Donnerstag, April 25, 2024

Der Ukraine-Krieg hat die Energiefrage zum zentralen Thema unserer Zeit gemacht. Energiesparen ist angesagt. Das gilt auch im Gebäudebereich. Die Sanierungsförderung muss dringend ausgebaut werden.

Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer Fachverband Steine-Keramik.

Um die thermische Sanierung wurde es in den letzten Jahren etwas still. Nicht, dass man seitens der Politik und der betroffenen Stakeholder nicht ständig auf deren klimapolitische Notwendigkeit hingewiesen habe. Eher schien der Leidensdruck in unserer Gesellschaft zu gering. Selten hielt die Investition in die thermische Sanierung der eigenen vier Wände dem Kostenvergleich einer möglichen Energiekostenreduktion stand. Ein unerwartetes und tragisches Ereignis Ende Februar sollte diesem Thema nun einen neuen Drall geben.

Vorbild 2011

Der Sanierscheck wurde erstmalig vor 13 Jahren aufgelegt. Ein Mitgrund war damals einerseits die Stimulierung des Baubereichs, der nach dem Finanzschock Ende 2008 stark eingebrochen war. Andererseits war das Vertrauen in die Finanzmärkte gesunken, die Anlage des Ersparten in dauerhafte Werte für viele attraktiver, was der thermischen Sanierung Aufschwung gab. So wurden in den ersten drei Jahren mit jährlich 100 Mio. Euro Fördersumme nicht nur über 70.000 Wohneinheiten thermisch saniert. Es wurden über 12.500 Arbeitsplätze gesichert, 11,2 Mio. Tonnen CO2 eingespart und über 200 Mio. Euro an Lohn- und Umsatzsteuer lukriert. Leider flachte das Interesse zunehmen ab, da das Hebepoten­zial schrumpfte. Die Wohneinheiten der 1980er-Jahre waren thermisch gesehen bereits deutlich besser hergestellt worden, das Verbesserungspotenzial überschaubar. Auch machte die Gesetzeslage den Mehrgeschossbereich betreffend eine Sanierung vielerorts unmöglich.

»Die starke Inflation lässt viele darüber nachdenken, wie das Ersparte noch irgendwie abzusichern ist, und es wird wieder in dauerhafte Werte investiert.«

Parallelen zu damals

Auch wenn die Situation im Vergleich zu 2011 eine andere ist, so zeigen sich doch Parallelen. Die starke Inflation einerseits lässt viele darüber nachdenken, wie das Ersparte noch irgendwie abzusichern ist und man investiert wieder in dauerhafte Werte. Andererseits steigen die Energiepreise nicht erst seit Ende Februar in Höhen, die wir uns vor einigen Monaten nicht einmal vorstellen konnten. Kommt es nun im anstehenden Winter zu Energieengpässen, ist das Drama perfekt. Aber was tun?

Sanierungsförderung ausbauen

Nicht jeder hat die Wahl, soviel muss gesagt sein, und nicht alles ist von uns beeinflussbar. Aber spätestens jetzt sollte jeder erkennen, dass nur die nicht verbrauchte Energie eine klimafreundliche Energie ist und zudem Kosten spart. Es braucht daher einen dringenden Ausbau der Sanierungsförderung, will man rasch ans Ziel kommen, denn eine thermische Sanierung des Eigenheims gibt es nicht um ein Urlaubsbudget. Ja, auch die Heizsysteme sind umzurüsten, aber ohne thermisch sanierte Außenhülle geht auch erneuerbare Energie verloren.

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