Wednesday, November 12, 2025

Mehrwert für Manager

Ticker

Die auf Krypto-Währungen spezialisierte Ratingagentur Bluechip hat gemeinsam mit der Raiffeisen Bank International eine Konferenz zum Thema digitale Assets veranstaltet. Ziel der zweitägigen Veranstaltung im November war der Dialog über Risiken, Sicherheitsmaßnahmen und regulatorische Standards im Umgang mit Kryptowährungen und anderen digitalen Vermögenswerten. Der Report hat am Rande der Konferenz mit Benjamin Levit, Gründer von Bluechip, gesprochen.

Bluechip-Gründer Benjamin Levit ortet eine Diversifizierung der digitalen Währungswelt.


Report: Kryptowährungen gibt es mittlerweile seit über 15 Jahren. Wie ernsthaft ist das Thema heute für die Banken- und Finanzwelt?

Benjamin Levit: Sehr ernsthaft. Wir sehen, dass immer mehr institutionelle Akteure in den Kryptomarkt einsteigen – Asset Manager wie BlackRock oder VanEck erweitern täglich ihre Portfolios. Sie betrachten Bitcoin und Ethereum als wichtige Diversifikation und auch Schutz gegen Inflation. Diese digitalen Assets sind unabhängig von Staaten oder Einzelpersonen, sie sind dezentral organisiert und bilden gewissermaßen die Währung des Internets. Dadurch entsteht eine neue Form von Stabilität und Unabhängigkeit.

Auch klassische Banken wie die Deutsche Bank, Citi oder JPMorgan bauen auf Blockchain-Technologien und integrieren diese in ihre Systeme. Die Nachfrage kommt dabei direkt von den Kund*innen, die Kryptowährungen auch am Bankkonto halten oder Stablecoins nutzen wollen. Genau hier setzt Bluechip an: Wir bewerten die Sicherheit von Stablecoins und sind eine Ratingagentur in diesem Bereich. Stablecoins ermöglichen es, digitale Token zu besitzen, die an Währungen wie Euro oder Dollar gekoppelt sind, und diese weltweit rund um die Uhr zu transferieren – mit minimalen Gebühren und ohne auf Dritte angewiesen zu sein.

Report: Sind Stablecoins also die sichere Variante von Kryptowährungen?

Levit: Das kommt darauf an, wer hinter dem jeweiligen Stablecoin steht. Genau das analysieren wir mit unserem Rating. Es gibt Stablecoins, die Milliardenwerte erreicht haben und dennoch zusammengebrochen sind, weil die Absicherung oder die Unternehmensstruktur dahinter nicht funktioniert hat. Wenn aber alles korrekt abgesichert ist, bieten Stablecoins tatsächlich die Stabilität, die ihr Name verspricht.

Menschen in Ländern mit Hyperinflation – wie etwa Venezuela – können mit Stablecoins erstmals stabile Werte halten, die an Dollar oder Euro gekoppelt sind. Alles, was sie brauchen, ist ein Internetzugang. Das kann für viele existenzverändernd sein. Ein Stablecoin funktioniert im Prinzip wie eine Bank: Er verspricht, dass jeder Token jederzeit gegen das hinterlegte Asset eingetauscht werden kann.

Report: Wie funktioniert das Bewertungsmodell bei Bluechip?

Levit: Wir haben das SMIDGE-Ratingframework entwickelt – ein Akronym für Stability, Management, Implementation, Decentralisation, Governance und Externals. In diesen Kategorien bewerten wir die Sicherheitsstruktur jedes Stablecoins und prüfen, ob die zugrunde liegenden Assets wirklich eins zu eins gedeckt sind. Unser Ziel ist, die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, dass ein Stablecoin einen sogenannten „Bank Run“ überstehen würde.

Report: Welche Entwicklungen sehen Sie darüber hinaus?

Levit: Wir bewegen uns in Richtung tokenisierter Assets in der physischen Welt. Reale Vermögenswerte wie Aktien oder Immobilien werden damit künftig digital abgebildet werden. Diese Tokens können dann wiederum in Stablecoin-Systeme integriert werden, wodurch eine neue, stabilere und diversifizierte digitale Währungswelt entsteht.

Report: Und welche Rolle spielen Einzelpersonen wie Donald Trump im Kryptomarkt?

Levit: Es gibt viele Regulierungsinitiativen – etwa die MiCAR-Verordnung in der EU (Anm. Verordnung über Märkte für Kryptowerte) und auch neue Vorgaben in den USA. Sie schaffen Vertrauen und Professionalität im Markt. Ob einzelne Personen wie etwa Donald Trump tatsächlich Einfluss nehmen, kann ich persönlich nicht beurteilen – es ist auch zweitrangig. Kryptowährungen und tokenisierte Vermögenswerte erfahren generell ein weltweites Wachstum.

Populär

Österreich muss Amstetten werden

Wie innovative Kundenkommunikation die Energiewirtschaft verändert, zeigen...

IT-Projekte: Einreichen und gewinnen – eAward 2026!

Der Wirtschaftspreis eAward zeichnet Digitalisierungsprojekte aus dem Raum...

Drachenbär im Energiemarkt: Russland und China besiegeln Pakt

Es ist ein geopolitischer Paukenschlag mit weitreichenden Folgen: Russland und...

Die Besten auf LinkedIn

Mit über zwei Millionen User*innen in Österreich ist LinkedIn die mit Abstand...

Mehr China in Europa

Chinesische Investoren sichern sich gezielt Anteile an Europas...

Zweigeteilter Markt

Der Büromarkt ist ausgedünnt. Die Leerstände sind niedrig, nachgefragt werden bevorzugt...

Chips als Schlüssel zum Erfolg

Die Halbleiterindustrie spielt eine zentrale Rolle im Wettstreit um die...

Digitale Souveränität Europas – das sagt die Branche

Sollte Europa weiterhin auf Produkte und Services aus den USA und Asien...

eAward 2025: Beste Digitalisierungsprojekte aus Wirtschaft und Verwaltung ausgezeichnet

Die Gewinner*innen des Wirtschaftspreises eAward stehen fest. Ausgezeichnet...

»Wir verstehen uns als Brückenbauer«

Daniel Horak, Geschäftsführer und Co-Gründer von CONDA Capital Market, ortet...

»Komplementäre Vorteile«

Mei Qi, chinesische Botschafterin in Österreich, über bilaterale Kooperationen und...

Energiewende durch Innovation

Der Juli ist der sonnenstärkste Monat des Jahres – und ein Sinnbild für das...