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Gefährliches Signal

Dem Fußball droht eine ähnliche Systemkrise wie der globalen Finanzwelt. Die Insolvenz der Glasgow Rangers könnte die gleiche Signalwirkung haben wie die Pleite der Lehman Brothers vor dreieinhalb Jahren.

Nach Meinung von Emmanuel Hembert, Prinzipal bei A.T. Kearney und Experte für das Geschäftsfeld Fußball, gerät das gesamte System ins Wanken, wenn selbst Traditionsvereine wie der schottische Rekordmeister ihre Schulden nicht in den Griff bekommen. Gleichzeitig sei es schwierig, Erlöse durch Spielertransfers zu erzielen und somit Schulden abzubauen, da alle Vereine ihre Ausgaben reduzieren. Die Clubs gerieten damit in eine vergleichbare Situation wie die Banken während der Finanzkrise, meint Hembert.

„Wir haben bereits 2010 in unserer EU Football Sustainability Studie vor Parallelen zwischen der Fußball- und Bankenwelt gewarnt“, sagt Hemberts Kollege und A.T. Kearney Partner Jürgen Rothenbücher. „Die Glasgows Rangers sind das nächste prominente Beispiel für die mangelnde Nachhaltigkeit der europäischen Clubs beim Thema Finanzen.“ Mit den Rangers geht eine der größten europäischen Fußballinstitutionen und somit eine globale Marke in die Insolvenz. Ähnliche Probleme gibt es aber auch in anderen Ländern, wie der jüngste Konflikt zwischen Spielern und Vereinen in Spanien wegen nicht gezahlter Gehälter zeigt.
Nach Meinung vieler Experten ist der Verkauf von Spielern der beste Weg, um die Schulden abzubauen. Denn die Spieler stellen die wertvollsten Vermögenswerte eines Vereins dar. Allerdings hat gerade die vergangene Transferperiode im Winter gezeigt, dass auch die meisten anderen Fußballvereine nur noch über begrenzte Barreserven verfügen und sich daher mit Investitionen zurückhalten. „Wenn es zu einem Verfall der Assets – also der Spielerpreise – kommt“, erklärt Rothenbücher, „kann dies zu einem systemischen Kollaps des gesamten Fußballgeschäfts führen.“
Laut den Experten von A.T. Kearney könnte außerdem ein Teufelskreis entstehen, wenn sich Vereine durch verzögerte Transferzahlungen gegenseitig kein Geld mehr leihen und gleichzeitig Gläubiger ihre Ansprüche einfordern. „Dieser Vorgang weckt Erinnerungen an die Vorkommnisse in der Bankenwelt“, sagt Hembert.
Noch ist das Schicksal des beliebten Rasensports aber nicht besiegelt. „Möglicherweise ist der Fußball zu populär, um zusammenzubrechen“, gibt sich Hembert optimistisch.

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