Sonntag, April 28, 2024

Alfred Harl, Obmann Fachverband UBIT, Wirtschaftskammer Österreich, über die IT-Branche als Wachstums- und Jobmotor für Österreich.

 

Die IKT-Branche ist für den Wirtschaftsstandort Österreich Wachstumsmotor, Jobtreiber und Innovationshebel. Allein die direkte Wertschöpfung des österreichischen IT-Sektors beträgt 5,4 Milliarden Euro, wobei noch 3,7 Milliarden Euro an Vorleistungen dazu kommen. 28 % des Wirtschaftswachstums werden durch die IKT-Branche generiert. Die Zukunftsfähigkeit von Österreich im internationalen Vergleich ist stark von den nächsten Entwicklungsschritten im IT-Bereich abhängig.
Während Österreich im E-Government und E-Billing – ab 2014 erfolgen rund zwei Millionen Rechnungen pro Jahr an die Verwaltung digital – zu den Vorreitern gehört, liegen wir im Network Readiness Index aktuell nur auf Rang 19. Das ist ein Handlungsauftrag an uns: Wir müssen die IKT-Infrastruktur voranbringen, um international nicht den Anschluss zu verlieren, und dafür müssen wir sicherstellen, dass ausreichend Spezialistinnen und Spezialisten mit Hochschulabschluss im IT-Sektor ausgebildet werden.

Hochqualifizierte Fachkräfte gesucht

Gerade was den Frauenanteil betrifft, hat Österreich Aufholbedarf, denn nur rund 15 bis 20 % der Absolventinnen an Universitäten und Fachhochschulen sind Frauen. Und das ist in einer Branche, die rund 3.900 hochqualifizierte Fachkräfte benötigt, nicht zu vernachlässigen. Noch dazu, wo die IT-Branche eine starke Diffundierung von Fachkräften in andere Bereiche wie den Medizin- oder Bankensektor aufweist.

Auch haben sich die Arbeitswelten über alle Branchen hinweg eklatant verändert. Viele Unternehmen, insbesondere in der IT-Branche, stellen ihre Arbeitsstruktur auf mobile Arbeitsplätze um. Das steigert häufig die Effizienz der Arbeitsergebnisse und gibt Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Motivations- und Innovationsschub. Es herrschen veränderte Rahmenbedingungen, die neue Chancen und Möglichkeiten mit sich bringen.

Verantwortlicher auf Regierungsebene

Mit rund 31.000 IT-Dienstleistern in Österreich, mehr als 24 Milliarden Euro an Umsatz und Wertschöpfung sowie 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist der IKT-Sektor die Schlüsselindustrie für unsere wissensbasierte Gesellschaft. Wollen wir auch weiterhin zu den Top-Wirtschafts- und Industriestandorten zählen, benötigen wir langfristige IT-Strategien und zukunftsträchtige Visionen. Wir müssen unser Marktpotenzial optimal ausnützen und brauchen einen IKT-Verantwortlichen auf Regierungsebene, der eine IKT-Strategie für Österreich im Sinne des IT-Nachwuchses verfolgt.

Alfred Harl, geboren 1957 in Tulln, ist seit 2007 Obmann des Fachverbandes Unternehmensberatung und IT der Österreichischen Wirtschaftskammer. Der Fachverband UBIT ist die Interessenvertretung von über 50.000 österreichischen Unternehmen – davon ein großer Teil Ein-Personen-Unternehmen – aus den Bereichen IT und wirtschaftsberatende Berufe.

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