Sonntag, Oktober 06, 2024

Als Co-Gründer ist Martin Vogl bei Techwoodhomes verantwortlich für die Bereiche Konstruktion und Produktion. Das junge Technologieunternehmen entwickelt Hard- und Software, um mit digitalen Lösungen eine neue Form des Wohnens zu ermöglichen. Dabei setzt Techwoodhomes nicht nur auf smarte Lösungen sondern auch auf den Baustoff Holz. Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Vogl über die Besonderheit der Techwoodhomes-App, steigende Rohstoffpreise und kurz-, mittel- und langfristigen Ziele.  


Report: Techwoodhomes will das Einfamilienhaus digitalisieren. Herzstück ist eine selbstentwickelte App. Was ist das Besondere an dieser App und wie sieht Ihre Vision für das Einfamilienhaus der Zukunft aus?

Martin Vogl: Die Besonderheit unserer App ist, dass sie weit mehr bietet als eine bloße Gebäudesteuerung. Dadurch, dass wir sehr viel mehr über das Haus wissen, beispielsweise über die Flächen an Böden, Wänden und Decken, können wir neuartige Instandhaltungsmodelle anbieten. So kann man in unserer App Wände und Decken, die man ausgemalt haben möchte, sowie die Farbe auswählen, erhält umgehend einen Preis dafür und kann den Termin direkt in der App buchen. Ebenso verhält es sich mit Wartungsarbeiten wie dem Streichen der Fassade oder auch dem Austausch defekter Elektronik. Die Vision dahinter ist, dass man nicht mehr mühsam Handwerker suchen muss, Termine für Begutachtungen bzw. Ausmessungen braucht, Angebote einholt und dann noch einen eigentlichen Umsetzungstermin braucht – die Wartung eines Hauses soll so einfach wie nur möglich sein.

Report: Es gibt in der Bau- und Immobilienwirtschaft eine lebhaft Diskussion, ob Hightech oder Lowtech die Zukunft des Wohnens ist. Sie setzen klar auf Hightech. Warum?

Vogl: Ohne Zweifel gibt es hier verschiedene Ströme und das ist auch gut so. Wir setzen auf Hightech, da dieser die Möglichkeit eröffnet, die Vorteile eines Hauses zu genießen, ohne viele der Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Der Satz »ich habe eine Wohnung, weil die mir keine Arbeit macht« ist dank der Technik nicht mehr zeitgemäß. Wir schaffen das Haus, das mehr bietet als eine Wohnung, in Summe aber nicht mehr Arbeit macht. Deshalb auch Dinge wie die Gartenbewässerung oder der Rasenroboter als Standardausstattung.

Report: Wie entkräften Sie das Argument der Fehleranfälligkeit und zu hoher Komplexität für die Nutzer*innen?

Vogl: Der Sourcecode unserer Software ist eine Ableitung eines Sourcecodes, der bereits seit Jahren in der Tunnelsteuerung eingesetzt wird. Dieser zeichnet sich durch geringste Fehleranfälligkeit aus. Die Komplexität ist in unserer App sehr reduziert. Zum einen ist die Orientierung extrem einfach, da man Bilder des eigenen Hauses sowie der eigenen Räume in der Navigation sieht und dazu die entsprechenden Bezeichnungen wie »Wohnzimmer« etc. hinterlegt hat. Zum Anderen haben wir sehr viel Wert auf eine intuitive Oberfläche gelegt. Wichtig ist uns aber auch, dass das Haus auch komplett ohne der App steuer- und programmierbar ist.

Report: Der Baustoff Holz gilt als sehr nachhaltig. Allerdings haftet ihm auch der Makel an, dass er oft importiert wird, lange Transportwege hinter sich hat und auf die Nachhaltigkeit im Ursprungsland nicht so großer Wert gelegt wird. Woher beziehen Sie Ihr Holz und welche Nachhaltigkeitsgarantien können Sie abgeben?

Vogl: Wir beziehen unser Holz für die derzeitige Produktion aus Österreich. Ab einem gewissen Zeitpunkt der Expansion wird es Sinn machen, eine weitere Produktion zu errichten und auch dann werden wir das Holz dort regional beziehen. Das von uns bezogene Holz ist mit den FSC- und PEFC-Holzzertifikaten ausgestattet.

Report: Die Rohstoffpreise gehen durch die Decke, die Inflation steigt unaufhörlich. Haben Sie Sorge, dass Ihre potenziellen Kund*innen sich den Traum von der nachhaltigen Hightech-Immobilie schlicht nicht mehr leisten können?

Vogl: Natürlich sind steigende Rohstoffpreise für die gesamte Branche ein Problem. Insofern werden Immobilienpreise unweigerlich steigen. In der Relation zu anderen Häusern werden unsere aber nach wie vor attraktiv sein. Ebenso sind aber steigende Strompreise, Gaspreise, Ölpreise ein Problem. In unserem Haus wird man bei normalem Durchschnittsstromverbrauch dank großzügiger Photovoltaikanlage und Stromspeicher über das ganze Jahr hinweg gerechnet keinerlei Heiz- und Stromkosten haben. Das muss man in der Kalkulation auch berücksichtigen.

Report: Angesichts der vielen Krisen, mit denen wir aktuell zu tun haben, kann man vermutlich sagen, es gibt bessere Zeitpunkte, um ein Unternehmen zu gründen. Wie haben Sie die Zeit seit der Gründung im Dezember 2020 erlebt?

Vogl: Grundsätzlich haben Sie rückblickend natürlich recht. Allerdings bedeutet Unternehmertum für mich, mit jeder Herausforderung fertig zu werden. Auch wenn es Krisen, Kriege, Pandemien etc. sind. In einem guten Umfeld zu agieren ist meist nicht allzu schwer, in schwierigen Zeiten braucht man eine klare Vision, ein tolles Team und natürlich einen belastbaren Finanzplan. Seit unserer Gründung erleben wir ständig Überraschungen, zumeist nicht sehr erfreuliche, aber wir stellen uns diesen und finden immer Lösungen.

Report: Das Techwoodhomes-Pilotprojekt in Gaaden steht kurz vor der Fertigstellung. Sind Sie im Zeit- und Kostenplan und wie läuft die Verwertung?

Vogl: Hinsichtlich des Zeitplans liegen wir rund zwei Monate dahinter – die ersten Häuser werden Ende Juli bzw. Anfang August stehen. Das begründet sich vor allem in der herausfordernden Planung aufgrund der örtlichen Besonderheiten. Hinsichtlich der Kostenplanung sind wir allerdings im Bereich dessen, was wir geplant hatten, trotz der aufwändigen Planung. Die Verwertung wird erst in der ersten Maihälfte starten, deshalb gibt es dazu noch keine belastbaren Aussagen, die wir tätigen könnten.

Report: Welche kurz-, mittel- und langfristige Erwartungen haben Sie an die Entwicklung von Techwoodhomes? Wie sehen konkrete Ziele aus?

Vogl: Kurzfristig freuen wir uns auf die Errichtung unserer ersten Häuser und den Start des Vertriebs in Österreich und Deutschland. Mittel- und langfristig werden wir Techwoodhomes immer weiter entwickeln. Auch in fünf bis zehn Jahren wollen wir aus der dann gültigen Sicht das Haus der Zukunft sein, d. h. wir arbeiten ständig an weiteren Entwicklungen wie begrünten Dächtern etc., um die Nachhaltigkeit noch weiter zu steigern. Hinsichtlich der App werden wir laufend neue Funktionen integrieren, die dann per Update freigeschaltet werden. Alle sind darauf ausgerichtet, das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.

Aber auch Entwicklungen wie eine Notfallbenachrichtigung sind geplant, d. h. wenn man beispielsweise bis 10:00 Uhr keine Bewegung im Haus hat oder kein Stromverbrauch manuell aktiviert wurde, werden bis zu drei Personen per E-Mail und SMS benachrichtigt, dass man nach der Bewohnerin bzw. dem Bewohner schauen sollte. Alle diese Funktionen werden aber immer optional zu verwenden sein.

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