Saturday, July 19, 2025

Mehrwert für Manager

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Sollte Europa weiterhin auf Produkte und Services aus den USA und Asien setzen, und sich so möglicherweise von außereuropäischen politischen Entwicklungen abhängig machen? Ein Rundruf des Report in der IT-Branche zeigt ein einhelliges Stimmungsbild.

Bild: iStock

Der Zugang zu digitalen Technologien – von Cloud-Diensten über KI bis hin zu sicheren Kommunikationssystemen – bestimmt maßgeblich die Innovationskraft und wirtschaftliche Entwicklung vom Staaten. Wenn nun europäische Unternehmen dabei ausschließlich auf nicht-europäische Anbieter angewiesen sind  – begeben sie sich in eine  Abhängigkeit, die auch wirtschaftliche Risiken birgt?

 

Martin Resel, designierter stellvertretender Vorstandsvorsitzender von A1

Portrait Martin Resel

„In einer Welt, in der geopolitische Spannungen zunehmen und technologische Abhängigkeiten zur strategischen Schwachstelle werden, ist digitale Souveränität kein Nice-to-have mehr – sie ist ein Muss. Europa steht vor der Herausforderung, weiterhin von globalen Technologien zu profitieren, ohne sich dabei wirtschaftspolitischen Risiken auszuliefern. Die Antwort liegt in einer starken, unabhängigen digitalen Infrastruktur. Diese schafft Vertrauen, Innovationskraft und Zukunftssicherheit – für Unternehmen, für den Standort Europa und für unsere digitale Gesellschaft.

A1 übernimmt hier Verantwortung: Mit 13 georedundanten Rechenzentren in Österreich, der A1 Private Cloud und der europäischen Public Cloud Exoscale bieten wir Unternehmen jeder Größe die Möglichkeit, ihre Daten sicher, DSGVO-konform und unabhängig zu verarbeiten. Diese Lösungen ermöglichen volle Kontrolle über Daten und Systeme und bieten damit entscheidende Vorteile in Zeiten wachsender Unsicherheit. Hybride Cloud-Modelle, wie sie A1 gemeinsam mit Partnern wie Microsoft realisiert, sorgen zusätzlich für die notwendige Flexibilität – ohne auf Souveränität zu verzichten. Auf diese Weise haben Unternehmen die Möglichkeit, ihre digitale Infrastruktur gezielt zu stärken – und damit die Grundlage für nachhaltige Stabilität, Innovationsfähigkeit und unternehmerische Handlungsfreiheit zu schaffen.“


Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende bei Capgemini in Österreich

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„Digitale Resilienz ist ein zentraler Wettbewerbsfaktor und Voraussetzung für Europas Handlungsfähigkeit in einer geopolitisch instabilen Welt. Entscheidend ist, dass Europa die Kontrolle über seine digitalen Infrastrukturen und Daten behält und ausbaut, ohne sich von globaler Innovation abzukoppeln. Die EU setzt mit Data Act, KI-Gesetz und dem geplanten Cloud & AI Development Act wichtige Standards. Parallel wächst ein starkes Ökosystem souveräner Cloud-Services in Europa. Capgemini unterstützt diese Entwicklung aktiv – etwa mit dem Joint Venture Bleu in Frankreich oder mit Beratung zu souveränen Cloud-Architekturen.

Die Studie des Capgemini Research Institute zur Cloud-Souveränität zeigt: 80 % der Befragten messen Cloud-Souveränität wachsende Bedeutung bei, 52 % integrieren sie künftig in ihre Strategie. Die Bewertung von Cloud-Anbietern unter dem Gesichtspunkt der Souveränität ist dabei zentral – einschließlich Datensouveränität, operativer Souveränität und technischer Souveränität. Unsere Aufgabe als strategischer Partner ist es, Unternehmen den sicheren Brückenschlag zu globalen Lösungen zu ermöglichen – eingebettet in europäische Verträge, Betriebsmodelle und Zertifizierungen. Dafür braucht es flexible Cloud-Architekturen und die gezielte Entwicklung souveräner Cloud-Lösungen. Unternehmen, die diese Elemente proaktiv definieren, bewerten, ausrichten und weiterentwickeln, werden regulatorische Herausforderungen erfolgreich meistern, das Vertrauen stärken und einen Wettbewerbsvorteil aufbauen.“


Bernhard Peham, Head of ITandTEL

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„Rund 70 % des weltweiten Cloud-Marktes werden von drei US-Unternehmen kontrolliert. Doch was bedeutet „Cloud“ wirklich? Es ist kein neutraler Begriff, es ist Propaganda – die Daten befinden sich nicht in einer schwebenden Wolke, sondern auf fremden Servern, in fremden Rechenzentren, verwaltet von unbekannten Administratoren. Selbst wenn diese in Europa stehen, unterliegen sie dem US-Recht – das kennt keine Grenzen. Zugriff auf diese Daten gewähren oder verweigern die Cloud-Anbieter. Lange war das akzeptabel – schließlich vertraute man auf den Rechtsstaat USA. Doch wie sicher ist dieses Vertrauen heute? Und in den nächsten Jahren? Europa gilt als regulatorische Supermacht – technisch aber läuft es hinterher. Dabei kommen viele bahnbrechende Innovationen weiterhin aus Europa. Um digitale Souveränität zurückzugewinnen, braucht es – leider – mehr als nur noch Regulierung.

Ein realistischer Weg: Open-Source-Technologien, kombiniert mit einem fördernden regulatorischen und wirtschaftlichen Umfeld. Europa muss eigene digitale Infrastrukturen schaffen – transparent, demokratisch kontrollierbar und unabhängig. Nur so lässt sich der technologische Anschluss wiederherstellen – und echte digitale Souveränität erreichen.“


Hermann Erlach, General Manager Microsoft Österreich

Microsoft eröffnet Cloud-Region in ÖsterreichIm Rahmen einer Pressekonferenz mit Staatssekretär Alexander Pröll hat Microsoft am 30. Juni 2025 die neue Cloud-Region in Österreich vorgestellt. Die Rechenzentrumsregion ermöglicht lokalen und datenschutzkonformen Zugang zu Cloud- und KI-Technologien direkt aus Österreich.

„Mit der Eröffnung der Rechenzentrumsregion in Österreich schafft Microsoft eine zentrale Plattform für die digitale Souveränität des Landes. Österreichische Unternehmen und Organisationen jeder Größe – vom Kleinbetrieb über Großunternehmen bis hin zur öffentlichen Verwaltung – profitieren damit gleichermaßen von leistungsfähigen Cloud-Technologien direkt vor Ort und können ihre Daten sicher, datenschutzkonform und lokal in Österreich speichern und verarbeiten.

Die Eröffnung der Rechenzentrumsregion in Österreich folgt auf die Ankündigung Microsofts aus dem Mai, in der das Unternehmen fünf neue digitale Zusicherungen für Europa vorgestellt hat. Dazu gehört der Ausbau der Cloud- und KI-Infrastruktur in Europa sowie eine klare Verpflichtung, Europas digitale Resilienz sicherzustellen – unabhängig von geopolitischen oder weltwirtschaftlichen Entwicklungen. Zudem hat Microsoft im Juni die Sovereign Public Cloud vorgestellt. Sovereign Public Cloud stellt sicher, dass Kundendaten in Europa bleiben, europäischem Recht unterliegen, von europäischem Personal betrieben und deren Zugang kontrolliert wird – und die Verschlüsselung vollständig in der Hand der Kunden steht. Das gilt für alle Kunden-Workloads in den europäischen Rechenzentrumsregionen von Microsoft – inklusive jener in Österreich.“


Andreas Grigull, Sales Director Central Europe, OVHcloud

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„Souveräne Daten und eine resiliente digitale Infrastruktur sind die Grundlage der digitalen Unabhängigkeit Europas und unserer strategischen Autonomie. Die standortunabhängige Verfügbarkeit von Daten und Anwendungen hat sich zu einer Lebensader entwickelt. Demnach entscheidet die Resilienz unserer digitalen Infrastruktur zunehmend über die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Regionen. Cloud-Services aus den USA und Asien bergen das Risiko politischer und regulatorischer Abhängigkeiten. Europa kann und sollte als Region weiterhin international kooperieren und muss gleichzeitig eigene Alternativen stärken.

Glücklicherweise gibt es bereits heute konkurrenzfähige europäische Alternativen, die Offenheit, Interoperabilität und Transparenz bieten und damit Unternehmen und Behörden ermöglichen, ihre digitale Zukunft unabhängig und sicher zu gestalten. OVHcloud engagiert sich aktiv für ein starkes europäisches Ökosystem und den Schutz strategischer Daten – für eine digitale Souveränität, die Innovation und Freiheit garantiert.


Alexander Windbichler, CEO ANEXIA Internetdienstleistungs GmbH

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„Digitale Souveränität bedeutet für uns nicht, autark zu sein, sondern, dass Europa gleichberechtigt und auf Augenhöhe mit Amerika und Asien agieren kann. Das ist nicht utopisch, sondern tatsächlich möglich. Nicht-europäische Produkte müssen unter fairen Lizenzbedingungen angeboten werden. Sie dürfen keine „Killswitches“ enthalten, mit denen sie ohne Vorwarnung durch den Hersteller deaktiviert werden können. Außerdem müssen sie auf rein europäischer Infrastruktur betrieben werden können. Unter diesen Voraussetzungen sind wir auch beim Verwenden nicht-europäischer Produkte souverän.

Darüber hinaus existieren zahlreiche europäische Alternativen für bekannte Produkte und Services. Die Website european-alternatives.eu bietet einen guten Überblick und zeigt, wie groß die Bandbreite in Europa ist. Wichtig ist es, den europäischen Unternehmen Raum im Procurement zu geben – in der Privatwirtschaft wie auch bei der öffentlichen Hand. Wer sich verschließt und nur auf Hyperscaler aus Amerika oder Asien zurückgreift, gibt seine technologische Unabhängigkeit und seine Sicherheit auf. Jede Organisation, die sich für europäische Alternativen entscheidet, stärkt unseren Kontinent – wirtschaftlich, technologisch und politisch. Die digitale Souveränität ist in unser aller Interesse.“


Lea Beiermann, Partnership Lead Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDiS) in Deutschland

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„Digitale Souveränität ist in den vergangenen Jahren zu einem zentralen politischen Thema geworden. Immer mehr EU-Staaten erkennen: Wer im digitalen Raum souverän agieren möchte, muss gemeinsame Standards setzen und Infrastrukturen schaffen, die nicht von einzelnen IT-Anbietern abhängen. Eine Stärke der europäischen Zusammenarbeit ist, dass keine Insellösungen entstehen, sondern man sich für Lösungen einsetzt, die miteinander funktionieren.

In Deutschland ist das Zentrum für Digitale Souveränität ein Knotenpunkt auch für internationale Initiativen zu digitaler Souveränität: In sogenannten „100-Tage-Challenges“ arbeiten das ZenDiS, die interministerielle Digitaldirektion Frankreichs, das niederländische Innenministerium und das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung beispielsweise an aufeinander abgestimmten Digitalprojekten. Ein Ergebnis ist die gemeinsame Weiterentwicklung der Open-Source-basierten Office-Lösungen openDesk und La Suite numérique. Die verschiedenen Kooperationen werden aktuell im Aufbau eines European Digital Infrastructure Consortium (EDIC) gebündelt, dessen Gründung im Juli offiziell beantragt wurde. Mit dem EDIC, in dem sich neben Frankreich und Deutschland auch die Niederlande und Italien engagieren, wollen die Mitglieder ein Pilotprojekt zu digitaler Souveränität umsetzen. Es soll den eingeschlagenen gemeinsamen Weg festigen, neue Kooperationsmöglichkeiten schaffen und gemeinsame Finanzierungen vereinfachen.“

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