Samstag, Mai 04, 2024

Astrid Kleinhanns-Rollé, Managing Director der WU Executive Academy, über Rankings, Gehaltssprünge und den MBA als Karriere-Setup.

(+) plus Was sollte man bei der Auswahl eines MBA-Programms beachten?
Astrid Kleinhanns-Rollé: Wir schlüsseln nach sechs Kriterien auf, die wir »BASICS« nennen. Das B steht für »Brand« – Arbeitgeber fragen bei MBAs auch nach, an welcher Uni das Studium absolviert wurde. Je höher das Image, desto interessantere Leute findet man dort meist auch. Das A steht für »Akkreditierungen«, die im Dschungel der vielen Programme eine gewisse Qualität garantieren. Das S steht für »Selectivity« und bezieht sich auf die Auswahl der Teilnehmer. Alle bringen ihre persönliche Berufserfahrung ein, das ist ein riesiger Lerneffekt. Das I bedeutet »Internationalität«: Gerade Wien hat sich zu einem wichtigen Hub in Zentral- und Osteuropa entwickelt. Internationalität bezieht sich aber auch auf die Vortragenden. Kommen sie aus verschiedenen Teilen der Welt, ergibt sich ein interessantes Spektrum. Internationale Residences ermöglichen es zudem, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Das C in BASICS steht für »Curriculum«, das den aktuellen Entwicklungen und neuesten Erkenntnisse entsprechen muss. Das S bedeutet »Satisfaction«. Wir evaluieren genau, wie zufrieden die Teilnehmer in einem Programm sind und passen die Inhalte laufend an.

(+) plus: Bieten Rankings mehr als eine Orientierungshilfe?
Kleinhanns: Detailtiefe gibt so ein Ranking nicht her. Wenn ich vorwiegend jüngere Menschen im Programm habe, wird etwa die Gehaltssteigerung in den drei Jahren nach dem Abschluss entsprechend höher sein. Das heißt aber nicht, dass das Programm besser ist. Wir nehmen am Financial Times-Ranking teil, das die Top-100-Programme weltweit listet. Im Excutive MBA-Programm haben wir viele seniore Teilnehmer mit langer Berufserfahrung, die im globalen Durchschnitt sehr »alt« sind. Für den Austausch untereinander ist das extrem spannend.

(+) plus: Sind große Gehaltssprünge überhaupt noch zu erwarten?
Kleinhanns: Gehalts- und Karriere­sprünge haben unsere Alumni schon. Das liegt vor allem an der starken persönlichen Weiterentwicklung. Bei uns sind im Schnitt Leute zwischen 35 und 38 Jahren mit rund 14 Jahren Berufserfahrung, die wieder ihre Perspektiven und ihren Horizont erweitern möchten. Das MBA-Programm ist dafür das ideale Setup, um neue Ideen zu sammeln und sich vielleicht auch im Unternehmen anders zu orientieren. Nur weil man jetzt einen MBA gemacht hat, bekommt man aber nicht mehr Geld.

(+) plus: Für wen eignet sich welches Programm?
Kleinhanns: Unsere Teilnehmer wollen ein Netzwerk knüpfen und das natürlich auch als Karrieremotor nützen. Bei der Entscheidung zwischen allgemeinem oder spezialisiertem Masterprogramm geht es eher darum, ob ich mich eher auf ein Fachgebiet spezialisieren oder in einer Führungsposition mehr Verantwortung über größere Geschäftsbereiche übernehmen will. Ein Professional MBA startet bei uns mit einem General-Management-Teil, bietet aber dann die Möglichkeit, sich in einer Funktion oder einer spezifischen Branche zu vertiefen. Das ist eine tolle Kombination, die sehr gut angenommen wird.

(+) plus: Was bringt mehr, ein MBA oder ein Doktorat?
Kleinhanns:  Das Doktorat sehe ich viel weniger als Karrieresprungbrett. Der MBA verbindet Theorie und Praxis, während das Doktorat meist in die wissenschaftliche Richtung geht. Der MBA ist eine echte Vorbereitung auf Funktionen im Management. Ich finde den dualen Berufsweg ideal: Man wird im Bachelor-Studium mit allgemeinen Wirtschaftskenntnissen ausgestattet, sammelt dann eigene Erfahrungen und nimmt später in einem Executive-Programm Informationen auf, die man damit verknüpfen kann.

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