Montag, April 29, 2024
Porträt: Ausbildung mit Weitblick
»Mit einer Metalltechnik-Lehre kann man sich ein abwechslungsreiches Berufsleben aufbauen«, wirbt Caroline Biribauer aus eigener Erfahrung für die Lehrausbildung. (Fotocredit: Franziska Hackl)

Caroline Biribauer ist studierte Architektin, Betriebswirtin und Metalltechnikmeisterin sowie Geschäftsführerin des gleichnamigen Metallbaubetriebs. Teil 17 der Serie »Frauen in der Bauwirtschaft«.

Text: Karin Legat

»Das Faszinierende am Handwerk ist, dass man durch die praktische Tätigkeit viel mehr erfährt und wahrnimmt als beim Arbeiten am Reißbrett. Der Beruf der Technischen Zeichnerin hätte für mich auf Dauer keine Herausforderung bedeutet«, gibt Caroline Biribauer zu. Die 36-jährige spricht aus Erfahrung. Während ihres Studiums der Architektur und Betriebswirtschaft war die Burgenländerin in zahlreichen Architekturbüros beschäftigt. Als 2018 die Entscheidung anstand, den elterlichen Metallbaubetrieb zu übernehmen, entschied sie sich daher bewusst für die neue Aufgabe. »In meiner jetzigen Position bin ich viel unterwegs und kann den Projektablauf von der Skizze über die Produktion bis zur Montage mitverfolgen.«

Ihr Metallweg

Anfangs eine Huf- und Wagenschmiede, gilt Metallbau Biri­bauer heute als Spezialist für Konstruktionen aus Stahl, Edelstahl und Aluminium – von einfachen Formrohrrahmen bis hin zu hoch aufwendigen Stahlkonstruktionen. Aktuell boomen begrünte Fassaden. »Im Zuge der Übernahme der Geschäftsführung war es notwendig, das Gewerbe des Schlossermeisters im Unternehmen zu halten«, erinnert sich Biribauer. Daher entschied sie sich zusätzlich für die Ausbildung zur Schlossermeisterin am WIFI Eisenstadt. »Das war der herausforderndste von allen Bildungswegen. Ich hatte keine Lehre und habe direkt den Meister gemacht.«

Wenn Not am Mann ist, legt sie auch heute noch selbst in der Werkstatt Hand an. Bei Biribauer heißt es eigentlich korrekt: Not am Mann oder der Frau, denn seit 2021 wird im Unternehmen das erste Mädchen als Lehrling in Metallbau und Blechtechnik ausgebildet. Biribauer wünscht sich noch mehr Frauen in der Technik. »Wir haben sehr viele Bewerbungen von Mädels, aber leider fehlen meist ausreichend fachliche Kompetenzen.« Deswegen, und um Mädchen generell Mut zu machen, technische Berufe zu ergreifen, kooperiert das Unternehmen mit Schulen, aktuell mit der HTL Eisenstadt und der HTL Pinkafeld.

Zuletzt wurde Biribauer zu einem Mädchen-Vernetzungstreffen eingeladen, bei dem sie von ihrem Karriereweg berichtet und Einblicke in den beruflichen Alltag gegeben hat sowie Tipps, wie man sich als Frau in der nach wie vor von Männern dominierten Technikbranche durchsetzen kann. »Es tut Mädchen gut, Frauen zu erleben, die es in die Technik geschafft haben.« Das starke Engagement in der Lehrlingsarbeit hat Biribauer jüngst den zweiten Platz beim bundesweiten Unternehmerinnen-Award in der Kategorie »Besondere unternehmerische Leistung« eingebracht. Als aktuelles Projekt nennt Biribauer ein Gebäude in Wien-Donaustadt, das mit Wien Energie als Lehrstätte revitalisiert wird und einen Großteil begrünter Außenwände aufweist.

Ihr Metallblick

Die Metalltechnik ist für Biribauer sehr spannend, da sie umfangreich und am Bau in den unterschiedlichsten Formen und Varianten notwendig ist. Ein*e gute*r Metalltechniker*in sei der beste Ansprechpartner für Architekt*innen. »Es erfordert Kreativität, gemeinsam zu planen. Das habe ich schon beim Studium geliebt und jetzt bin ich mittendrin«, betont sie und nennt vor allem außergewöhnliche Treppen als ihre Leidenschaft, von der Kalkulation bis zur Planung. Als Vorbild einer starken Frau in einer typischen Männerdomäne fungiert für Biribauer ihre Mutter Eva, die wie auch ihr Vater noch den Betrieb unterstützt.

»In den 80er-Jahren war eine Frau auf der Baustelle noch eine extreme Seltenheit. Meine Mutter hatte aber vor nichts Angst und war überall mit dabei«, erzählt sie und erinnert sich an die eigene Ausbildung zur Schlossermeisterin. »Damals war ich die einzige Frau. Ich war überrascht über das erforderliche Durchsetzungsvermögen und hätte das Handwerk als viel aufgeschlossener eingestuft.« Ihre Karriere-Entscheidung hat sie nie bereut, ebenso wenig ihre Ausbildung, die sie in ihrer täglichen Arbeit als entscheidende Bereicherung sieht. In der Freizeit geht sie gern mountainbiken und mit ihrem Hund Preston auf die Pirsch.


Zum letzten Teil: Ulrike Rabmer-Koller, Geschäftsführerin der Rabmer-Gruppe, im Porträt: Eine sehr gute Symbiose

Weitere Teile unserer Reihe: www.report.at/tag/frauen-in-der-bauwirtschaft

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