was die Stabilität im System bedroht, muss radikal raus – da war’s dann auf einmal ganz einfach! Und ja, samma uns ehrlich: Der Mensch ist und bleibt der größte Unsicherheitsfaktor. So richtig autark sein, mit so einem Haus, und dann ein Mensch mittendrin? Die Türen dauernd auf, zu, auf, zu, dann duschen, mal so viel Wasser, mal weniger, heut das, morgen das – ein Albtraum! Drum, die Irmi ist ja sowieso weg, und seit ich jetzt hier im Auto, bitte, es ist ja eh ein Kombi, ich hab ja eh einen warmen Schlafsack, nicht, also – Autarkie: Ich hab’s geschafft! Das autarkste Haus weit und breit!

Weil: Für die Unabhängigkeit muss schon einmal auch ein Opfer bringen.

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