Thursday, May 01, 2025

Mehrwert für Manager

Bau | Immobilien

Im Interview erklärt der neue technische Geschäftsführer von Wopfinger Transportbeton, Philip Ramprecht, wie seine kurz-, mittel- und langfristigen Ziele aussehen, woran man seine Handschrift erkennen wird und warum Nachhaltigkeit auch dann wichtig sein wird, wenn der politische Gegenwind rauer wird.

Philip Ramprecht ist technischer Geschäftsführer von Wopfinger Transportbeton.

Es gibt vermutlich wirtschaftlich angenehmere Zeiten, um in der Baubranche eine Geschäftsführung zu übernehmen. Worin sehen Sie kurzfristig Ihre wichtigsten Aufgaben?

Philip Ramprecht: Natürlich ist die Lage der Bauwirtschaft nicht einfach. Ich befinde mich aber dennoch in einer relativ komfortablen Position. Das Unternehmen ist grundsolide aufgestellt und ich kann auch weiterhin auf den Erfahrungsschatz meines Vorgängers zugreifen. Dazu kommt ein starker Mutterkonzern, der uns Halt und Sicherheit gibt. Meine wichtigste Aufgabe sehe ich darin, in diesen turbulenten Zeiten eine Richtung vorzugeben und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Zuversicht und Vertrauen zu vermitteln, damit wir gemeinsam unsere Ziele erreichen. Es wird aber auch meine Aufgabe sein, in der Organisation Veränderungen umzusetzen. Wopfinger Transportbeton ist sehr schnell gewachsen, da gibt es noch strukturellen Aufholbedarf.

Gerade in wirtschaftlich unruhigen Zeiten kommt den Führungskräften eine zentrale Rolle zu. Mit Ihnen an der Spitze kommt auch eine neue Generation ans Ruder. Welche Auswirkungen wird das auf Ihre Mitarbeiter*innen und Kund*innen haben? Worauf legen Sie als Führungskraft Wert?

Ramprecht: Ganz wichtig ist mir das Thema Kommunikation. Ich werde mich nicht in meinem Büro abkapseln und Top-down-Entscheidungen treffen, sondern meine Ziele darlegen, die Beweggründe erklären und auf Augenhöhe, ehrlich und transparent mit der ganzen Belegschaft kommunizieren. Von meinem Geschäftsführerkollegen Wolfgang Moser bis zum LKW-Fahrer werde ich jedem mit Offenheit und Respekt begegnen. Denn es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Erfolg des Unternehmens ausmachen.
Natürlich werden auch verstärkt neue, digitale Tools zur Anwendung kommen. Mit unseren 24 Werken sind wir sehr dezentral aufgestellt. Da trifft man nicht einmal bei der Weihnachtsfeier die ganze Belegschaft. Umso wichtiger sind moderne Kommunikationskanäle und -strukturen.

Welche konkreten Tools sollen das sein?

Ramprecht: Wir arbeiten gerade an einer Plattform, zu der wirklich jeder Einzelne Zugriff hat. Nach dem Vorbild sozialer Medien werden dort Informationen geteilt, die man liken und kommentieren kann. Ganz wichtig ist mir, dass die Informationen dank KI in der jeweiligen Muttersprache erscheinen.

Ist diese Maßnahme auch dem vielzitierten Fachkräftemangel geschuldet?

Ramprecht: Zum Teil sicher. Vielmehr geht es mir aber um die bereits erwähnte Wertschätzung und den Respekt, den wir allen unseren Kollegen entgegenbringen wollen. Über diese Wertschätzung und den Respekt reden wir nicht nur, wir leben es auch vor.

Wie wollen Sie Wopfinger Transportbeton am Markt positionieren?

Ramprecht: Die Geschäftsführung ist so aufgeteilt, dass Wolfgang Moser sehr stark für den Markt, den Verkauf und die Kunden zuständig ist. Mein Fokus liegt auf Innovation, Nachhaltigkeit und Qualität unserer Produkte.

Es ist unser Anspruch, unangefochtener Innovationsführer zu sein, speziell im Bereich Nachhaltigkeit. Dafür haben wir eine unglaublich starke Forschungs- und Entwicklungsabteilung, um unsere Produkte weiterzuentwickeln. Zudem haben wir ein eigenes Team, das dafür sorgt, dass wir über die besten Anlagen verfügen. Deshalb stehen in Seibersdorf und Bergland Betonmischanlagen, die zu den modernsten Europas zählen.

Neben der Innovation legen wir großen Wert auf das Thema Eigenversorgung. Den Großteil unserer primären und sekundären Zuschlagstoffe produzieren wir selbst. Für den Rest setzen wir auf starke Partnerschaften. Dazu kommt auch auf der Produktebene das Thema Nachhaltigkeit. Wir haben schon vor zehn Jahren den Ökobeton entwickelt und setzen jetzt noch stärker auf die Themen Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt in der Branche und natürlich auch bei Wopfinger Transportbeton seit geraumer Zeit eine zentrale Rolle. Auch Wopfinger hat viel in diesem Bereich investiert. Jetzt gibt es sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene politische Bestrebungen, Vorgaben und Ziele aufzuweichen. Hat das Auswirkungen auf Ihre Unternehmensstrategie?

Ramprecht: Wenn man aktuell die Nachrichten verfolgt, könnte man tatsächlich meinen, das Thema Nachhaltigkeit sei abgeschafft. Aber die EU ist ein träger Dampfer, der die Richtung nicht so schnell ändern kann. Insofern wird sich da kurzfristig nichts ändern. Dazu kommt, dass Nachhaltigkeit Teil unserer Firmen-DNA ist. Schon der Gründer, Friedrich Schmid, hat gesagt: »Bei uns wird kein Stein weggeworfen.« Das gilt heute mehr denn je. Wir haben auch den Ökobeton zu einer Zeit entwickelt, als nicht jeder von Nachhaltigkeit gesprochen hat. Einfach weil wir es für richtig und wichtig erachten. Es ist unsere Verantwortung für die nächste Generation.

Also haben die aktuellen Entwicklungen keine Auswirkungen auf die Unternehmensstrategie?

Ramprecht: Langfristig betrachtet gar nicht. Natürlich kann es bei kurzfristigeren Zielen und Jahreszielen zu Anpassungen kommen, wenn sich der politische Rahmen ändert. Nachhaltigkeit darf auch kein Selbstzweck sein, sondern sie muss sinnvoll und natürlich auch wirtschaftlich sein. Nachhaltigkeit bedeutet auch, ökonomisch nachhaltig zu agieren, denn würden wir jetzt Geld verbrennen und in zwei Jahren nicht mehr am Markt sein, bringt uns die schönste Nachhaltigkeitsstrategie nichts.

Ihr oberster Chef, Robert Schmid, meinte kürzlich, dass eine Klimaneutralität bis 2040 für die Bauwirtschaft unrealistisch ist. Kommt es Ihnen entgegen, wenn die allgemeinen Ziele nun vielleicht etwas weniger ehrgeizig sind?

Ramprecht: Das kann für die Branche tatsächlich positiv sein. Von der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie VÖZ gibt es eine Roadmap, wie die Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden kann. Da gibt es einen relativ großen Gap, der durch CO2-Abscheidung und Speicherung geschlossen werden soll. Dahinter stehen aber noch viele Fragezeichen, die es zu klären gibt. Noch weiß niemand, was passieren kann, wenn wir CO2 verpressen.

Wenn wir uns in einem Jahr wiedersehen. Was muss in diesem Jahr passiert sein, damit Sie von einem erfolgreichen Start als Geschäftsführer sprechen?

Ramprecht: Ich möchte in diesem Jahr als technischer Geschäftsführer meinen Fokus auf drei Bereiche legen. Ganz oben stehen die Mitarbeiter*innen. Das ist der größte Multiplikator. Wenn ich ein Umfeld schaffe, das es den Menschen ermöglicht, ihre Arbeit bestmöglich zu erledigen, bringt das viel mehr, als wenn ich mich nur darauf konzentriere, meine Arbeit gut zu machen.
Der zweite Punkt ist die Standardisierung von Prozessen, allerdings mit Maß und Ziel. Die Organisation konnte mit dem schnellen Wachstum nicht Schritt halten. Wenn es mir gelingt, mit Standards die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erleichtern, hätten wir einen weiteren Multiplikator.

Der dritte Punkt betrifft die strategische Ausrichtung. Jeder im Unternehmen muss wissen, was wir tun und warum wir es tun. Wenn mir das alles gelingt, bin ich mit dem ersten Jahr zufrieden.

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Bild: »Es ist unser Anspruch, unangefochtener Innovationsführer zu sein, speziell im Bereich Nachhaltigkeit. Dafür haben wir eine unglaublich starke Forschungs- und Entwicklungsabteilung, um unsere Produkte und Anlagen weiterzuentwickeln«, sagt Philip Ramprecht.

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