Dienstag, März 19, 2024

Das Regierungsprogramm sieht bis 2030 einen massiven Zubau an erneuerbaren Kraftwerken vor: In weniger als neun Jahren soll die erzeugte Strommenge um das eineinhalbfache gesteigert werden. Dafür muss eine Vielzahl neuer Wasserkraftwerke, Windräder und Photovoltaik-Anlagen entstehen. Gelingt dieser Ausbau, so könnte sich Österreich vollständig durch Strom aus erneuerbaren Quellen versorgen.

Nun beleuchtet eine Studie erstmals die Rolle der E-Wirtschaft bei diesem Ausbau. Im Rahmen einer internen Erhebung von Oesterreichs Energie haben 24 Projektbetreiber insgesamt 220 Vorhaben eingemeldet. Diese Projekte stellen mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 28 Mrd. Euro ein Kernstück der Energiewende da – und sie sind bis 2030 realisierbar. Als Voraussetzung dafür fordert die Wirtschaft aber günstige Rahmenbedingungen -  in einer ganzen Reihe von Handlungsfeldern.

„Am klarsten ist das Bild bei der Wasserkraft“, erklärt Oesterreichs Energie Präsident Michael Strugl im Rahmen eines Pressegesprächs. „Hier haben unsere Mitgliedsunternehmen – über alle Planungsstadien hinweg – derzeit ein Projektvolumen von 4,7 TWh in Arbeit und kommen damit dem Ausbauziel von 5 TWh diesem bereits sehr nahe.“ Ein Grund für die große Zahl der bekannten Wasserkraftprojekte sind die langen
Projektlaufzeiten in diesem Bereich – und damit verbunden – die langen Planungshorizonte. Dass sich in den Bereichen Windenergie und PV deutlich weniger Anlagen in Bau befinden, liegt aber weniger am Projektvolumen, sondern vor allem an den deutlich schnelleren Projekten. „Während große Wasserkraftprojekte auch ein Jahrzehnt brauchen können, bewegen wir uns auch bei größeren PV-Anlagen oft im Bereich von
Monaten“, so Strugl.

Halbes Projektvolumen bei Windkraft

Insgesamt ergibt sich aber auch in den Bereichen Windenergie und PV ein stimmiges Bild. Bei der Windkraft liegen derzeit 4,4 TWh als Projekte vor – und damit etwa die Hälfte des im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz definierten Ziels von 10 TWh. „Unsere Unternehmen decken bei Windenergie die Hälfe des Marktes – und analog dazu – auch die Hälfte des erforderlichen Ausbaupensums ab. Wir können also auch hier einen
wesentlichen Beitrag leisten“, meint Strugl. „Wir gehen aber davon aus, dass wir bei dieser Technologie – aufgrund deutlich kürzerer Projektlaufzeiten und neuen Flächen, die wohl noch ausgewiesen werden – derzeit noch nicht das gesamte Projektvolumen kennen.“

Eine ähnliche Situation gibt es im PV-Bereich – hier liegen derzeit bei den Mitgliedsunternehmen Projekte im Ausmaß von 2,9 TWh vor, insgesamt ist bei PV ein Zuwachs von 11 TWh vorgesehen. „Diese vergleichsweise niedrige Zahl hat mehrere Gründe: Einerseits findet hier ein großer Teil des Ausbaus außerhalb unserer Unternehmen statt – man denke nur an die vielen privaten Anlagen auf Einfamilienhäusern, die derzeit entstehen, andererseits ist aufgrund der hohen Umsetzungsgeschwindigkeit in diesem Bereich ein großer Teil der Projekte heute noch gar nicht bekannt“, erklärt Strugl. „Wenn wir allerdings die Zuwachsrate in diesem Bereich betrachten, sehen wir die absoluten Zahlen gelassen. Bereits im Vorjahr hat sich der Zubau auf 740 MW pro Jahr verdoppelt, für das laufende Jahr gehen wir von einer weiteren deutlichen Steigerung aus.“

„Dennoch – der Zeitplan zur Zielerreichung ist ambitioniert und lässt keinen Spielraum für Experimente“, erklärt Strugl. „Insgesamt müssen wir in den kommenden Jahren 27 TWh an zusätzlicher Erzeugung auf den Boden bringen – das letzte Mal haben wir für einen derartigen Ausbau gut 30 Jahre gebraucht. Dieses Projekt kann also nur gelingen, wenn es gelingt in allen relevanten Bereichen günstig Rahmenbedingungen zu schaffen oder zu
erhalten.“ Die E-Wirtschaft schätzt, dass allein für die Realisierung der nun erfassten Projekte Investitionen im Umfang von 28 Mrd. Euro notwendig sein werden. 16 Mrd. davon werden in den Ausbau von Erzeugungskapazitäten fließen, 12 Mrd. Euro in die Steigerung der Flexibilität. Dazu gehört vor allem der Ausbau der Speicherkapazitäten, die flexibel gefüllt und abgerufen werden müssen.

Handlungsfelder und Forderungen

Um den Ausbau in den kommenden Jahren wirksam zu beschleunigen, hat die E-Wirtschaft eine Reihe von Forderungen an die Politik formuliert: Die Palette reicht dabei von der ausreichenden Verfügbarkeit geeigneter Flächen und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren bis hin zur Sicherung der Investitionssicherheit der Branche und dem raschen Ausbau der Netzinfrastruktur. Zudem gewinnen im Hinblick aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen die Themen Arbeits- und Fachkräftemangel sowie die Absicherung internationaler Lieferketten bei Komponenten und Rohstoffen an Bedeutung.

„Die E-Wirtschaft ist bereit und in der Lage ihren Beitrag zum Erneuerbaren-Ausbau zu leisten. Wir dürfen uns von diesen grundsätzlich erfreulichen Zahlen jedoch nicht täuschen lassen. Damit der Erneuerbaren-Ausbau in Österreich ein Erfolgsprojekt wird, brauchen wir einen nationalen Kraftakt, bei dem alle Räder nahtlos ineinandergreifen müssen. Von den internationalen Lieferketten bis hin zum Bürgermeister vor Ort“, so Strugl abschließend.

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