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Stärkung am Bau
KI-Technologien spielen eine zunehmend entscheidende Rolle in der Bauindustrie. Sie ermöglichen genauere Planungen, effizientere Ressourcennutzung und frühzeitige Problemerkennung auf Baustellen.

Bei den relevantesten Technologietrends für die Bau- und Immobilienwirtschaft führt im Innovation Scouting Report 2024 von Drees & Sommer KI mit 23,4 Prozent, dahinter folgen Big Data (15,3) und das Internet der Dinge (11,99) sowie Cloud Computing (11,2) und verschiedene BIM-Modelle. »KI kann nahezu in allen Bereichen Verwendung finden. Die Frage ist immer eine Kosten-Nutzen-Abwägung, bis zu einem Grad auch Datenverfügbarkeit und Qualität«, informiert Rupert Ledl, Leiter des Departments für Bauen und Umwelt an der Donau-Universität Krems, der seit gut einem Jahr an einer Studie über die Anwendung von KI im Baugewerbe arbeitet. »Bauunternehmen müssen herausfinden, wo sie der Schuh drückt, und KI dann gezielt einsetzen.«
Bereits bei der Suche hilft KI. »Mit minimalsten Mitteln lassen sich Recherchen in einer Qualität erzielen, wie es vor einem halben Jahr bei weitem nicht so möglich war.« Den größten Hebel von KI sieht Ledl im Bereich Fachkräftemangel, z. B. bei der KI-gestützten Baudokumentation (Computer Vision) oder der Zusammenfassung von Baubesprechungen. KI-Lösungen finden sich aber auch z. B. für das Prüfen von Verträgen, effiziente Kalkulation und für das Lösen sprachlicher Barrieren durch den Sprachassistenten.
Bau und KI
Laut der EY-Studie »Digitaler Wandel in österreichischen Mittelstandsunternehmen« vom März 2025 setzen bereits 26 Prozent der befragten Betriebe (n = 500) KI-Anwendungen ein. Im Bereich Finanz- und anderen Dienstleistungen ist der Anteil mit 35 Prozent aktuell am höchsten, gefolgt von der Industrie (31 Prozent) und dem Bereich Gesundheit/Life Science (30 Prozent). Am geringsten ist der Anwenderanteil im Bereich Immobilien & Baugewerbe (13 Prozent).
Grafik: 26 Prozent der befragten Mittelständler setzen bereits KI-Anwendungen ein, zwölf Prozent der Befragten tun dies noch nicht, haben hierzu aber bereits konkrete Pläne. Am geringsten ist der Anwenderanteil mit 13 Prozent im Bereich Immobilien und Baugewerbe.
Das Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor Drees & Sommer begründet die Zurückhaltung der Bau- und Immobilienwirtschaft bei der Integration von KI laut einer aktuellen Erhebung, erstellt mit dem IIWM Institut für Immobilienwirtschaft und -management der Technischen Hochschule Aschaffenburg, mit Mentalitäts- und Kulturfragen. »Der Innovationsdruck in der Bau- und Immobilienbranche war jahrelang nicht so hoch wie in den Bereichen Finanzen, Automotive oder Retail. Viele Unternehmen sind daher nicht offen für Veränderung, und viele Führungskräfte der Branche sehen die Notwendigkeit nicht«, erklärt Associate Partner Chris Richter. Zudem sei eine Grundvoraussetzung für die Implementierung von KI-Projekten, dass Unternehmen einen gewissen Reifegrad in der Digitalisierung bereits erreicht haben. Denn die Basis für KI bilden Daten. Je besser sie strukturiert sind, desto mehr eignen sie sich als Grundlage für Modelle, und nur mit guter Datenqualität gelingen präzise Analysen. Hier gebe es noch viel zu tun, die Branche muss auf den notwendigen digitalen Stand gebracht werden.
Torsten Ullrich, Leiter Forschungskoordination bei Fraunhofer Austria, sieht Verbesserungsbedarf v. a. im Datenaustausch. »An einem Bauprojekt sind zahlreiche Institutionen und Unternehmen beteiligt, die jeweils eigene Anforderungen an Daten und Prozesse haben. Die Zahl der Schnittstellen steigt quadratisch mit der Zahl der Beteiligten; verteilte Zuständigkeiten und kleinteilige Regelungen verzögern zusätzlich die Digitalisierung, die Voraussetzung für den Einsatz von KI ist.«
Für Eva Aspalter, Innovations- und KI-Managerin in der Delta Gruppe, liegt ein Grund für die geringe Verbreitung von KI in der Baubranche in der großen Vielfalt der KI-Applikationen. »Der KI-Markt entwickelt sich sehr dynamisch. Viele große Softwarehersteller bieten Applikationen und neue Features an, Start-ups überschwemmen den KI-Markt mit ihren Angeboten.« Diese Dynamik mache es schwer, eine valide Entscheidung für das richtige Werkzeug zu finden. Um vor lauter Bäumen den Wald nicht aus den Augen zu verlieren, bedarf es im Screening Tools und Möglichkeiten einer strukturierten Vorgehensweise.
Die Delta Gruppe hat KI bereits neben dem Office Support im Consulting, der Wertermittlung und im Design integriert. Im Consulting-Bereich wird KI etwa zur Erstellung von Technical-Due-Diligence-Berichten genutzt, wodurch sich komplexe und große Datenmengen effizient analysieren lassen. Ein in Entwicklung befindliches KI-Tool generiert aus 3D-Scans parametrische 3D-Modelle, die eine präzise Erfassung von Objekten und Auswertungen von Gebäudezuständen ermöglichen.
Bild: »Der KI-Markt entwickelt sich sehr dynamisch. Eine valide Entscheidung für das richtige KI-Werkzeug hängt von vielen Parametern ab, unter anderem von der KI-Strategie, verfügbaren Schnittstellen, der Benutzerfreundlichkeit, der Produktsicherheit und natürlich auch von den Kosten für Entwicklungen und/oder Lizenzen«, betont Eva Aspalter, Delta Gruppe. (Foto: Antje Wolm)
KI-Bonus
»Die Vorteile von KI liegen auf der Hand, und jedes Unternehmen möchte sie nutzen«, beschreibt Torsten Ullrich die Datenwelt. Es sei weniger eine Frage des Bereichs als eine Frage der Machbarkeit und der Unabhängigkeit, Kooperationsbereitschaft sei der entscheidende Faktor. Die potenziellen Einsatzmöglichkeiten von KI in der Immobilienbranche sind dabei äußerst vielfältig. Standortanalysen, Ausschreibungsmanagement sowie die Analyse und Vorhersage gebäudetechnischer Systeme sind nur einige Beispiele. Der Einsatz von Generative Design bei BIM-Modellen bietet Chancen, zuverlässige und kostengünstige Entwürfe durch die Untersuchung tausender potenzieller Designvarianten für Gebäude zu entwickeln. »Darüber hinaus kann KI eine entscheidende Rolle im Daten- und Dokumentenmanagement, Reporting, in der Buchhaltung und Gebäudeadministration spielen sowie das strategische Immobilienmanagement und das ESG-Monitoring unterstützen«, ergänzt Chris Richter. Schon jetzt ermöglichen KI-Systeme, verschiedene Gebäudevarianten unter Berücksichtigung komplexer Rahmenbedingungen zu generieren (Titelbild).
»In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Effizienz durch präzise Planung wichtiger sind denn je, bietet KI neue Chancen für die zunehmend komplexen Anforderungen an moderne Architektur«, betont Eva Aspalter. Dabei gehe es nicht um die simple Automatisierung bekannter Prozesse, vielmehr entstehen völlig neue Möglichkeiten der architektonischen Gestaltung. Diese Entwicklung zeige sich besonders deutlich in der Integration intelligenter Planungssysteme im gesamten Entstehungsprozess eines Gebäudes. Drees & Sommer sieht Anwendungsfälle etwa beim Einsatz von Chatbots für die Mieterkommunikation und Anliegenprozesse sowie in der Unterstützung von Makleraktivitäten. Beim Letzteren übernehmen KI-Assistenten Aufgaben wie das Erstellen von Exposés und das Schalten von Anzeigen. Auch im Projektmanagement kommen verschiedene KI-Assistenten bereits zum Einsatz. Ein Beispiel ist die KI-gestützte Projektablage in der Projektentwicklung.
Nachhaltigkeit und KI
Da die Welt vor der Herausforderung des Klimawandels steht und nachhaltigere Gebäude benötigt werden, bieten KI-gesteuerte Gebäudeleitsysteme eine zugängliche und kostengünstige Möglichkeit, den Energieverbrauch zu verwalten und im Sinne einer Verbrauchsreduktion zu optimieren. Meist handelt es sich dabei um intelligente, cloudbasierte Software, die auf dem bestehenden Gebäudeleitsystem aufsetzt und einen digitalen Zwilling des Gebäudes erstellt, mit dem berechnet werden kann, wie viel Energie für den Betrieb benötigt wird, und dann die erforderlichen Informationen an die installierten Energiesysteme schickt, um das Lastmanagement zu optimieren, optimalerweise unter Einbeziehung integrierter Energiespeicherlösungen.
Wie das gehen kann, zeigt etwa das Projekt »Prelude« der Fachhochschule Burgenland. In diesem EU-Projekt wurde eine innovative Energiemanagementlösung für Gebäude entwickelt, die den energetischen Betrieb durch datengetriebene, prädiktive Regelung und KI-Algorithmen optimiert. Neben einem proaktiven Optimierungsservice für unterschiedliche Gebäudetypen schafft »Prelude« die automatisierte Evaluierung von Bestandsgebäuden, für die kosteneffiziente Sanierungsmaßnahmen abgeleitet werden können. Das Center für Vision, Automation & Control am AIT entwickelt unterschiedliche autonome Outdoor-Arbeitsmaschinen wie autonome Trucks und Gabelstapler. Ihr Einsatz soll künftig dem Fachkräftemangel entgegenwirken und gleichzeitig die Sicherheit sowie Effizienz in den Arbeitsprozessen erhöhen. Denn eine besondere Herausforderung auf Baustellen besteht darin, dass sich die Umgebung durch den Baufortschritt ständig verändert und auch Sicht- sowie Witterungsverhältnisse laufend schwanken.
KI-basierte Methoden unterstützen, indem sie dafür sorgen, dass die Maschinen ihre Orientierung nicht verlieren und die gestellten Aufgaben zuverlässig und sicher ausführen können. Porr setzt bereits seit Längerem auf KI, bei automatisierter Baustellenüberwachung ebenso wie bei nachhaltigem Abfallmanagement und der vorausschauenden Instandhaltung von Maschinen.
Wie KI über den Einsatz von KI in der Bauwirtschaft denkt
Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert die Bauwirtschaft – das ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern gelebte Realität. Der Bau & Immobilien Report hat ChatGPT gefragt, wie die KI selbst ihren Platz auf der Baustelle sieht.
Die Baustelle als Datenquelle: Von der Planung über den Bau bis zum Betrieb eines Gebäudes erzeugen Projekte heute gewaltige Datenmengen. KI-Systeme analysieren diese Daten in Rekordzeit: Sie optimieren Baupläne, berechnen Materialeinsätze, erkennen Fehler frühzeitig und steuern sogar autonome Baufahrzeuge. Mit Drohnenaufnahmen und 3D-Scans erstellt die KI präzise Modelle, die Baufortschritte überwachen – Abweichungen von Plänen werden in Echtzeit erkannt. Das spart Zeit und Geld und reduziert Materialverschwendung.
Präzision und Effizienz – die Stärken der KI: KI kann Bauprojekte realistischer kalkulieren, Zeitpläne anpassen und Lieferketten optimieren. In der Bauplanung erstellen Algorithmen in Sekundenschnelle Varianten von Grundrissen und Tragwerken – optimiert auf Kosten, Energieeffizienz und sogar den späteren CO2-Fußabdruck. Roboter, gesteuert durch KI, erledigen monotone oder gefährliche Aufgaben, z. B. Mauerwerksarbeiten oder das Schneiden von Bauteilen.
Die Grenzen der Maschine: Doch auch die KI würde zugeben: Sie ist kein Allheilmittel. Baustellen sind chaotisch, oft unvorhersehbar – hier stößt sie an ihre Grenzen. Regen, Wind, unebener Boden? Für Menschen oft nur eine kleine Herausforderung, für autonome Maschinen ein Problem. Außerdem bleibt die Baustelle ein Ort, an dem menschliche Kreativität gefragt ist: architektonische Visionen, spontane Anpassungen vor Ort, soziale Dynamiken im Team – das alles kann KI (noch) nicht ersetzen.
Mensch und Maschine – Ein Team für die Zukunft: KI würde sich wohl als »intelligenter Assistent« sehen – nicht als Bauleiter. Die Zukunft der Bauwirtschaft liegt nicht im Entweder-oder, sondern im Miteinander: KI übernimmt die Präzision, der Mensch bleibt der kreative Kopf.
Nachlese: Digital Engineering Day
Beim ausverkauften Digital Engineering Day 2025 am 7. April, veranstaltet von FCP.VCE im Wien Museum, diskutierten rund 260 Expert*innen, Vordenker*innen und Praktiker*innen unter dem Motto »Just Do It Digital« über die nächsten Schritte in Richtung digitaler Baukultur. Den Auftakt gestaltete Ana Simic, Geschäftsführerin der KI-Beratung Propeller. Sie zeichnete in ihrer Keynote ein facettenreiches Bild des Potenzials Künstlicher Intelligenz: als Werkzeug zur Effizienzsteigerung, als Sparringpartner in frühen Planungs- und Entwicklungsphasen und als strategischer Hebel für Innovation.
»KI ist kein fertiges Produkt, sondern ein sich täglich weiterentwickelndes System. Sie ersetzt uns nicht – sie ergänzt uns.« Steffen Robbi, Geschäftsführer von Digital findet Stadt, richtete den Fokus auf die technische Grundlage: KI brauche parametrisierte Systeme, BIM sowie große und qualitativ hochwertige Datenmengen. Gleichzeitig stoße sie dort an ihre Grenzen, wo emotionale Intelligenz und kreative Lösungsansätze gefragt seien. Im zweiten Themenblock standen die praktische Umsetzung und wegweisende Leuchttürme im Vordergrund. FCP-Geschäftsführer Wolf-Dietrich Denk präsentierte neueste Entwicklungen der Digitalen Projektumgebung (DPU), die digitale Planungs- und Steuerungsprozesse auf ein neues Niveau heben soll. Besonderes Interesse galt den Großprojekten Gäubahn und dem Neuen Werk Cottbus der Deutschen Bahn – beides Leuchtturmprojekte für den Einsatz digitaler Methoden. Sie zeigen messbare Vorteile in Bezug auf Qualität, Zeitmanagement und Ressourceneffizienz. Wie ein roter Faden zog sich der Tenor aller Vortragenden: »Einfach machen. Mutig sein. Ausprobieren.«
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