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Bytes auf der Piste

Wettrennen um bestes Tuning: In der F1 ist Software bereits so wichtig wie die Motoren. Wettrennen um bestes Tuning: In der F1 ist Software bereits so wichtig wie die Motoren. Foto: Siemens

Sie müssen kein Formel-1-Fan sein, um sich für Software zu begeistern – und umgekehrt. Doch sind die beiden Themen enger verknüpft, als viele denken.

Im Juni kehrte der Motorsportzirkus nach gut einem Jahrzehnt Abstinenz wieder nach Spielberg zurück und zeigte das Beste vom Besten, was Informationstechnologie zu bieten hat. Passiert ist die Kraftdemonstration der IT-Branche wohlweislich im Hintergrund. Software ist heute ein Faktor, der über Sieg oder Niederlage in jedem F1-Rennen entscheidet. Hermann Kaineder, Geschäftsführer der Siemens-Softwaresparte Product Lifecycle Management (PLM), spricht von »1000 unterschiedlichen Einstellungen«, die vor jedem Rennen an den Autos vorgenommen werden. Ein Rennstall wie Infiniti Red Bull Racing alleine beschäftigt 600 Ingenieure. Während der zwei Stunden eines Rennens werden rund ein halbes Terabyte Daten live von der Strecke ins Labor übertragen und Sensordaten analysiert.

Siemens arbeitet seit Jahren mit Kunden wie Red Bull, Prankl Racing, Magna, aber auch Firmen wie TMS Transport- und Montagesysteme GmbH, die sich auf den Bau von Produktions- und Montageanlagen spezialisieren. Automationstechnik und die enge Verbindung der realen Welt mit virtuellen Umgebungen sind hier nicht Zukunftsmusik, sondern Alltag. Man ist selbst einer der größten Anwender im Maschinenbau, der nicht nur Siemens-eigene Lösungen, sondern auch Software anderer Hersteller integriert. In der eigenen Palette befinden sich beispielsweise das Flaggschiff Tecnomatix, ein vielseitiger Werkzeugkasten, beginnend bei Digital-Manufacturing-Lösungen, die Fertigungsbereiche mit der Produktentwicklung verbinden. Unterstützt werden Prozesse von der Planung über Simulation und Überprüfung bis zur tatsächlichen Fertigung. »Mit Siemens-Software können die Infiniti Red Bull-Ingenieure in Rekordzeit neue Komponenten entwerfen, virtuell erproben, diese per Mausklick produzieren lassen und in den Rennwagen einbauen«, erklärt Kaineder. Er weiß: Jenes Fahrzeug, welches das erste Rennen einer Saison gewinnt, hat aus technischer Sicht nur noch wenig mit dem Siegerboliden aus dem letzen Rennen zu tun. Im professionellen Motorsport wird die Fahrzeugentwicklung auf die Spitze getrieben. Die Autos werden von Rennen zu Rennen komplett umgekrempelt.

Wenn auch Red Bull motorenbedingt heuer den Silberpfeilen von Mercedes etwas hinterherfährt – Siemens-Österreich-Boss Wolfgang Hesoun sieht den Technologiekampf als Synonym für überhaupt veränderte Prozesse in Wirtschaft und Industrie. »PLM-Software ist praktisch universell in jeder Branche von unseren Kunden einsetzbar – vom Skidesign bis zur industriellen Produktion«, ist Hesoun überzeugt. Ingenieure können mit PLM-Software Abläufe im Produktdesign und in der Fertigung beschleunigen und dabei in der virtuellen Umgebung mehr Designentwürfe erstellen, als es real jemals möglich wäre. Die Rolle von PLM ist, ein virtuelles Abbild von Maschinen und der kompletten Fabrik mittels Software zu schaffen. Flugzeuge und Fahrzeuge werden zuerst am Bildschirm gebaut und in Simulationen getestet, noch bevor mit der Produktion der ersten Schraube begonnen wird. Für den Motorsport ist dies besonders wichtig. So hatte der Automobilverband FIA für die heurige Saison neue Regeln erlassen, die in weitreichende Änderungen am Design der Rennwagen resultierten. Natürlich half PLM-Software, diese Änderungen schnell umzusetzen.

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