Samstag, Oktober 12, 2024

2017 war für Aktionäre der heimischen Bau- und Immobilienwirtschaft ein gutes Jahr. Mit Ausnahme von Strabag und Porr gab es für alle Titel teils satte Zugewinne. Aber wie geht es weiter? Wie lange dauert der Aufschwung noch an? Der Bau & Immobilien Report hat Experten der Wiener Privatbank, der Raiffeisen Centrobank und der Erste Group um eine Analyse und Kaufempfehlung für CA Immo, Strabag, Porr, Palfinger, Buwog und Wienerberger gebeten. In der nächsten Ausgabe folgen UBM, Warimpex und S Immo.

Analyse CA Immo, Buwog, Porr: Christoph Schultes, Sector Analyst Real Estate Erste Bank Group

CA Immo

Jahresperformance 2017: + 45,2 %
Aktienkurs (30. März): 27,14 €

Empfehlung: Kaufen

Analyse: Die CA Immo bietet derzeit das attraktivste Portfolio der österreichischen notierten Immobilienunternehmen mit Fokus auf gewerbliche Immobilien, auch weil das Unternehmen noch Grundstücke in Spitzenlagen deutscher Metropolen besitzt, die in den kommenden Jahren entwickelt werden sollen. Die Aktie zeigt zwar seit Jahresbeginn ein Kursplus von über 6 %, dennoch notiert sie noch immer deutlich unter ihrem EPRA NAV, der zum Bilanzstichtag bei 29,90 Euro lag, aber in ungenügender Weise die zukünftigen Entwicklungspotenziale in Deutschland reflektiert. Der Aktienkurs orientiert sich aktuell am von US-Investor Starwood angekündigten freiwilligen Angebot in Höhe von 27,50 Euro pro Aktie. Das Angebot ist unserer Meinung nach deutlich zu niedrig, speziell wenn es an die Immofinanz gerichtet sein soll, die neben den 26 % auch vier goldene Aktien hält, die mit der Ernennung von Aufsichtsratsmitgliedern verbunden sind.  Unser Kursziel liegt aktuell bei 30 Euro  und unsere Empfehlung lautet Kaufen. Wir sehen aktuell kein Szenario, in dem die Aktie verlieren könnte.

 

Buwog

Jahresperformance 2017: + 29,2 %
Aktienkurs (30. März): 29,06 €

Empfehlung: Halten

Analyse: Per Ende der Annahmefrist Mitte Oktober wurden knapp 83 Mio. BUWOG-Aktien der deutschen Vonovia angedient, das sind insgesamt 73,8 %. Die Nachfrist für diejenigen, die das Angebot noch nicht angenommen haben, läuft nun bis zum 18.6.2018 17 Uhr. Die Aktie wird daher auch in den kommenden Monaten sehr nahe dem Angebotspreis von 29,05 Euro notieren. Wir halten das Angebot für fair, eine Erhöhung des Angebots sehen wir daher derzeit nicht. Aufgrund des Mangels an Kurspotenzial lautet unserer Empfehlung nun Halten. Anlegern raten wir jedoch, entweder anzunehmen oder vorzeitig auszusteigen, um z.B. in CA Immo umzuschichten. Nach Ende der Nachfrist wird die Volatilität des Aktienkurses wieder zunehmen. Zumindest kurzfristig erwarten wir dann einen Kursrückgang. Schade finden wir es, dass mit der BUWOG ein hervorragend geführtes Unternehmen mit toller Investmentstory den ATX verlassen wird.

 

Porr

Jahresperformance 2017: - 27,3%
Aktienkurs (30. März): 27,95 €

Empfehlung: Halten

Analyse: Die Aktie der Porr ist seit November 2017 in einer Seitwärtsbewegung, pendelt zwischen 26 und 29 Euro. Dies ist vor allem der Expansion in Deutschland und der Situation in Katar geschuldet. Nach einigen Akquisitionen ist Deutschland mit ca. 25 % der Bauleistung jetzt der zweitgrößte Einzelmarkt nach Österreich. Allerdings hinkt die Profitabilität deutlich hinterher. Aufgrund von Integrationskosten der neu erworbenen Firmen, aber auch wegen Kostenüberschreitungen bei einigen Projekten dürfte die Vorsteuermarge 2017 negativ gewesen sein. Es ist fraglich, wie schnell und ob Porr es schaffen wird, die Marge in Richtung der angepeilten 2 % (für Deutschland) zu verbessern. In Katar soll Porr heuer die aktuell letzten drei Bauprojekte zum Abschluss bringen, die ein Auftragsvolumen von 1,3 Mrd. Euro hatten. Das Wirtschaftsembargo führte zu Mehrkosten für das Aufsetzen von alternativen Logistikrouten für die Anlieferung von Material und Fertigteilen. Die Unsicherheit, ob es dadurch zu negativen Auswirkungen auf das Ergebnis kommen wird, spiegelt sich auch im Aktienkurs wider. Sobald PORR allerdings die Sorgen um die Profitabilität entkräften kann, wird der hohe Auftragsstand von 6,4 Mrd. Euro in den Vordergrund rücken und damit die Aktie wieder Rückenwind erhalten. Bis dahin bleiben wir bei unserer Halten Empfehlung bei einem Kursziel von 27,5 Euro.


Immofinanz, Strabag: Analyse von Bernhard Haas, Head of Research, Wiener Privatbank

Immofinanz

Jahresperformance 2017: + 13,8 %
Aktienkurs (30. März): 2,11 €

Empfehlung: k.A.*

Analyse: Die Kursentwicklung der Immofinanz verlief in den letzten Monaten wechselhaft. Von Ende Sommer 2017 bis Anfang März 2018 befand sich die Aktie in einem deutlichen Abwärtstrend. Auslöser hierfür war insbesondere die Enttäuschung der Anleger über die langsamen operativen Fortschritte der Firma, vor allem im Vergleich zu den österreichischen Mitbewerbern. Während diese beim FFO, der wichtigsten Ertragskennzahl für Immobilienaktien, aufgrund des guten Marktumfeldes zulegen konnten, kämpfte Immofinanz mit einer Stagnation. Dazu hinterfragten einige Marktteilnehmer die Sinnhaftigkeit des Zusammenschlusses mit CA Immo, was ebenfalls Druck auf die Aktie ausübte. Seit Anfang März 2018 konnte sich die Firma jedoch deutlich erholen. Einerseits spielen hierbei sicherlich Übernahmegerüchte eine wesentliche Rolle, andererseits konnte die Firma jedoch ihre Ertragskennzahlen verbessern. Die Leerstandsquote wurde deutlich gesenkt, die Bilanzstruktur verbessert. Unser Fairer Wert/Aktie beträgt €2,68 (letztes Update vom 17.4.2018). Darin nicht enthalten sind jedoch die Effekte aus dem jüngsten Kauf der S Immo Aktien.

* Die Wiener Privatempfehlung gibt keine Kaufempfehlungen ab, sondern nur Abschätzungen zur Wertentwicklung

 

Strabag

Jahresperformance 2017: - 2,5 %
Aktienkurs (30. März): 32,20 €

Empfehlung: k.A.*

Analyse: Das größte heimische Bauunternehmen kämpfte an der Börse seit Sommer des Vorjahres mit einem leichten Abwärtstrend, der in den letzten Monaten jedoch zunehmend abgeflacht ist. Neben allgemeinen Rückgängen im Bausektor könnte dies daran liegen, dass sich die Hoffnungen einiger Investoren auf Veränderungen im Aktionariat zerschlugen. Mit Ende des Jahres wurde die Syndikatsvereinbarung zwischen den Kernaktionären (Haselsteiner Gruppe, Raiffeisen NÖ-Wien, UNIQA und Rasperia Trading um Oleg Deripaska) um weitere fünf Jahre verlängert. Daneben musste das Unternehmen den Verlust eines Großkunden im Bereich Facility Management sowie Kostenüberläufe bei einem Projekt in Südamerika vermelden. Darüber hinaus sollte sich die gute Baukonjunktur positiv auf die Auftragslage des Unternehmens auswirken. Dies trifft vor allem auf den deutschen Markt zu, wo Strabag eine gute Marktposition hat. Unser zuletzt publizierter Faire Wert (im Rahmen einer Sektoranalyse am 27.6.2017) lag bei €48,4/Aktie.

* Die Wiener Privatempfehlung gibt keine Kaufempfehlungen ab, sondern nur Abschätzungen zur Wertentwicklung


Wienerberger, Palfinger: Analyse von Markus Remis, Company Research, Raiffeisen Centrobank

Wienerberger

Jahresperformance 2017: +19,8 %
Aktienkurs (30. März): 20,32 €

Empfehlung: Halten

Analyse: Die Wienerberger-Aktie ist aktuell weder besonders günstig noch besonders teuer. Gegenüber den Peer-Group-Aktien ist in den letzten zwölf bis 24 Monaten ein leichter Abschlag von rund 10 % festzustellen. Das Unternehmen ist stark auf die Realisierung interner Effizienzgewinne fokussiert. Operativ setzt sich der Aufwärtstrend im europäischen Wohnbau fort, mit einem starken Momentum in Osteuropa. Westeuropa präsentiert sich heterogener. Deutschland und Großbritannien sind stabil, Frankreich verzeichnet ein Wachstum. Auch der US-Markt präsentiert sich von seiner soliden Seite. Aktuell liegt man bei annualisierten Housing-Starts von 1,2 bis 1,3 Millionen. Das liegt zwar noch unter dem 30-jährigen Schnitt, ist aber solide. Unsere Empfehlung lautet Halten, bei einem Kursziel von 23,50 Euro.

 

Palfinger

Jahresperformance 2017: + 16,2 %
Aktienkurs (30. März): 32,75 €

Empfehlung: Halten

Analyse: Bei Palfinger gibt es aktuell sowohl gute als auch schlechte Nachrichten. Positiv entwickelt sich die Sparte der LKW-Krane in Europa. Hier gibt es über alle Produktgruppen hinweg eine sehr starke Nachfrage. Die extrem hohe Auslastung hat im vierten Quartal 2017 sogar zu kurzfristigen Lieferengpässen und in Folge zu einer Gewinnwarnung geführt. Diese starke Nachfrage scheint auch in den nächsten Monaten nicht nachlassen. Beim US-Geschäft sind die Margen trotz guter Nachfrage nicht dort, wo man hin möchte. Die schlechten Nachrichten kommen aus der Sparte Marine-Krane. Da lässt die Markterholung weiter auf sich warten. Zwar gab es im Jahr 2017 kurzfristige Zeichen einer Stabilisierung, im vierten Quartal folgte aber wieder ein deutlicher Rückgang der Nachfrage. Dazu kommen hohe Restrukturierungskosten, die zum Teil aus teuren Akquisitionen entstanden sind, Diese Investitionen müssen erst wieder verdient werden. Unsere Empfehlung lautet Halten mit einem Kursziel von 40 Euro.

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