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Mehr als rauf und runter

Mehr als rauf und runter

Moderne Aufzugslösungen bringen Menschen längst nicht mehr nur in die richtige Etage. Mit viel Intelligenz ausgestattet sorgen sie dafür, dass der gesamte Personenfluss im Gebäude optimiert wird. Dafür werden Mobilitätsströme analysiert und sogar die Wahrscheinlichkeit für anstehende Fahrten berechnet.

2050 werden zwei Drittel der Menschheit in Städten mit zwangsläufig höheren Gebäuden wohnen. Für einen funktionierenden Personenfluss sind intelligente Aufzüge und Rolltreppen unerlässlich. »Künstliche Intelligenz und smarte Gebäude sind Konzepte, die für die Aufzugsbranche eine immer bedeutendere Rolle einnehmen«, erklärt Gernot Schöbitz, Vorstandsvorsitzender bei Kone.

Es geht einerseits darum, existierende Systeme zu vernetzen und aus gewonnenen Daten mittels Analysetools einen Mehrwert für Kunden und Nutzer zu schaffen, indem Komfort, Sicherheit und Verfügbarkeit der Anlagen weiter gesteigert werden. Andererseits erlauben neue Technologien die Entwicklung von Tools und Konzepten, die bis dato nicht realisierbar waren.

Bild oben: Die Kone Smart People Flow Consulting Services analysieren vertikale und horizontale Verkehrsströme und hilft, den Personenfluss in Gebäuden zu verstehen. 

Dazu zählen ein intelligenter Gebäudezutritt, digitale schwarze Bretter oder auch die vorausschauende Wartung von Anlagen. Bei Otis hören diese neuen Dienste auf die Namen eCall und eView. Mit eCall kann der Aufzug mittels Smartphone gerufen werden, eView bietet die Möglichkeit, in der Kabine in direkten Austausch mit den Passagieren zu treten. Wie alle anderen Hersteller nutzt auch Otis das Internet der Dinge für die Wartung.

»Mit Otis One haben wir ein neues Produkt entwickelt, das auf prädiktiver Wartung aufbaut«, erklärt Kone-Geschäftsführer Roman Teichert. Mittels Sensoren werden Parameter abgenommen und mit einer digitalen Aufzugskopie, erstellt auf Basis der gesammelten Daten der letzten Jahre, verglichen, um so Rückschlüsse auf den Zustand und die Gesundheit der Anlage ziehen zu können. »Damit können wir Störungen vorhersagen und verhindern«, so Reichert, der das ehrgeizige Ziel verfolgt, dass es spätestens 2022 keine ungeplanten Stillstände mehr bei Aufzügen mit Otis One gibt.

Intelligenter Personenfluss

Für einen optimierten Personenfluss im Gebäude braucht es aber nicht zwingend das Internet der Dinge. Auch bei kleinen Bürogebäuden mit nur einem Aufzug können intelligente Lösungen für Verbesserungen sorgen. Etwa wenn der Lift morgens in der rush hour nach jeder Fahrt automatisch in das Stockwerk zurückfährt, von wo die meisten Mitarbeiter in ihre Büros gelangen, in der Regel das Erdgeschoß. »Die optimale Abstimmung der Aufzugssteuerung auf die Verkehrszeiten im Gebäude gehört bei uns zu den ersten Punkten in der Neuanlagen-Kundenberatung – oftmals noch bevor es um Antriebsleistung oder das Kabinendesign geht«, erklärt Björn Heinze, Geschäftsführer thyssenkrupp Aufzüge Österreich und Schweiz.

Je größer und komplexer ein Gebäude ist, desto eher ist aber ein vernetzter Ansatz gefordert, mit dem der Mobilitätsstrom dynamischer geregelt werden kann. Dafür bietet thyssenkrupp mit Agile ein digitales Gesamtpaket von hochmodernen Lösungen, die neue, aber auch bestehende Aufzugssysteme intelligenter machen. Agile verbindet ein intelligentes, hoch individualisierbares Zielwahlsteuerungssystem mit Zutrittskontrolle und einem zentralen Gebäudemobilitätsmanagement, welches auch über Smart­phone und Tablet bedienbar ist. Ein spannendes Schlagwort dazu lautet »Call Anticipation«, also die Vorausberechnung und Effizienzoptimierung der als Nächstes anstehenden Fahrten mittels künstlicher Intelligenz.

Bild oben: Im Notfall zeigen die Schindler Port-Terminals Fluchtwege und Hinweise an, während jeweils genügend Kabinen auf einer Etage eintreffen, um alle aktuell anwesenden Personen ohne Überfüllung zu evakuieren. 

Auch Schindler will mit dem Verkehrsmanagementsystem Port vorausschauend Bedürfnisse erkennen und Personen sicher und effizient an ihr Ziel bringen. Durch die Integration der Gebäude-Zugangskontrolle können zudem Synergien mit dem Sicherheitssystem geschaffen werden. »Der Besucher hält einfach seine programmierte Zugangskarte vor das Port-Terminal, das Herzstück des Verkehrsmanagementsystems. Das System zeigt ihm sofort den Aufzug mit der optimalen Route und gruppiert Personen, die dasselbe Stockwerk ansteuern, um die Anzahl der Zwischenstopps zu reduzieren«, erklärt Michael Uher, Head of Marketing & PR Schindler.

Die Optimierung der Fahrgastverteilung spart nicht nur Zeit, durch die Port-Technologie werden im Gebäude insgesamt weniger Aufzüge benötigt und die Vermietfläche vergrößert sich. Außerdem unterstützt Port im Notfall bei der Evakuierung von Gebäuden. Die Terminals zeigen Fluchtwege und Hinweise an, während jeweils genügend Kabinen auf einer Etage eintreffen, um alle aktuell anwesenden Personen ohne Überfüllung zu evakuieren.

Ganz neu am österreichischen Markt sind auch die Kone Smart People Flow Consulting Services, die für einen optimalen Personenfluss sorgen sollen. Sie helfen dabei, Bewegungsströme zu verstehen, und sowohl neue als auch bestehende Gebäude optimal zu planen. Dabei werden horizontale und vertikale Verkehrsströme analysiert, Richtlinien zur Orientierung entwickelt und Anlagen sowie Services unter Berücksichtigung der Öko-Effizienz geplant. Durch kontinuierliches Monitoring der Bewegungsmuster sind Anpassungen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes möglich.

BIM: Verhaltene Nachfrage

Beim Thema BIM stehen die Aufzugshersteller ähnlich wie weite Teile der Bauwirtschaft noch ziemlich am Anfang. Erste Lösungen und BIM-Modelle hat zwar jeder Hersteller im Angebot, der große Nachdruck fehlt aber, schließlich ist auch die Nachfrage recht überschaubar, wie Otis-Geschäftsführer Teichert erklärt. »Wir können schon die Pläne der meistverkauften Aufzugserien Gen 2 und Genesis als BIM-Modell herausspielen. Allerdings steht die Nutzung von BIM erst am Start und die Nachfrage ist noch überschaubar.«

Bild oben: Die digitale Lösung »Agile« von thyssenkrupp verbindet ein intelligentes Zielwahlsteuerungssystem mit Zutrittskontrolle und einem zentralen Gebäudemobilitätsmanagement. 

Kone bietet mit der Elevator Toolbox ein Online-Planungstool, mit dem der Kunde seinen Aufzug online in wenigen Schritten selbst konfigurieren kann. »Es können CAD-Zeichnungen und BIM-Modelle erstellt und technische Datenblätter zugesendet werden. Mit dem Car Designer zur Kabinenausstattung steht ein weiteres Tool zur Planung der Aufzugsanlage zur Verfügung«, erklärt Schöbitz.

Bei thyssenkrupp sind BIM-Modelle derzeit für die Produktfamilie evolution verfügbar sowie für Fahrtreppen- und Fahrsteig-Produkte. »Bei synergy, der hauptsächlich im Wohnbau eingesetzt wird, sind wir dran«, sagt Heinze, der sich anhand der Statistik des Online-Drawing-Tools über die verallgemeinernde Aussage wagt, dass »zumindest im Bereich der Aufzüge Nutzung und Nachfrage nach BIM-Modellen mit dem Grad der Komplexität der Anlage steigen«.


Ein Aufzug für die höchste Statue der Welt

Im indischen Bundesstaat Gujarat wurde nach einer Bauzeit von dreieinhalb Jahren die »Statue of Unity« eröffnet. Mit einer Höhe von 240 Metern ist die »Statue of Unity« ist die höchste Statue der Welt. In ihrem Inneren versehen insgesamt zehn Aufzüge von Otis ihren Dienst, einschließlich des Hochgeschwindigkeitsaufzugs Skyrise, der mit einer Geschwindigkeit von vier Metern pro Sekunde fahren wird.

Die Statue selbst besteht aus zwei Zylindern aus Stahlbeton im Inneren, die von einem Stahlskelett umgeben sind. Die äußere Hülle bildet eine Bedeckung aus 8 mm dicken Bronzeplatten. Beim Bau wurden im Inneren 1.700 t Bronze, sowie weitere 1.850 t für die Bronzeverkleidung, 210.000 m³ Beton, 18.500 t Bewehrungsstahl und 6.500 t Baustahl verbraucht. Die Statue ist so ausgelegt, dass sie Windgeschwindigkeiten bis 220 km/h und Erdbeben einer Magnitude von 6,5 widerstehen kann. Geplant wurde die Statue durch das in Mumbai angesiedelte Ingenieursbüro Larsen & Toubro, errichtet wurde sie innerhalb von dreieinhalb Jahren unter Einsatz von 250 Ingenieuren und 3000 Arbeitern.

Last modified onDonnerstag, 13 Juni 2019 09:17
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