Montag, Oktober 07, 2024

Eine Branche muss sich warm anziehenFür die Gebäudetechnik kommt die Krise mit Verzögerung. Heuer wird es leichte Rückgänge geben, eine Erholung ist nicht vor 2012 zu erwarten.


2008 war ein extrem gutes Jahr für die österreichische Gebäudetechnikbranche: Ein Umsatz von 8,4 Milliarden Euro bedeutet ein Plus von 8,3 Prozentpunkten gegenüber 2007 und das beste Wirtschaftsjahr für die Branche nach einer drei Jahre andauernden positiven Entwicklung. Wie das Marktforschungsinstitut Kreutzer Fischer & Partner (KFP) erhoben hat, entfällt dabei mit 41 % der größte Anteil auf die Heizungsinstallateure, 28 % auf die Sanitär- und 20,5 % auf die Elektroinstallationsbranche.
Mit dem Höhenflug in der Gebäudetechnik ist es im Jahr 2009 jedoch vorbei, laut KFP wird der Umsatz der Branche heuer um 3,2 % zurückgehen. Für 2010 prognostiziert Zellhofer gar einen Rückgang um 7 %, analog zum erwarteten Einbruch im gewerblichen Neubau sowie im Geschoßwohnbau. Die schwache Nachfrage von gewerblichen und öffentlichen Auftraggebern, sowohl im Neubau als auch in der Sanierung, wirkt dabei als wesentlicher Treiber.

Anforderungen steigen
Den geringsten Anteil am Umsatz der Gebäudetechnik hat der Studie zufolge der Bereich Lüftung und Klima. Doch gerade diese Sparte habe sich heuer noch am stabilsten gehalten, dort werden die Rückgänge wegen des steigenden Automatisierungsgrads im Heizungs-, Kälte- oder Steuerungsbereich am geringsten sein, wie Roland Zellhofer, Autor der Studie, erzählt. Eine ähnliche Entwicklung sieht die Studie auch in der Elektroinstallationsbranche. Auch da steigen die technologischen Anforderungen im Zuge der Gebäudeautomatisierung, die Elektrotechnik entwickelt sich zunehmend zur spezialisierten Elektronik. Überraschend habe sich der Bereich Sanitärinstallation entwickelt, der in den letzten beiden Jahren 2007 und 2008 dazugewonnen hat, obwohl die Sanitärbranche in Relation zur gesamten Gebäudetechnik wertmäßig verliert, meint der Studienautor. In den nächsten Jahren werde sich dieser Bereich auch in absoluten Zahlen deutlich reduzieren, für heuer rechnet Zellhofer mit einem Minus von 6 % und für 2010 mit einem Rückgang von 10 %.
Den größten Anteil am Umsatz in der Gebäudetechnik hat mit 3,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 oder rund 41 % aber die Heizungsbranche. Entsprechend der Gesamtentwicklung werde sich aber auch die Heizungsbranche in absoluten Zahlen rückläufig entwickeln, für heuer rechnet KFP mit 3,3 und im nächsten Jahr mit 3,1 Milliarden Euro Umsatz.

Alles aus einer Hand?
Wie in so vielen Bereichen im Bauwesen werde auch in der Gebäudetechnik die Strategie, die gesamte Palette – Elektro-, Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitärinstallationen – aus einer Hand anzubieten, erfolgversprechend sein, ist Studienautor Zellhofer überzeugt. Diesen Weg des Lifecycle-Managers versuchen die zur GdF Suez-Gruppe gehörende Axima Gebäudetechnik und auch YIT Austria zu gehen. Das aus der Übernahme der MCE Gebäudetechnik durch den finnischen Bau- und Gebäudetechnikkonzern YIT entstandene Unternehmen will von der Planung über die Installation und das Facility Management bis zum Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes dabei sein, wie der neue Geschäftsführer Manfred Simmet erzählt (s. Interview).
Ähnliches, aber auf anderem Weg will man im Haustechnik- und Anlagenbaubereich der Siemens-Ortner-Kooperationen erreichen: Statt der »Alles aus einer Hand«-Philosophie setzt man mit Siemens-Bacon und Elin, den beiden Joint Ventures des Siemens-Konzerns und der Unternehmensgruppe des Industriellen Klaus Ortner, bewusst auf gewachsene Strukturen und Gewerke. Während die Elin GmbH & Co KG, die bis zu Ortners Einstieg im Jahr 2008 als VA Tech Elin EBG zu Siemens gehörte, fast ausschließlich im Elektrotechnikbereich aktiv ist, ist Siemens Bacon für die Gewerke Heizung, Klima, Lüftung und Sanitär und teilweise auch Elektrotechnik zuständig. Die Facility-Management- und Industrieanlagengeschäfte der Elin EBG wurden schon 2006 in den Siemens-Konzern eingegliedert, wo mit dem Bereich Building Technologies auch die strategische Sparte der Gebäudetechnik beheimatet ist, die intelligente Produkte für die Gebäudeautomation entwickelt und produziert.

Kleinteiliger Markt
Für kleinere Gewerbebetriebe müsse die Strategie sein, grenzübergreifend zwischen den Gewerken zu arbeiten und gleichzeitig den eigenen Spezialisierungsgrad zu erhöhen, rät der Studienautor von KFP. Zwar sei die Nachfrage nach Einzelgewerken noch da, nachdem aber im großvolumigen Hochbau der Trend zum Generalunternehmer geht, sei es für einen Bauherrn nur logisch, auch in der Gebäudetechnik einen einzigen Ansprechpartner haben zu wollen, glaubt Zellhofer.
Da ist in dem extrem kleinteilig strukturierten Markt, wie es die Gebäudetechnik ist, die Auswahl nicht so leicht. Schließlich hat der österreichische Branchenleader im Bereich Heizung/Klima/Lüftung/Sanitär, die Siemens-Bacon-Gruppe, gerade einmal 3 % Marktanteil. Dahinter lagen nach Einschätzung von KFP im Jahr 2008 Axima Gebäudetechnik sowie die wiederum zur Ortner-Gruppe gehörende Ortner GmbH. Beide Siemens-Ortner-Joint Ventures sowie die Ortner-Gruppe zusammengerechnet, kommen diese Firmengruppen laut Zellhofer auf einen Marktanteil von rund 4 %. In der Zwischenzeit sind aber mit YIT Austria sowie Elin zwei weitere Mitbewerber auf den heimischen Markt getreten. Sie teilen sich den großen Rest gemeinsam mit mittleren Unternehmen wie Stolz, Klampfer, Klenk & Meder, Landsteiner, Krobath, Csernohorszky, Roth, Etech, Herbsthofer, Bouvier oder Fleck sowie sehr vielen kleinen Betrieben.

 


Sinkende Preise
Ob Kleine oder Große, alle müssen sich nicht nur um einen kleiner werdenden Gebäudetechnik-Markt raufen, sondern auch mit sinkenden Preisen zurechtkommen. Ausgehend von dieser bescheidenen Basis werden Umsatz und Ergebnis für heuer »gerade noch erwartungsgemäß« ausfallen, wie Elin-CEO Herbert Wegleitner meint. Für 2010 rechnet der ehemalige Manager der Siemens Building Technologies mit einem Umsatzrückgang der Branche von 20 %, bei Elin im Ausmaß von 10 bis 15 %. Das Betriebsergebnis werde aufgrund des Preisverfalls die große Herausforderung. Für die Gebäudetechnikbranche insgesamt rechnet auch Wegleitner mit einem signifikanten Einbruch im kommenden Jahr. Die Talsohle sei noch nicht erreicht, weil sich für die Haustechnik die krisenbedingte Verschiebung oder Annullierung so mancher Gewerbeprojekte aufgrund langer Laufzeiten erst mit Verspätung bemerkbar mache, so Wegleitner. Dazu gehört etwa der 2008 vorerst gestoppte Donaucity-Tower, bei dem Elin »gut im Rennen lag«, wie Wegleitner schildert. Über eine eventuelle Realisierung wird wahrscheinlich zu Beginn des nächsten Jahres entschieden, dann aber müsse man beim Haustechnikkonzept wieder von vorne beginnen, schildert Wegleitner den langen Projektweg.

Nachhaltige Immobilien
Ob 2011 viel besser werden wird, darüber zeigt sich die Branche pessimistisch. Zu einem wesentlichen Teil werde es von den Banken abhängen, die bei der Projektfinanzierung nach wie vor sehr restriktiv agierten, so Wegleitner. Wünschen würde sich der Elin-Boss die gemeinsame Vergabe von Haustechnik und Betriebsführung. Das würde bei dem Einfluss der Gebäudetechnik auf die Lebenszykluskosten einer Immobilie Sinn ergeben, meint er. Damit wäre allerdings bei der Miete ein stärkerer Fokus auf Betriebs-, Erhaltungs- und Reinvestitionskosten verbunden. Und das könnten sich nur die Anbieter von anspruchsvollen Immobilienprojekten leisten. Solche scheinen in Folge der Krise allerdings im Vormarsch. Das schnelle Geld mit Developments trete zugunsten längerfristiger und nachhaltiger Perspektiven in den Hintergrund, zeigt sich der Elin-Boss zuversichtlich.
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»Auf tiefem Niveau«

Adolf Lauber, Geschäftsführer Axima

Report: Wie ist das Jahr aus Sicht von Axima und für die Gebäudetechnikbranche gelaufen?
Lauber: 2009 war noch recht vernünftig. Aufträge aus dem guten Jahr 2008 und das Konjunkturpaket der öffentlichen Hand lassen in den Bilanzen der Firmen stabile Ergebnisse erwarten. Im Bestelleingang sind bereits erste Anzeichen für Rückgänge ersichtlich. Der Druck auf die Preise ist enorm. Axima Österreich und Tochtergesellschaften werden 2009 einen Umsatz von circa 165 bis 175 Millionen Euro bei gleichbleibendem Personalstand erzielen.

Report: Sehen Sie durch den Marktauftritt von YIT und Elin Auswirkungen auf den österreichischen Markt?
Lauber: Da beide unter anderem Namen am Markt aktiv waren, sehe ich bis dato keine wesentliche Änderung in der Marktkonstellation. Die Marktanteile festzustellen, ist in unserem Markt mit sehr vielen Teilnehmern und unterschiedlicher Angebotspalette schwer. Ich glaube aber, dass Axima ganz vorne dabei ist.

Report: Welche Strategie verfolgt Axima und planen Sie die Erschließung neuer Geschäftsfelder?
Lauber: Unser Geschäftsmodell liegt eindeutig im Lifecycle Management rund um das Gebäude. Dieses Geschäftsmodell hat sich über die vielen Jahre als sehr robust erwiesen. Nichtsdestoweniger gibt es noch Verbesserungs- und Ausweitungsmöglichkeiten bestehender Geschäftsfelder wie Ener­giespar-Contracting und Facility Management. Besonderen Schwerpunkt legen wir aber auf die Energiespar-Contracting-Projekte.

Report: Wann werden sich Ihrer Einschätzung nach Markt und Preise entwickeln?
Lauber: Ich glaube, die schwierigen Jahre in der Gebäudetechnik liegen noch vor uns und die Markterholung wird sicher nicht vor 2012 beginnen. Wir werden noch einige Jahre auf tiefem Niveau durchstehen müssen.

Report: Welche Projekthighlights gab es im abgelaufenen Jahr, welche sind in der Pipeline? Musste Axima Projekte stoppen?
Lauber: Wir konnten einige größere Projekte hereinholen. Neue Aufträge konnten 2009 bei der Erweiterung des Hietzinger Bades, einigen Schulen in Wien und einem Gebäudepool des Landes Oberösterreich gebucht werden.
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Der Optimierer
Manfred Simmet, neuer Geschäftsführer des Gebäudetechnikers YIT Austria, über seine Strategie, Umsatzprognosen sowie Trends und Chancen in der Gebäudetechnik.


Report: Sie sind seit September neuer Vorstandssprecher der YIT Austria. Wird sich etwas an der Strategie des Unternehmens ändern?
Simmet: Die Strategie ist unverändert: So wie bisher werden wir uns in allen Bereichen Gebäudetechnik bewegen, Elektrotechnik, Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär und das komplette Portfolio von der Planung bis zur Errichtung, Service, Wartung und Facility Management. Wir verfolgen auch eine Wachstumsstrategie.

Sind also neue Standorte geplant?
Neue sind kurzfristig keine geplant, wir werden eher die Standorte, die derzeit nicht das komplette Portfolio anbieten, mit den fehlenden Gewerken komplettieren. Da sind wir regional noch sehr unterschiedlich aufgestellt. In Innsbruck etwa sind wir in der Elektrotechnik sehr stark, dafür aber ist dort noch Potenzial bei Heizung/Lüftung/Klima/Sanitär.

Die YIT-Gruppe hat im ersten Halbjahr beim Umsatz Einbußen von 13 Prozent und beim Gewinn von 79 Prozent zu verzeichnen. Wie wird YIT Austria heuer abschneiden?
Grundsätzlich ist die Prognose angesichts der Wirtschaftssituation vernünftig. Wir werden das Umsatzziel von 130 Millionen mir circa 120 Millionen knapp unterschreiten.

War die Eingliederung der Gebäudetechnik-Sparte der MCE rückblickend die richtige Entscheidung in der Wirtschaftskrise?
Diese Frage gesamtheitlich zu beantworten, fällt mir schwer, die muss an den YIT-Board gerichtet werden. Das Strategieziel, das Flächenportfolio im mitteleuropäischen Markt zu erweitern und dort sesshaft zu werden, ist aus meiner Sicht erreicht, die Umsatzwerte haben in Zentraleuropa ein vernünftiges Ausmaß. In Nordeuropa war YIT ja schon sehr stark in der Gebäudetechnik vertreten. Auswirkungen aufgrund des Eigentümerwechsels und des anderen Brandings erkenne ich im lokalen Geschäft keine.

Vor kurzem wurde YIT Austria zum österreichischen Leitbetrieb ernannt. Was bringt das?
Das Wesentliche daran ist, dass wir uns österreichweit mit anderen Leitbetrieben vernetzen, den Namen bekannt machen und uns als österreichisches Unternehmen präsentieren, auch wenn unser Eigentümer in Finnland sitzt. In diesem Netzwerk ist die Gebäudetechnik noch nicht so stark vertreten.

Wo steht denn YIT Austria im österreichischen Markt, wo sehen Sie Ihre Stärken?
Ich sehe uns als eine der drei größten in Österreich in diesem Bereich. Wir sind vor allem flächendeckend sehr stark vertreten und können so kundenorientiert arbeiten. Es gibt viele Unternehmen, die Teilsegmente anbieten, wir haben, wie auch der eine oder andere Mitbewerber, das gesamte Portfolio. Unseren Anteil in diesem Markt sehe ich bei rund 2 Prozent.

Sehen Sie einen Trend zum Gesamtanbieter?
In Österreich ist das gerade im Entstehen, in anderen Ländern, wie etwa im Norden ist diese Thematik schon sehr weit fortgeschritten. Auch bei Großprojekten versuchen Generalunternehmer immer mehr, die Schnittstellen zu minimieren, um sie wirtschaftlich besser in den Griff zu bekommen.

In welchen Bereichen können Gebäudetechniker noch Märkte erschließen?
Ich bin überzeugt, dass Gebäudeautomation in Verbindung mit grünen Gebäuden zunehmend ein Thema ist. Das Wesentliche dabei ist das vernetzte Denken, weil eine Gebäuderegelung funktioniert ohne den technischen Themen einer Lüftungs- oder Heizungsanlage nicht wirklich. Somit muss man alle Fachkompetenzen haben, um nicht nur ein Thema abdecken zu können. In dieser Richtung sehe ich noch Entwicklungspotenzial.

Wo sehen Sie noch Potenzial?
In der Optimierung von Objekten. Da geht es um Wärmerückgewinnung, Prozessoptimierung, Steuerung , aber auch um die Isolierung von Gebäuden. Auch die Nutzung von erneuerbaren Energien ist ein Thema. Für Ikea in Klagenfurt haben wir beispielsweise Geothermie eingesetzt.

Österreich verfehlt sein Kyotoziel klar. Was kann die Gebäudetechnik da beitragen?
Mit der Optimierung der Nutzung. Beispielsweise: Wie schalte ich Konferenzräume auf 20 Grad Raumtemperatur frei, was mache ich in Stillstandszeiten? Das kommt auf den Investor an. Schwierig ist das umzusetzen, wenn Investoren in der Betriebsführung nicht mehr involviert sind. Solche, die in der Betriebsführung dabei sind, sind viel offener für solche Diskussionen.

Das bedeutet Mehrkosten. Wie macht man dem Investor klar, dass sich diese Mehrkosten rentieren?
Das ist der springende Punkt. Der Energieausweis ist zumindest ein wesentliches Steuerungselement, um einen gewissen Level zu erreichen.

Wie ist das Verhältnis Neubau zu Sanierung bei YIT in Österreich?
Sanierung wird immer mehr zum Thema. Da geht es darum, etwa in Schulen Energiezentralen auf einen anderen Wirkungsgrad zu bringen, Kessel zu tauschen, auf Niedertemperatursysteme umzustellen. Auch die Kühlung wird immer wichtiger. Da wird es zu Nachrüstungen kommen. Bei dem ganzen Thema Green Energy beschränken wir uns aber auf unsere Kernkompetenz, auf die Technik, das Management und die Logistik.

Wie werden die nächsten Jahre?
Im Neubau wird es 2010 und 2011 schwierig. Da wird es nur ein geringes Wachstum geben. Deshalb wollen wir verstärkt in die Bereiche Service und Facility Management gehen. Beim FM beschränken wir uns aber auf die Gebäudetechnik, die Randthemen wie Reinigung oder Gärtnerei machen wir gemeinsam mit Partnern. Auch Contracting ist ein Thema, das wir verstärken wollen. Zurzeit geht das aber eher schleppend.

Sie sehen sich unter den ersten drei in Österreich. Ist die Marktführerschaft ein Ziel?
Wir wollen dazu gewinnen. Der erste Platz ist auf absehbare Zeit aufgrund der Dominanz der Siemens-Ortner-Gruppe nicht sehr realistisch, außer es ändert sich dort etwas gravierend an den Eigentumsverhältnissen.  

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