Sonntag, Mai 19, 2024

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Christian Greicha, Geschäftsführer fischer Austria, über einen schwächelnden Heimmarkt, die positive Entwicklung ehemaliger Sorgenkinder und neue Produkte und Lösungen, die helfen sollen, die Vorgaben aus Deutschland zu realisieren.

Report: Wie ist 2015 für fischer Österreich gelaufen?

Christian Greicha: 2015 war sicher ein schwieriges Jahr, in dem wir in etwa das Vorjahresniveau erreichen werden. Es war kein schlechtes, aber sicher auch kein gutes Jahr.

Report: Wie haben sich die einzelnen von fischer Austria zu verantwortenden Länder (Albanien, Bosnien, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien, Slowenien Anm.d.Red.) entwickelt?

Greicha: 2014 hatten wir große Probleme in Südosteuropa. Das hat sich gewandelt, Südosteuropa hat sich 2015 richtig gut entwickelt, vor allem das ehemalige Sorgenkind Kroatien. Schwierig war der österreichische Markt, wo wir ein Minus im mittleren einstelligen Prozentbereich hinnehmen mussten.

Report: Was sind die Gründe für den schwächelnden Heimmarkt?

Greicha: Natürlich trifft uns die Baumax-Pleite. Das war einer unserer größten Kunden, der ab August nichts mehr bestellt hat. Das lässt sich kurzfris­tig nicht kompensieren.

Report: Wie im letzten Jahr sind auch heuer die aktuellen Konjunkturdaten alles andere als berauschend. Wie geht es der Bauwirtschaft aus Sicht der Zulieferer?

Greicha: Ich kenne eigentlich niemanden, der mit dem heurigen Jahr sehr zufrieden wäre. Im Gegensatz zum letzten Jahr ist aber nicht nur die Stimmung schlecht, sondern auch die Realität. Und wenn man dann auch noch die verschiedenen Länderrankings sieht, in denen Österreich immer weiter zurückfällt, dann bereitet mir das für den Wirtschaftsstandort Österreich schon Sorgen. Man sieht auch, dass gerade im Infrastrukturbereich die kommunale Investitionsbereitschaft fehlt. Die Rahmenbedingungen waren heuer schwierig und werden aus meiner Sicht auch im nächsten Jahr maximal geringfügig besser.

Report: Wie werden sich Konjunkturpakete wie die Wohnbauoffensive auswirken?

Greicha: Das wird sicher positive Auswirkungen haben. Der Bedarf ist ja gegeben. Man muss aber sicher noch abwarten, in welchem Ausmaß. Die Ansätze sind gut, die Probleme erkannt, das zeigt auch das Thema Bestbieterprinzip, jetzt muss man die Umsetzung abwarten.

Report: Was sind aktuell die größten und wichtigsten Projekte für fischer?

Greicha:Das sind vor allem die großen Infrastrukturprojekte wie Koralmtunnel und Semmering- und Brenner-Basistunnel, wo wir neben den Produkten auch technische Unterstützung leisten.

Report: Lässt sich diese technische Hilfestellung einpreisen oder gilt das heute als selbstverständlich?

Greicha: Um an ein großes Projekt heranzukommen, muss man diese Zusatzservices anbieten. In den Margen ist das aber nicht unterzubringen.    

Report: Stichwort Margen: Mit greenline hat fischer als erster Hersteller weltweit Dübel und Injektionsmörtel aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen auf den Markt gebracht. Wie hoch ist die Kundenakzeptanz?

Greicha: greenline ist für uns ein wichtiger Imageträger. An den Standorten, die greenline aufgenommen haben, sind wir mit der Kundenakzeptanz auch sehr zufrieden. Ganz wichtig bei so einem Produkt ist Beratung am Point of Sale. Wir bieten deshalb auch laufend Schulungen an, um diesen grünen Gedanken auch in den Köpfen des Baumarktpersonals zu verankern. Werden die Kunden mit der Kaufentscheidung alleine gelassen, dann wird es schwierig. Dafür ist das Produkt vielleicht auch zu wenig selbsterklärend. 

Report: Das klingt, als würden die Verkaufszahlen noch nicht den Erwartungen entsprechen?

Greicha: Doch, wir sind mit greenline sogar über Budget. Aber natürlich waren die Vorgaben aufgrund der Komplexität des Produktes auch moderat.

Report: Mit welchen Innovationen dürfen fischer-Kunden weiter rechnen?

Greicha: Wir haben eben unseren neuen Wunderdübel auf den Markt gebracht, den Duopower. Das ist der erste intelligente Dübel der Welt für alle Untergründe. Der entscheidet selbst, ob er spreizt, faltet oder knotet. Dafür bekommen wir richtig gutes Feedback von den Verarbeitern. Dazu wird im nächsten Jahr eine innovative Hohlraumbefestigung kommen. Auch im Bereich Stahl wird sich etwas tun.

Report: Der Preis spielt in der Branche eine immer größere Rolle. Fischer hat lange versucht, sich diesem Trend zu widersetzen. Muss sich auch fischer dieser Entwicklung beugen

Greicha: Das kommt sehr stark auf das Gebiet an. In manchen Bereichen gehen die Preise nach unten. Da ist die Differenzierung zum Mitbewerb oft auch nicht so groß. Da muss man dann auch bei den Preisen mitgehen. Dem wollen wir verstärkt mit neuen Lösungen und neuen Produkten begegnen, die einen echten Mehrwert für den Verarbeiter bieten. Dann muss man auch nicht jede Preisentwicklung mitmachen. Aber die Preisdiskussion begleitet uns natürlich immer.

Report: Sehen Sie Chancen, dass sich die Margen mittelfristig erholen?

Greicha: Eigentlich nicht. Den Margendruck in der Baubranche gab es immer und wird es immer geben.

Report: Die gute Entwicklung in Kroatien haben Sie bereits angesprochen. Wie laufen  die Geschäfte in den anderen von fischer Austria zu verantwortenden Ländern?

Greicha: Neben Kroatien hat sich vor allem Serbien sehr gut entwickelt. Da spürt man einen echten Aufbruch und einen regelrechten Boom. Auch in Bulgarien gibt es jetzt wieder vermehrt Projekte, was uns positiv ins neue Jahr blicken lässt. Aber auch die anderen Märkte entwickeln sich erfreulich und verzeichnen durch die Bank Wachstum.

Report: Mit welchen wirtschaftlichen Erwartungen gehen Sie ins Jahr 2016?

Greicha: Ich gehe davon aus, dass es ein gutes Jahr werden wird. Aber natürlich wird vieles auch von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Man muss aber auch akzeptieren, dass die Zeiten des dramatischen Wachstums vorbei sind. Wachstum kann man erreichen mit neuen Produkten und Lösungen, die einen echten Mehrwert bieten. Und die haben wir im Angebot. Und auch der Baumarktsektor wird sich wieder stabilisieren und zu einer positiven Entwicklung beitragen. Dann werden auch die Zahlen in Österreich wieder stimmen.

Report: Wie lauten die Vorgaben aus Deutschland?

Greicha: Die Vorgabe lautet natürlich immer Wachstum. Ich kenne auch niemanden, der ohne Wachstum plant. Die Vorgaben sind aber ganz klar mit Produkten und Lösungen hinterlegt und deshalb auch aus unserer Sicht sehr realistisch. Konkret geht es um ein mittleres einstelliges Wachstum.   

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