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Vorsprung durch Forschung
Die Bauwirtschaft befindet sich im Spannungsfeld großer ökologischer, technologischer und wirtschaftlicher Herausforderungen. Ohne Innovation ist Scheitern garantiert.

Bild: Durch das ZAB-Projekt RiBa sollen die Nutzung von Recycling-Massivbaustoffen gefördert und Unternehmen auf Kreislaufwirtschaft vorbereitet werden. (Projektpartner sind u. a. Bayern Innovativ, Energieinstitut Vorarlberg, Baubook.)
»Forschung wird für die Bauwirtschaft immer wichtiger – denn nur mit neuen Erkenntnissen lassen sich Herausforderungen wie Kosten- und Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel wirksam bewältigen«, blickt Harald Kopececk, Geschäftsführer der BAUAkademie OÖ und Zukunftsagentur Bau, in die Zukunft. Bauforschung ist dabei ein Langzeitprojekt. »Wir kennen die Probleme seit Jahren, neu sind teils nur die Mittel, die wir einsetzen können, wie KI, die sich rasant entwickelt«, beschreibt Veronika Huemer-Kals, Forschungsexpertin am Institut für Bauen und Ökologie, IBO, die Richtung.
»In unserem Team gibt es sehr kreative und motivierte Gruppen, die sich z. B. mit digitalen Fertigungsmethoden, Elektronik und Simulationstools beschäftigen«, berichtet Sylvia Polleres, stv. Institutsleiterin und Bereichsleiterin Holzhausbau der Holzforschung Austria, und wirft einen Blick auf laufende Projekte. »Im Rahmen der großen Themenblöcke Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Digitalisierung wird an Bautechniken und Verfahren geforscht, die eine Trennung von Materialien, die Nutzung von Laubhölzern und die stoffliche Nutzung von Massivholz bzw. von bereits verbauten Holzprodukten wieder im selben Einsatzbereich praktisch ermöglichen werden.« Das AIT sieht einen Schwerpunkt auf der Adaption und Transformation bestehender Gebäude, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der zukünftigen Energieversorgung; hierfür brauche es innovative Technologien.
Bild: »Rund um Holz braucht es noch intensive Forschung und Innovation, von der Materialforschung über bauphysikalische Aspekte bis hin zur Kreislauffähigkeit«, sagt Gerhard Grüll, Holzforschung Austria (im Bild mit Sylvia Polleres).
Ja zu Innovation
»Innovation ist keine Garantie gegen das Scheitern, aber ohne Innovation ist das Scheitern garantiert.« Dieses Zitat von Thomas J. Watson, dem ehemaligen CEO von IBM, muss sich die Baubranche zu Herzen nehmen, denn »Forschung ist im Baubereich nicht immer im Vordergrund gestanden«, hält Harald Kopececk fest. Aufgrund der aktuellen Themen wie Ressourceneffizienz, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit sei diese erst in den letzten zehn Jahren immer dringlicher geworden – bei Baustoffen ebenso wie bei -methoden und -abläufen. »Wir sind mittendrin im großen Changeprozess«, weshalb er zum Bekenntnis zur Bauforschung aufruft.
»Im Unternehmensalltag ist es oft schwierig, weil viele dieser Themen einzelbetrieblich nicht beforscht werden können, sondern eine größere Branchenrelevanz haben«, ergänzt ZAB-Geschäftsführerkollege Baumeister Gunther Graupner. Er lobt die Kooperationsbereitschaft der Unternehmen. Vor allem für praxisbezogene Projekte brauche es einen engen Schulterschluss mit den Betrieben. Fast 80 Prozent stellen ihre Expertise und ihr Know-how kostenfrei zur Verfügung. Nun gelte es, in der Umsetzung praktisch zu bleiben. »Da ergeben sich tolle Chancen«, so Graupner und verweist auf die Kernthemen der ZAB Produktivität/Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit/Energie und Digitalisierung/Innovation sowie das Angebot als Wissens- und Netzwerkplattform.
Bild: »Wer heute bei der Forschung spart, gefährdet morgen die Wettbewerbsfähigkeit. Wir müssen gezielt in Bauinnovation investieren«, fordern die beiden Geschäftsführer der ZAB, Harald Kopececk und Gunther Graupner.
Gerade was die Themen Personal, Prozessoptimierung und Produktivität betreffe, wird sehr viel geforscht, keiner kenne aber dann die Ergebnisse. Hier gäbe es sehr viel zu tun – die ZAB werde hier in Zukunft sehr unterstützend wirken. »Erklärtes Ziel der Zukunftsagentur Bau ist es, die österreichische Bauwirtschaft zu stärken, indem neues Wissen geschaffen, gebündelt und für die Betriebe in der Praxis nutzbar gemacht wird«, ergänzt Bundesinnungsmeister Bau Baumeister Robert Jägersberger.
Einen offenen Umgang mit Forschungsergebnissen gibt es schon immer bei der Österreichischen Bautechnik Vereinigung, ÖBV, die in der Collective-Research-Schiene der FFG arbeitet. Als Österreichs wichtigste neutrale Wissensplattform für alle im Bausektor stellt sie alle Endberichte frei auf ihrer Webseite zur Verfügung. »Das stellt sicher, dass die Ergebnisse der Forschungsprojekte der ganzen Branche zu Gute kommen und in weiterer Folge auf diesen Erkenntnissen eventuell Normen oder Richtlinien erstellt bzw. angepasst werden können«, erklärt Forschungsreferent Jürgen Silberknoll.
Bild: In den 14 Forschungsprojekten, die derzeit an der Österreichischen Bautechnik Vereinigung laufen, dominiert das Thema CO2. »Wir haben aber auch Projekte in Ausarbeitung, die sich mit zukünftiger Bemessung und Digitalisierung befassen«, informiert Jürgen Silberknoll.
Neues Baubewusstsein
Veronika Huemer-Kals erkennt starken Forschungsbedarf im Bereich der Sanierung. »Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung sind große Ziele, man muss verstärkt an einem Neuen Bauen arbeiten, es gilt, bestehende Ressourcen gut zu nutzen und die Wiederverwendung am Ende des Lebenszyklus zu optimieren.« Ein schönes Beispielprojekt sei das Projekt Klimagemeinschaften, das gemeinsam u. a. mit der FH Technikum betrieben wird. »Es fehlt an konkreten, klimafitten Sanierungslösungen, die breit anwendbar sind und gerade in kleineren Gemeinden Anwendung finden. Es braucht innovative Konzepte, die niederschwellig zur Dekarbonisierung im Bestand umgesetzt werden.« Für ausgewählte Beispielgebiete entwickeln Forscher*innen daher innovative und ganzheitliche Sanierungslösungen.
Hintergrund: Die Top 5 F&E-Förderungen
Egal, ob Start-up mit einem ambitionierten Tech-Projekt, Spin-off aus der Wissenschaft oder KMU mit eigener F&E-Abteilung: Wer Innovation betreibt, steht oft vor der gleichen Frage: Wie finanzieren wir den nächsten großen Wurf? Eva Martischnig, Förderspezialistin beim Wirtschaftsprüfer und Consulter BDO Austria, stellt die fünf wichtigsten Programme vor:
FFG-Basisprogramm und Frontrunner
Das FFG-Basisprogramm der F&E-Förderklassiker – flexibel sowie themen- und technologieoffen. Ob verwertbare Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen: Unternehmen jeder Größe können ihre Vorhaben einreichen und bis zu 70 % der Kosten in einem Mix aus Zuschuss und Darlehen fördern lassen.
Die Forschungsprämie
Mit der Forschungsprämie können sich Unternehmen 14 % ihrer F&E-Ausgaben direkt als Gutschrift vom Finanzamt zurückholen.
aws Preseed & Seedfinancing
Preseed richtet sich an Gründer*innen in spe in allen Branchen und bietet bis zu EUR 100.000. Nach der Gründung können mit Seedfinancing zusätzlich bis zu EUR 400.000 abgeholt werden.
Horizon Europe
Das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der EU ist mit rund EUR 95 Mrd. bis 2027 das weltweit größte seiner Art und bietet zahlreiche unterschiedliche Forschungsmöglichkeiten.
Der EU Innovation Fund
Der EU Innovation Fund fördert große Technologieprojekte, die Treibhausgase reduzieren.
Auswahl laufender Forschungsprojekte
ZAB
»Wohnbau radikal neu« gedacht schafft durch das Abweichen von Normen und Standards Freiräume, um innovative, leistbare Wohnräume zu entwickeln.
»Flachdecke Neu« fokussiert die Optimierung der Geometrie für Stahlbetondecken zur deutlichen Reduktion des CO2-Fußabdrucks von Hochbauten.
»Attention« befasst sich mit der Förderung der Kreislaufwirtschaft durch Ermittlung der Bedürfnisse und Erwartungen innovativer Instrumente/Dienstleistungen für KMU.
»TAB-EC« untersucht, wie sich überschüssige erneuerbare Energie durch thermisch aktivierte Bauteile in Gebäuden speichern und effizient nutzen lässt, um die Energieautarkie in Energiegemeinschaften zu erhöhen.
KI im Baugewerbe verschafft einen Überblick über deren sinnvolle Einsatzbereiche.
AIT
Ziel des Projekts »AI4FM« ist die Entwicklung von Systemen zur Fehlerkennung in HKLS-Systemen, die auf Künstlicher Intelligenz basieren. KI-Algorithmen werden für Anomalie- und Fehlererkennung trainiert, außerdem werden für die HKL-Systeme Simulationsmodelle erstellt, die eine Gray-Box-Modellierung ermöglichen.
Mit »CEScaleUP« soll ein digitales Ökosystem entwickelt werden, das Kreislaufwirtschaft im Bau fördert und den nachhaltigen Umgang mit Baumaterialien erleichtert.
Holzforschung Austria
Ziel von »Bauen mit Laubholz« ist die Schaffung von Grundlagen für den effizienten Einsatz von heimischen Laubhölzern als konstruktive Bauprodukte.
»ReacTimber« untersucht Methoden der Gebäudeklimatisierung, die nicht auf die Anwesenheit hoher Speichermassen angewiesen sind.
Im Projekt »Mindwood« werden Feuchtesensoren entwickelt, die direkt auf Holzoberflächen mittels Inkjet- oder Siebdruck aufgebracht werden.
ÖBV
Das Projekt »agile Tragwerkplanung« forscht an der nachhaltigen Reduktion des Material- und Energieeinsatzes im Bausektor durch optimierte Planungs- und Berechnungsmethoden. Ein Kernaspekt ist die konsistente Nutzung von 3D in der Tragwerksplanung.
Das Forschungsprojekt »N-Ö-B« zielt auf die Entwicklung klimaverträglicher und dauerhafter Betone ab.
Im Projekt »SusDeCon« wird am nachhaltigen Konstruieren und Bauen mit nichtmetallischen Bewehrungen aus Faserverbundkunststoffen geforscht.
IBO
Der Fokus von »FluccoSan« liegt auf der umfassenden Erarbeitung und Erforschung von klimaneutralen, resilienten und kreislauffähigen Sanierungsstrategien für Bestandsgebäude im Wohnbereich.
Das digitale »Circular Twin«-Ökosystem ermöglicht die frühzeitige Implementierung der Ziele der Kreislaufwirtschaft sowie der durchgängigen Digitalisierung im Bauwesen mittels digitaler Zwillinge, Generative-Design-Algorithmen und Virtual Reality.
»DyNaBe – Dynamische nachhaltige Behaglichkeit« zielt darauf ab, volatil verfügbare erneuerbare Energie effizient und ohne Einbußen bei der thermischen Behaglichkeit zu nutzen.
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