Freitag, April 19, 2024

Mark Zuckerberg verwettet seinen Milliardenkonzern auf eine Zukunft im »Metaverse« – ein zunehmend ­riskanter werdendes Manöver. 

Zehn Milliarden Dollar hat Mark Zuckerberg allein dieses Jahr in seine Vision eines Produkts gepumpt, das niemand so richtig versteht und noch weniger Menschen wollen: das Metaverse. Was genau mit diesem eifrig überall medial verbreiteten Buzzword gemeint sei, bleibt dabei vage. Riesige Onlinewelten gab es bereits vor einem Jahrzehnt, der Hype um »Second Life« & Co ist längst dem Milliardenbusiness neuer Videospielplattformen gewichen. In »Fortnite« & Co machen Videospielkonzerne schon heute riesige Gewinne – mit dem, was Meta, der extra für die VR-Zukunft umgetaufte Facebook-Konzern, in seiner Prestige-Plattform »Horizon Worlds« vorzeigt, hat das trotzdem wenig zu tun.

Für einen frühen Screenshot aus Metas VR-Umgebung »Horizon Worlds«, die der Tech-Milliardär als Flagship-Plattform bewirbt, setzte es global Häme, weil die Grafik nur mit Mühe an den Standard von vor zehn Jahren heranreichte. Erst kürzlich kursierten interne E-Mails, in denen die Projektleiter beklagten, dass nicht einmal die eigenen Entwickler*innen Lust hätten, das Produkt zu benutzen. Die auf die Leaks folgende, bemüht optimistische Ankündigung des Meta-Chefs, dass es bald Füße für die Avatare geben würde, wurde tags darauf ebenso globalem Gespött preisgegeben: Das Feature sei noch weit von der Implementierung entfernt, das Demonstrationsvideo ein Fake. Kaum 200.000 Nutzer*innen tummeln sich weltweit in Zuckerbergs Metaverse, die Zahl der Nutzer*innen ist seit dem Frühjahr sogar gesunken. Dafür, dass Meta mit dieser Technologie die Zukunft seines Konzerns gefunden haben will, ist das bisher Gezeigte ein Riesenflop.

Am Publikum vorbei

An der Technik selbst liegt es allerdings nicht: Metas VR-Headset, das von Zuckerbergs Konzern eingekaufte Oculus Quest, ist in Sachen Preis und Technologie absolut konkurrenzfähig. Das Problem ist eher, dass das Publikum auf diesen Geräten wenig Interesse an dem hat, was Zuckerberg mit Nachdruck zu vermarkten versucht. Das ist kein Zufall, denn diese Klientel ist hauptsächlich an Spielen interessiert. 15 Millionen Headsets hat Meta von seiner Oculus Quest 2 verkauft, das macht das schlanke, technisch ausgereifte Stück VR-Technologie zum erfolgreichsten seiner Sparte. Am VR-Angebot des Meta-Konzerns hatten dabei gerade einmal 1,3 Prozent aller Besitzer*innen des Geräts Interesse.

Zuckerbergs Vision seines Konzerns einer irgendwann einmal von jedermann genutzten VR-Zukunft blendet genau das aus, was für die meisten bisherigen Nutzer*innen zentral ist: das spielerische Element. Die Aussicht, sich mit seinem Chef und seinen Kolleg*innen in einem virtuellen Meeting gegenüberzustehen, ist weniger spannend als das, wofür die meisten sich ein Headset gekauft haben: Spielen, in Fantasierollen schlüpfen und, ja, auch der Tech-Treiber Nummer 1, die Sexindustrie, spielt eine Rolle.
Mark Zuckerberg bemerkt davon  – nichts. Die Allgegenwart von Facebook in VR zu übersetzen, könnte ein Aufgabe sein, die weitaus länger dauert, als er sich das vorgestellt hat. Für VR, und damit verbunden auch jede Menge professionelle AR-Anwendungen, ist das allerdings kein Nachteil. Mark Zuckerbergs Wette auf den Bonus des First Movers wackelt allerdings.

(Titelbild: iStock)

Meistgelesene BLOGS

Nicole Mayer
26. Jänner 2024
Der Bewerb um die höchste staatliche Auszeichnung für Unternehmensqualität in Österreich ist eröffnet. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) sucht Quality Austria wieder...
Firmen | News
01. März 2024
Unter dem Motto „Mission Zukunft - Transformation der Wirtschafts- und Energiesysteme" veranstalten die Deutsche Handelskammer in Österreich in Kooperation mit Fraunhofer Austria Research das Deutsch-...
Alfons A. Flatscher
02. Jänner 2024
... das Alte geht. Die Welt ist im Wandel. Wir wandeln uns mit. Der REPORT ist im Wandel und erscheint in neuem Kleid: Mit neuem Layout, auf besserem Papier und mit einer Weiterentwicklung des inhaltl...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Katharina Bisset
07. Februar 2024
Ab 14. Februar 2024 müssen alle Pflichten des Digital Services Act von betroffenen Unternehmen umgesetzt werden – aber was bedeutet dies konkret? Der Umfang der Pflichten hängt davon ab, welche Dienst...
Alfons A. Flatscher
26. Jänner 2024
Ganz oben auf der Agenda unserer Leser*innen steht: Neues schaffen! Wir haben gefragt, 150 Leser*innen haben uns qualifizierte Antworten geliefert. (Zum Artikel: Chancen überall, nicht erst ab 2025) D...
Mario Buchinger
22. Jänner 2024
In der Consulting- und Coaching-Branche gibt es sicher einige Leute, die kompetent Organisationen unterstützen können. Aber viele der Coaches und Consultants nützen meist nur sich selbst. Worauf Unter...
Nicole Mayer
30. Jänner 2024
Durch den rasanten Fortschritt der digitalen Transformation und den zunehmenden Einsatz von Informationstechnologien wird die (Informations-) Sicherheit sensibler Unternehmensdaten immer wichtiger. Or...

Log in or Sign up