Wednesday, December 03, 2025

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Schritt für Schritt zum nachhaltigen Erfolg – Teil 8 – VSME

Der VSME, der Nachhaltigkeitsberichtstandard für KMUs, ist derzeit in aller Munde. Erfahren Sie, was genau im VSME steckt, warum dieser für einen Großteil der Unternehmen wichtig ist und wie Sie davon profitieren.

Viel in Bewegung

Wie bereits im Teil 6 dieser Serie beschrieben, gleichen die Vorgaben der EU Nachhaltigkeitsrichtlinien (vgl. CSRD) einer Operation am offenen Herzen. Die vielen Anpassungen und Änderungen sind nichts für schwache Nerven. Nachdem die EU Kommission unter dem Label der „Entbürokratisierung" einen Vorschlag zur Lockerung der Vorgaben für berichtspflichtige Unternehmen im Februar 2025 gemacht hat, warten betroffene Unternehmen nach wie vor auf Klarheit.

Denn zwischenzeitlich wurden weitere Änderungen angedacht, beispielsweise soll die Grenze der Berichtspflicht noch weiter nach oben gesetzt werden: Voraussichtlich sollen zukünftig nur mehr Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitenden und einem jährlichen Nettoumsatz von 450 Millionen Euro gemäß der CSRD über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten berichten müssen. Hierzu wird bis Ende des Jahres endgültig Klarheit herrschen.

VSME statt ESRS

Als der Veränderungsreigen eingeläutet wurde, versuchte die EU Kommission den Spagat und betonte gleichzeitig, dass Unternehmen hinsichtlich deren Nachhaltigkeitsaktivitäten im Umwelt- und Sozialbereich sowie bei der ordnungsgemäßen Unternehmensführung aussagekräftig sein müssen. Denn diesbezügliche Fragen von Banken und großen Kunden werden nicht verschwinden.

In diesem Zuge wurde der VSME (Voluntary Sustainability Reporting Standard for Small and Medium Enterprises) als Alternative empfohlen. Die Geschichte des VSME ist ähnlich der des großen Berichtsstandards ESRS: Ein ursprünglicher Entwurf der EU Organisation EFRAG war wesentlich ambitionierter als die im Dezember 2024 veröffentlichte Version.

Und auch hier ist die Reise nicht zu Ende: Im Sommer 2025 hat die EU Kommission Hilfsmittel, wie verschiedensprachige Übersetzungen und Ergänzungen zum EFRAG Vorschlag veröffentlicht, die doch einige Handwerksfehler enthielten. Teilweise stimmen nun Referenzen oder Begriffe nicht mehr überein.

Wenn Sie daher jetzt mit ihrem Bericht beginnen, nennen Sie immer die Standardversion mit der Sie arbeiten. Unser Unternehmen hat bereits Anfang Juli 2025 einen VSME Bericht veröffentlicht, da war „VSME Digital Template" für standardisierte Berichterstattung noch nicht verfügbar.

Was beinhaltet der VSME?

Der Berichtsstandard beinhaltet zwei Module: „Basic" und „Comprehensive", zu Deutsch „Basis" und „Umfassend". Die Module bauen auf einander auf, daher ist mit dem Basic-Modul zu beginnen. Das Basic-Modul eignet sich für Micro-Unternehmen, die wenig Erfahrung und wenig Ressourcen haben, dennoch aber ihre Nachhaltigkeitsambitionen zeigen und eine strukturierte Berichterstattung erstellen wollen. Das aufbauende Comprehensive-Modul richtet sich an größere KMUs und soll auf die Erwartungen von Kund:innen, Investoren oder Geschäftspartnern eingehen.

Struktur des VSME-Berichts

Der Bericht besteht aus zwei Hauptmodulen, die die Bereiche, Umwelt, Soziales und Governance umfassen:

Die Offenlegung kann um unternehmens- oder branchenspezifische Daten erweitert werden.

Wie beginnt man mit dem VSME Nachhaltigkeitsbericht?

Anders als die große Berichtsschwester „ESRS" ist keine doppelte Wesentlichkeitsanalyse nötig, in der bestimmt wird, welche Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen wirken bzw. durch das Unternehmen entstehen. Nichtsdestotrotz kann es zu Beginn nicht schaden bei der Datenerhebung zu prüfen, ob schon wichtige Nachhaltigkeitsthemen bekannt sind. Das können beispielsweise Themen, wie gleiche Bezahlung für Männer und Frauen, Arbeitszeiten, Arbeitssicherheit, der Ausstoß von Treibhausgasemissionen oder gefährliche Stoffe, sein.

Grundsätzlich hat sich ein schrittweises Vorgehen bewährt:

  • 1. Ressourcen und Mitstreiter:innen: Die Geschäftsführung muss die Verantwortlichkeiten klar definieren und Ressourcen bereitstellen. Ein interdisziplinäres Projektteam mit unterschiedlichsten Kompetenzen (z.B. Personal, Fuhrpark, Buchhaltung, Instandhaltung) ist hilfreich.

  • 2. Legen Sie die Berichtsgrenzen fest: Welche Standorte werden betrachtet? Bei Unternehmen mit mehreren Standorten ist die Frage essentiell. Und mit welchem Berichtsjahr starten Sie?

  • 3. GAP-Analyse: Prüfen Sie was in Ihrem Unternehmen zu den Basic- bzw. Comprehensive-Themen bereits vorhanden ist und was noch fehlt. Das können bestehende Richtlinien sein, wie Korruption und Geldwäsche vermieden wird oder wie man Menschenrechtsverletzungen umgeht. Viele Unternehmen haben bereits solche Vorgehensweisen (Code of Conduct) entwickelt. Gibt es schon eine Treibhausgasbilanz? Sind bereits andere Berichtssysteme zB ISO 14001 oder EMAS in Anwendung?

  • 4. Daten der Umweltnachhaltigkeit sind essentiell: Sammeln Sie die Daten des Energieverbrauchs für fossile und erneuerbare Energieträger. Aus diesen Daten lassen sich auch die Treibhausgasemissionen berechnen. Diese Emissionsdaten sind ebenfalls für den Bericht nötig. Dann braucht es noch Informationen zu Wasserverbrauch und Abfallmengen und falls der Betrieb in ökologisch wertvollen Gebieten stattfindet.

  • 5. Im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit sind Daten zur Teil- und Vollzeitbeschäftigung von Mitarbeitenden und deren Geschlechterverteilung nötig.

  • 6. Governance: Im Bereich der guten Unternehmensführung geht es um Korruptionsbekämpfung und die Frage, ob es Verurteilungen und finanziellen Strafen im Zusammenhang mit Korruption gegeben hat. Im Comprehensive-Modul wird auch noch geklärt, ob Umsätze in gewissen Sektoren (Fossile Energieträger, Tabak, Waffenproduktion oder die Herstellung von Düngermitteln) getätigt wurden.

  • 7. Strukturierte Erfassung und Kontinuierliche Verbesserung: Sie werden bei der Erhebung der Daten merken, wo noch Lücken vorhanden sind. Damit haben Sie entsprechende Informationen, wie die Datenbasis in Zukunft kontinuierlich verbessert werden kann.

Tools

Die digitale Nachhaltigkeitsberichterstattung wird durch das VSME Digital Template und die XBRL Taxonomy standardisiert. Das sind Excel-Dateien, in denen die Daten erfasst werden können. Es gibt auch IT-Anbieter, wie das österreichische ESG Cockpit, wo die VSME-Daten erfasst und gleichzeitig die Treibhausgas-Bilanz berechnet und Maßnahmen verwaltet werden können.

Nachhaltigkeit ist strategische Unternehmensentwicklung

Viele KMU unterschätzen den strategischen Wert einer strukturierten Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ein solcher Bericht zeigt Verbesserungspotentiale auf und ist wesentlich mehr als reine Compliance.

Die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen sollten fester Bestand der Unternehmensstrategie sein und entsprechende Auswirkungen auf Investitionsentscheidungen, Produktentwicklung und Lieferketten haben.

Dazu braucht es auch klare Ziele um die Verbesserung voranzutreiben und den Erfolg zu messen. Beispielsweise können das Reduktionsziele für Emissionen oder Verbesserungen im Bereich der Mitarbeiterqualifikation sein.

Nachhaltigkeitskommunikation

Wenn Sie das Projekt der Nachhaltigkeitsberichterstattung starten, ist es hilfreich frühzeitig intern zu kommunizieren und die Mitarbeitenden aktiv einzubinden. Das erhöht die Motivation und Verständnis für ESG-Themen und kann helfen Widerstände zu vermeiden. Im Laufe des Projekts sollten regelmäßig Fortschritte transparent kommuniziert werden. Vergessen Sie nicht den Erfolg zu feiern, wenn der Bericht fertig ist.

In der Außenkommunikation stellt der VSME-Bericht eine wichtige Maßnahmen dar, denn neben den reinen Daten können auch besondere Leistungen und Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeit hervorgehoben werden. Der Bericht dient als Nachweis, dass das Unternehmen zukunftsgerichtet handelt. Sie können den Bericht in Ihrem Layout gestalten, übersichtliche Diagramme und Grafiken nutzen und am Ende nochmals alle Tabellen hinzufügen.

Vorteile

Die strukturierte Berichterstattung nach VSME ermöglicht es KMU, ihre Abläufe zu analysieren und zu optimieren, was zu stabileren, effizienteren Prozessen und Kostensenkungen führen kann.

Die strategische Ausrichtung mit Blick über den Tellerrand stärkt die Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit. Die systematische Erfassung von Nachhaltigkeitsdaten führt zu einem besseren Risikomanagement, indem ökologische und soziale Risiken frühzeitig erkannt und gemindert werden.

Zudem schafftet die VSME-Expertise einen strategischen Vorteil, da sich KMU frühzeitig auf eine mögliche Verpflichtung des Standards beispielsweise durch Investoren oder Großkunden einstellen können.

Der VSME-Bericht dient als einheitliche Kommunikationsgrundlage, die das Vertrauen aller wichtigen Anspruchsgruppen festigt und damit den Zugang zu Kapital verbessern kann.

Die transparenten und vergleichbaren Informationen nach VSME ermöglichen es dem Unternehmen, sich bei Ausschreibungen besser zu positionieren und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dies ist besonders relevant, da größere, CSRD-pflichtige Unternehmen zunehmend Nachhaltigkeitsdaten von ihren KMU-Zulieferern verlangen.

Die drei wichtigsten Punkte:

  • 1. Machen Sie sich mit dem VSME Standard vertraut.
  • 2. Schaffen Sie die notwendigen Ressourcen für das Projektteam. Wenn die Geschäftsführung Vorbehalte dagegen hat, nutzen Sie die genannten Vorteile in diesem Artikel.
  • 3. Erhalten Sie Überblick mit einer GAP-Analyse. Besonders die Umweltdaten sind essentiell, denn in den Energie- und Treibhausemissionsdaten liegen große Kosteneinsparungspotentiale vergraben.


Um die Erfassung und Bilanzierung von Treibhausgasemissionen geht es im neunten Teil dieser REPORT Serie.

Hier geht es zu Teil 1 und Teil 2 und Teil 3 und Teil 4 und Teil 5 und Teil 6 und Teil 7 und Teil 8 der Serie.

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