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Die Welle kommt

"Das Geschäft läuft, aber wir müssen weiterhin Überzeugungsarbeit leisten." Mit diesem Satz lässt sich die Situation beschreiben, in der sich Daniel Holzinger befindet.
Der Geschäftsführer des Unternehmens Netviewer hat eine Reihe an effizenzsteigernden Webkonferenz-Werkzeugen zu bieten, die Unternehmen gerade jetzt in der Wirtschaftskrise helfen, Kosten einzusparen. Dennoch braucht jede Veränderung Zeit, weiß der IT-Experte. Denn für die technikaffinen jüngeren Mitarbeiter eines Unternehmens sei eine Flugreise immer noch Prestige. Die Älteren würden dagegen jede Möglichkeit nützen wollen, so Holzinger, ihre Geschäftsreisen sinnvoll abzukürzen. Gerade sie aber fühlen sich anfangs nicht wohl, mit Gesprächspartnern über eine Webcam zu konferieren.

Während die großen Hersteller wie Cisco, Alcatel-Lucent, neuerdings auch HP, beeindruckende Telepresence-Lösungen bieten, die Videokonferenzteilnehmer auch über tausende Kilometer Entfernung im eigens gefertigten Konferenzzimmern lebensecht und hautnah erscheinen lassen, stellen Lösungen direkt am Arbeitsplatz das andere Ende der Collaboration-Skala. Die breite Masse wird von Applikationen auf Windowsbasis oder als Skype-Feature abgefertigt. Die geografisch verteilte, aber gemeinsame Arbeit an Dokumenten bekommt dadurch zwar eine bislang unbekannte Breite – in der Qualität der übertragenen Bilder sind diese Lösungen aber oft unbefriedigend. Netviewer will die goldene Mitte gefunden haben.

Daniel Holzinger findet die Highend-Konferenzprodukte der Großen "zwar toll, sie sind für viele Unternehmen aber nicht leistbar und überdies unpraktisch." Sein Problem mit Telepresence: Für die tägliche Arbeit, für die schnelle Absprache mit Kollegen, die in einem anderen Stockwerk, in einer anderen Filiale oder anderem Land sitzen, ist ein Werkzeug direkt am Arbeitsplatz wesentlich einfacher und effizienter. Netviewer bietet seine Webkonferenzlösung in vier unterschiedlichen Ausrichtungen. Support-Mannschaften können damit einfachst PC-Fernwartung bieten, Administratoren Problemen aus der Ferne diagnostizieren, bis zu 100 Teilnehmer vernetzen sich in Webkonferenzen und letztlich können auch Liveübertragungen von Events wie etwa Kongressen durchgeführt werden. Und das alles mit voller Integration von Arbeitsdokumenten und ohne Installation bei den Usern. Lediglich der Aufruf einer kleinen Applikation ist für den Nutzer nötig – der Rest passiert in der Wolke.

15.000 Kunden hat das deutsche Unternehmen bereits weltweit, davon 600 in Österreich. Die vielfältige Kundenstruktur zeigt das Potenzial von Holzingers Werkzeugkasten. Referenzkunden sind Telekom Austria, Erste Bank, Magna, SAP Global Support, kurier.at und auch kleinere wie der Unternehmensberater How To Win. Letzterer lädt mit Netviewer seine Kunden zu Seminaren im Web ein. Bei kurier.at plant das Management mit der Konferenzlösung endlich einmal alle Mitarbeiter, es sind hunderte, für Besprechungen gemeinsam an einen Tisch zu bekommen - an den virtuellen Tisch natürlich.

Aus einem weiteren Grund sind Webkonferenzlösungen derzeit ein Renner. Der Hype rund um Umweltschutz und Green IT lässt auch die Notwendigkeit von Flugreisen hinterfragen. Holzinger rechnet vor: eine einzige Geschäftsreise von Wien nach Frankfurt und zurück verursacht einen Ausstoß von knapp 500 Kilogramm Co². Könnte die Besprechung über die Datenleitung und Webcam geführt werden, würden vor allem auch Lohnkosten, Reisekosten und massiv Zeit gespart werden. Mitarbeiter müssten dann nicht mehr Stunden im Auto oder Flugzeug verbringen, sondern hätten den gewohnten Komfort ihres Arbeitsplatzes. Natürlich ersetzt ein Videokonferenz nicht das persönliche Gespräch, weiß er. In den meisten Fällen aber könnten Arbeits- und Entscheidungsprozesse mit dem richtigen Werkzeug abgekürzt werden. "In ein paar Jahren werden Videokonferenzen ganz selbstverständlich sein. Der Plafond ist noch lange nicht erreicht", sieht Holzinger die ganz große Erfolgswelle überhaupt erst kommen.
Last modified onMontag, 16 November 2009 15:58
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