Dienstag, April 30, 2024
Wie lange wollen wir noch zusehen?
»Wir müssen gemeinsam nach Impulsen suchen«, fordert Dr. Andreas Pfeiler. (Fotocredit: Fachverband Steine-Keramik)

Die aktuellen, sattsam bekannten Rahmenbedingungen haben eine bis vor kurzem gut funktionierende Baubranche regelrecht zerstört. Jetzt braucht es dringend Impulse von außen.

Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverband Steine-Keramik.

Keine Frage, die Corona-Zeit hat der Bau an sich ganz gut überstanden, durfte doch bis auf eine kurze Phase der Unsicherheit durch die Pandemie durchgebaut werden. Als Problem sollten sich allerdings die veränderten Lieferketten erweisen. Der Transport aus Asien, wie generell jener auch innerhalb Europas, sollte die fest eingefahrenen Bahnen verlassen. Je nach Öffnungsgrad der Wirtschaft fanden viele Vorprodukte und Produkte plötzlich neue Wege zu anderen Kunden.

Das nun gestörte Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage führte unweigerlich in einigen Bereichen zu einer Verknappung an Ressourcen aller Art. Insbesondere die Fachkräfte fehlten nach der Pandemie plötzlich. Viele fanden vor allem in den benachbarten osteuropäischen Heimatländern Arbeit und fehlten am heimischen Arbeitsmarkt. Als dann Mitte 2021 der Energiemarkt eine Preis-Bewegung nach oben vollzog, die 2022 in unerwartete Höhen gipfelte und die Inflation mitriss, war die Zerstörung eines bis dahin gut funktionierenden Marktes perfekt.

Brutale Ernüchterung

Zu viele Veränderungen in zu kurzer Zeit tun keinem Markt gut. Der Bau befindet sich in einer Abwärtsbewegung, wie wir das schon lange nicht mehr gesehen haben. Auf eine Überhitzung folgt nun eine extreme Ernüchterung. Während die letzten Jahre genügend Kapital verfügbar war, folgte Mitte letzten Jahres ein brutaler Stopp, der auch den neuen Kreditvergaberichtlinien geschuldet ist. Keine Frage, an ein Zinsniveau über 4% muss man sich nach Jahren niedriger Zinsen gewöhnen, aber das allein stoppt nicht dauerhaft den Markt. Vielmehr machen die Details der Kreditvergabe zu schaffen.

Die Politik muss Maßnahmen setzen, um einen Wohnungsengpass zu verhindern. (Foto: iStock)

Dass sich Kreditinstitute absichern müssen, ist verständlich, dennoch ist Kritik an den neuen Vergabekriterien berechtigt. Maximal 40% des Nettoeinkommens darf die Kreditrate für einen Haushalt ausmachen. Gänzlich unberücksichtigt bleibt bei diesem Kriterium ein möglicher Einkommenszuwachs. Sei es nun durch Lohn- oder Gehaltssteigerungen oder durch den Umstand, dass nach Rückkehr aus einer Karenzierung ein weiteres Einkommen hinzukommt. Das 40%-Kriterium ist daher derzeit an eine Momentaufnahme geknüpft.

Der Bedarf ist gegeben

Der Wohnbaumarkt braucht dringend Anreize, bevor er gänzlich darnieder liegt. Der dramatische Rückgang der Baubewilligungen 2023 ist nur ein Vorgeschmack auf das, was wir nächstes Jahr nicht bauen werden, obwohl der Bedarf an Wohnraum bei steigender Bevölkerungszahl vorhanden ist. Lassen Sie uns daher gemeinsam nach Impulsen suchen, um der derzeitigen Flaute gegen zusteuern, denn 2024 wird aus heutiger Sicht noch dürrer und für viele Menschen das Dach über dem Kopf unfinanzierbar.

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