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Eine Frage des Geldes

''International geht alles sehr stark in Richtung Totalunternehmer, der plant und baut. Davon sind wir in Österreich noch weit entfernt'', sagt Andreas Gobiet. Andreas Gobiet, Präsident des Verbands der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe, im Interview.

Er erklärt, warum das Denken im Lebenszyklus eine Frage des Geldes ist, wie man der Korruption am Bau beikommen kann und warum der Politik gar nichts anderes übrig bleiben wird, als endlich das Berufsgesetz zu ändern.

Report: Wie geht es den Ziviltechniker- und Ingenieurbetrieben aktuell?

Andreas Gobiet: Wir leben rund zur Hälfte von öffentlichen Aufträgen. Die Zurückhaltung der öffentlichen Hand hat im letzten Jahr zu einem Minus bei den Ausschreibungen von rund 30 % geführt. Für heuer sind die Aussichten sogar noch schlechter. Wir rechnen mit einem Rückgang von 50 %. Weil die Banken Probleme bei der Kreditvergabe haben, können auch die Privaten nicht sofort in die Bresche springen. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich die allgemeine Situation mittel- und kurzfristig deutlich verschärfen wird.

Report: Wie kann man sich für diese Zeit wappnen?

Gobiet: Ganz wichtig wäre die längst überfällige Änderung des Berufsgesetzes, damit Büros unternehmerisch agieren können. Etwa indem sie Gesellschaften mit anderen Disziplinen gründen oder Fusionen mit anderen Büros eingehen oder auch selbst ins Finanzierungsrisiko gehen. Das alles ist heute nicht möglich, würde die Situation für die Unternehmen aber deutlich verbessern. 

Report: Dieses Thema begleitet Sie seit vielen Jahren. Schon als Präsident der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und dem Burgenland haben Sie für eine Adaptierung des Berufsgesetzes gekämpft. Glauben Sie noch an eine Anpassung des Gesetzes?

Gobiet: Ich weiß, dass der Veränderungswille generell sehr schwach ist. Ich bin aber überzeugt, dass sich etwas ändert. Der Politik wird gar nichts anderes übrig bleiben, weil sich die Anforderungen ändern. International geht alles sehr stark in Richtung Totalunternehmer, der plant und baut. An solchen Unternehmen müssten wir als Ziviltechniker beteiligt sein, aber derzeit dürfen wir das gar nicht. Wenn eine Bank oder eine Baufirma als Totalunternehmer auftritt, dann ist das wesentliche Ziel die Gewinnoptimierung, während Ingenieure und Architekten mehr auf die Qualität schauen. International werden Großaufträge deshalb in der Regel an Totalunternehmer vergeben, die aus Ingenieuren, Architekten und Baufirmen bestehen.

Report: Ein immer wiederkehrendes Thema in der Bauwirtschaft ist die Korruption. Wie kann man dem entgegenwirken?

Gobiet: Die Weltbank geht davon aus, dass ein Drittel der in der globalen Bauwirtschaft umgesetzten Billiarden Euro in die Korruption fließt. Deshalb haben wir im Weltverband der Ingenieure FIDIC Integritätsmanagementsysteme entwickelt. Das sind Zertifizierungsmodule, die die Grundlage für korruptionsfreies Handeln bilden sollen. 

Report: In Österreich scheint man von derartigen Entwicklungen und Systemen noch weit entfernt zu sein. Warum passiert nichts in diese Richtung?

Gobiet: Den Medien ist zu entnehmen, dass dabei die Parteienfinanzierung eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Aber das kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist, dass es in anderen Ländern deutlich besser klappt als bei uns. Das liegt auch daran, dass der Zugang ein anderer ist. Wenn man gemeinsam baut und Planende und Ausführende an einem Tisch sitzen, dann wird der Raum für Korruption deutlich eingeengt.

Report:
Lange Zeit wurde nur in Errichtungskosten gerechnet, jetzt wird zumindest viel von Lebenszykluskosten geredet. Kommt es hier zu einem realen Paradigmenwechsel oder bleibt es bei Lippenbekenntnissen?

Gobiet: Es passiert tatsächlich viel in diese Richtung. Das hat auch mit dem schönen Begriff der Nachhaltigkeit zu tun. Da kommt es zu einem Umdenken in Sachen Energiekosten oder Betriebskosten. Aber auch die Nachverwertung spielt heute eine viel größere Rolle als noch vor einigen Jahren.

Report:
Aber gerade Ihrem Gewerbe haftet doch der Ruf an, sich wenig um den Betrieb, um das Nachher zu kümmern.

Gobiet: Das ist wie so oft eine Frage des Geldes. Wenn gewünscht wird, dass sich der Planer auch Gedanken über die Lebenszykluskosten macht, dann muss das auch entsprechend vergütet werden. Der Wille oder das Know-how ist den Ziviltechnikern und Ingenieuren sicher nicht abzusprechen.

Last modified onDienstag, 28 Februar 2012 13:42

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