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»Der nächste Leap-Moment kommt bestimmt«
Bei den Future Brick Days von Wienerberger wird Milan Kastenmüller über die Symbiose von KI und Design sprechen – Live-Demo inklusive. Der Bau & Immobilien Report konnte schon vorab mit dem Berliner Creative Technologist und AI Production-Engineer über Potenziale und Gefahren der KI sprechen. Er erklärt, mit welchen großen Sprüngen er rechnet und warum Utopien und Dystopien nahe beieinanderliegen.

Sie sind Creative Technologist, Art Director und AI Production-Engineer, der sich auf die Entwicklung und Anpassung fortschrittlicher KI-Pipelines für Animation, Bild- und Textgenerierung spezialisiert hat. Wie genau kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Milan Kastenmüller: Überspitzt formuliert, kann man sagen, dass ich den ganzen Tag neue KI-Technologien teste und prüfe, was am besten funktioniert, und mich darüber mit der Community austausche. Aktuell hat man den Eindruck, dass jeden Tag 20 neue Tools auf den Markt kommen, die man für Bild, Text und Ton nutzen kann. Das gibt mir als eigentlich traditionellen Designer plötzlich die Möglichkeit, Software-Entwickler zu werden und in das User-Interface-Design einzutauchen. Daraus ergeben sich ganz viele Freiheiten, größer und weiter zu denken.
Wo sehen Sie die Schnittstelle zur Architektur und zum Bauwesen?
Kastenmüller: Durch den Einsatz der neuen Technologien wird der traditionelle Workflow des Designs aufgebrochen und der Aufwand dramatisch reduziert. Bislang mussten in der Architektur aufwendige 3D-Renderings erstellt werden, um verschiedene Perspektiven zu zeigen. Mit KI können Gebäudemodelle aus einem 2D-Rendering, einem Sketch oder einer Formgebung einfach erstellt und gedreht werden. Dafür braucht es nur noch eine Stilreferenz und einen Prompt. Im Rahmen der Future Brick Days werde ich dazu auch einen Live-Use-Case zeigen.
KI hat ihre größten Stärken in repetitiven Anwendungen. Ist das nicht ein Widerspruch zu Design und Architektur, wo das Unikat großgeschrieben wird?
Kastenmüller: Das ist ein guter Punkt. Aber man kann seine Pipeline ja entsprechend individualisieren. Man hat alle Freiheiten der Welt, um die Software zu trainieren, mit Daten aus dem Internet zu füttern, den sogenannten LoRa-Modellen, und daraus ein Feintuning der Ästhetik zu machen. Daraus ergeben sich auch komplett neue Möglichkeiten, indem man verschiedene Stilrichtungen mischt und eine völlig neue Stilistik erschafft. Es ist immer der Mensch, der die KI bedient und die Vorgaben macht.
Sind die Prompts die Pinsel des KI-Künstlers?
Kastenmüller: Genau! Aber auch das ästhetische Empfinden des Künstlers ist entscheidend. Nicht die KI entscheidet, ob ein Bild gut ist oder nicht, sondern der Mensch.
Wo sehen Sie die KI in Architektur und Bauwesen?
Kastenmüller: In der Organisation sehe ich großes Potenzial in der Prozessoptimierung und der Kundenbetreuung, aber natürlich auch in der Visualisierung und der Planung an sich. Ich sehe die KI als eine Art kreativen Sparringpartner.
Viele Branchenexperten gehen davon aus, dass einfache Gebäude in Zukunft nur noch von KI geplant werden, die KI bei komplexen Formen aber an ihre Grenzen stößt. Sehen Sie das auch so?
Kastenmüller: Das kommt darauf an, welche Informationen man der KI zur Verfügung stellt. Man limitiert die KI immer so sehr, wie man sich selber limitiert.
Viel wird auch über Gefahren durch KI diskutiert. Sehen Sie auch gefährliche Aspekte der KI?
Kastenmüller: Die sehe ich auf jeden Fall. Wir werden sicher schwierige und heikle Phasen durchmachen. KI ist ja auch sinnbildlich für die uralte Utopie, dass alles automatisiert abläuft und sich der Mensch alles abnehmen lässt, was lästig oder mühsam ist. Wir sind aktuell in der Phase der Geschichte, in der wir noch sehr aktiv mitbestimmen können, in welche Richtung es gehen wird. Wir können jetzt dafür sorgen, dass die negativen Szenarien nicht eintreten. Man muss aber schon ehrlich zu sich selbst sein. KI hat das Potenzial, die Zukunft sehr positiv zu gestalten, es kann aber auch zu einer Negativentwicklung kommen, die nicht vorhersehbar ist.
Es fließt aktuell unglaublich viel Geld in die Entwicklung von KI. Das ist auch gut und wichtig. Man muss aber auch die Frage stellen, woher das Geld kommt, welche Werte dahinterstehen und welche Ziele verfolgt werden.
Die vielen Dystopien, die man aus der Popkultur kennt, sind also gar nicht so weit von einer möglichen Zukunft entfernt?
Kastenmüller: Wir wissen, dass Elon Musk Science-Fiction liebt und vieles, das in der Literatur dargestellt wird, auch genauso anstrebt. Interessant finde ich, sich die Urheber dieser Geschichten anzusehen, die mit ihren Werken ja mit dazu beigetragen haben, dass die Menschheit sich mit diesen Technologien beschäftigt.
Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die Zukunft werfen. Angenommen, wir führen in zwei Jahren wieder ein Interview. Wo werden wir in Sachen KI stehen?
Kastenmüller: Ich bin überzeugt, dass es eine Gesamtlösung für Bild und Text gibt. Wahrscheinlich wird es drei globale Player geben, die den Creation Space bieten. Dazu wird es zahlreiche Communitys geben, die branchenspezifische Lösungen weiterentwickeln. Es werden leider auch viele Menschen ihren Job verlieren, weil die agentische KI, also künstliche Intelligenzsysteme, die mit begrenzter Aufsicht ein bestimmtes Ziel erreichen können, immer billiger und damit auch für kleinere Unternehmen leistbar werden. Vieles wird von der politischen Entwicklung in den nächsten zwei Jahren abhängen. Die Technologie ist aktuell auch das, woran wir uns alle festhalten. Es ist die Gottheit, die wir erschaffen wollen.
Wird die KI Bewusstsein entwickeln können?
Kastenmüller: Das weiß ich nicht.
Was glauben Sie?
Kastenmüller: Ich glaube, es ist möglich, aber da ist auch viel Buzz-Wording dabei. Ich denke, es wird Ansätze geben. Die neuen Modelle sind schon sehr responsive. Aber da stehen wir noch ganz am Anfang. Generell kann man bei der Entwicklung der KI davon ausgehen, dass es wieder einen großen Leap-Moment geben wird, ähnlich wie damals mit ChatGPT, eine Art Awakening mit AGI, Artificial General Intelligence.
Ich habe mich jetzt eine Zeit lang mit dem KI-Designer Milan Kastenmüller unterhalten. Jetzt würde ich gerne die Privatperson Milan Kastenmüller fragen, wie oft Sie KI im Alltag verwenden?
Kastenmüller: Ich kommuniziere auch privat viel mit der KI. Ich mache viel Research mit KI, aber ich versuche, viel zu lesen. Nicht nur technische Papers, sondern ich genieße es auch, einfach mal ein Buch in die Hand zu nehmen und mich mit einer analogen Medienquelle auseinanderzusetzen.
Über Milan Kastenmüller
Milan Kastenmüller ist ein Creative Technologist, Art Director und AI Production-Engineer, der sich auf die Entwicklung und Anpassung fortschrittlicher KI-Pipelines für Animation, Bild- und Textgenerierung spezialisiert hat. Mit einem Fokus auf modernste Technologien zeichnet er sich darin aus, Herausforderungen in der Produktion zu meistern, indem er maßgeschneiderte Bild- und Sprach-KI-Modelle trainiert, individuell angepasste Pipelines entwirft und präzise,
qualitativ hochwertig generierte Inhalte liefert.
Hinweis: Die Future Brick Days finden am 13. Mai im Architekturzentrum Wien statt. https://www.futurebrickdays.at/
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