Thursday, May 01, 2025

Mehrwert für Manager

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spusu wurde vor zehn Jahren gegründet und ist die Abkürzung für »sprich und surf«. Gründer Franz Pichler schwört darauf, Telco-Services einfach zu halten.

Bild: Spusu

Wie geht es Ihnen in diesem Wirtschaftsjahr? Welche Unternehmensgrößen adressieren Sie?

Franz Pichler: Mir geht es sehr gut und auch geschäftlich entwickelt sich dieses Jahr bereits gut. Wir sind das schnellstwachsende Mobilfunkunternehmen Österreichs, rund zwölf Prozent unserer Kunden sind Unternehmen. Sie alle wollen es einfach haben – jene, die ihre Verträge online abschließen, sind bis zu zwanzig Mitarbeiter groß. Mit diesen Unternehmenskunden haben wir meist keinen direkten Vertriebskontakt. Es gibt auch einzelne Kunden mit mehr als 1.000 SIM-Karten. Unser Spezialgebiet aber ist das Privatkundengeschäft.

Sie wollen Ihre Abdeckung und Leistungen im Heimmarkt Österreich verbreitern. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Pichler: Das Zeitalter des 5G ist da: Frequenzen wandern von 4G zu 5G. Für jene, die Ansprüche an ihren Mobilfunkservice stellen, ist es ratsam, sich einen 5G-Tarif zu nehmen – er funktioniert einfach besser. Man sollte sich einen Wechsel spätestens dann überlegen, wenn man den Tarif bei einem neuen Smartphone wählt. Während wir bei der Zahl von 650.000 Mobilfunkkunden in Österreich praktisch ein grünes Hakerl setzen können, wollen wir auch dort unseren Service weiter verbessern, obwohl er bereits top ist. Unser Alleinstellungsmerkmal ist eine Wartezeit von zehn Sekunden im Durchschnitt, wenn ein Kunde unseren Support anruft.

Im Glasfaserbereich bauen wir seit drei Jahren selbst Infrastruktur – bislang wurden über 185 km Glasfaserkabel verlegt – und wir bieten Breitbandservices auch über offene Glasfasernetze wie ­nöGIG, öFiber, Breitband Oberösterreich und sbidi an. In diesen Netzen haben wir einen Marktanteil von mehr als 33 Prozent, manchmal sogar bis zu 50 Prozent – obwohl wir einer unter 20 Anbietern sind. Auch wenn A1 das Glasfasernetz ausbaut, können die Kunden dank einer Vertriebskooperation Glasfaser bei spusu bestellen. Im Bereich der Lichtwellenleiter wollen wir noch stark in Österreich wachsen.

Welche Herausforderung sehen Sie beim Glasfaserausbau in Österreich?

Pichler: Prinzipiell sind Investitionen in diese Infrastruktur ein sehr langfristiges Geschäft. Mit einem »Return on Investment« ist in etwa 20 Jahren zu rechnen. Es zahlt sich für den Errichter schon aus, denn Glasfaser wird in den nächsten 100 Jahren benötigt werden, so wie Kupfer in den vergangenen 100 Jahren. Aber Breitbandförderungen in Österreich haben bislang den Effekt, dass ausschließlich Baufirmen gefördert werden. Das heißt es wird zwar Glasfaser verlegt, sie findet aber keine Abnehmer. Das macht diese Förderung ineffizient.

Am Beispiel Photovoltaik hat man in den letzten Jahren gesehen, dass es besonders gut läuft, da direkt die Haushalte gefördert wurden und nicht der Dienstleister, der die Anlage errichtet. Hätten wir eine Anschlussförderung für Haushalte bei Glasfaser, würde das den gesamten Markt enorm ankurbeln.

Sie vergleichen doch sehr unterschiedliche Infrastrukturen. Bei PV gibt es im Haushaltsbereich in der Regel bereits den Backbone, die Leitungen, um eine Anlage ans Netz zu schließen.

Pichler: Wir haben bei Breitband die gleiche Situation in Gebieten, die bereits mit Glasfaser erschlossen sind. Trotzdem zögern viele eine Nutzung hinaus. In den nächsten zehn bis 15 Jahren werden ohnehin die meisten Glasfaser vor ihrer Tür oder in der Straße haben. Die Frage ist nur, wie stark Glasfaser tatsächlich nachgefragt wird.

Bei spusu verrechnen wir den Kunden keine Anschlussgebühr und haben dadurch eine wesentliche höhere Take-up-Rate (Anm. Anschlussquote) als der Mitbewerb. Gäbe es generell keine Anschlussgebühren in Österreich oder wären sie gefördert, würden die Anschlussquoten in allen Gebieten massiv steigen. Doppelt so viele Glasfasernutzer bedeuten die Halbierung des Return-on-Invest in der Infrastruktur und ein Ankurbeln der gesamten Wirtschaft.

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Sie bieten als MVNO auch international Mobilfunkservices an. Welche Ziele haben Sie auf dieser Ebene?

Pichler: Wir wollen in den nächsten Jahren in vier Ländern jeweils mehr als 500.000 Kunden gewinnen. In Österreich haben wir das geschafft, wir sind mit unserer Marke auch in Italien, UK und in der Schweiz präsent. In der Schweiz sind wir seit August 2024 tätig und wachsen auch dort bereits mit rund 5.000 Kunden pro Monat. Ich selbst hatte das in dieser Form gar nicht erwartet. Doch unser guter Kundenservice mit einem Serviceteam ausschließlich im eigenen Haus – in allen unseren Ländern – sowie einer Strategie der »first call resolution«, einer Lösung beim ersten Anruf, kommt in der Schweiz gut an. So etwas spricht sich dann schnell herum.

Das alles ist nur möglich, da wir die gesamte Technik, inklusive dem Mobilfunk-Core, selbst entwickelt haben und betreiben. Selbst bei einem technischen Vorfall ist der Weg intern zum eigenen Kollegen sehr kurz. Das schafft kein anderer Mobilfunker.


Hintergrund: Das Unternehmen in Zahlen
Der Mobile Virtual Network Operator (MVNO) spusu nutzt das Netz von Drei und hat in Österreich rund 650.000 Mobilfunkkunden. In Italien hat spusu 100.000 Mobilfunkkunden, in Großbritannien 60.000 und in der Schweiz 30.000. Mehr als 40.000 Kunden gibt es darüber hinaus im Festnetz in Österreich, mehr als die Hälfte davon haben einen Glasfasertarif. Der Konzernumsatz stieg im Vorjahr von 67 Millionen Euro (2023) auf 81 Millionen Euro.