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Die zweite Chipkrise als Lehrstück über Management, Verantwortung und den Preis fehlender Resilienz. Ein Kommentar von Werner Illsinger.
Fünf Jahre nach der großen Halbleiterkrise steht die Autoindustrie erneut vor massiven Produktionsausfällen. Diesmal geht es nicht um High-End-Technologie, sondern um einfache Standardchips, die Centbeträge kosten. Bauteile, ohne die kein Fahrzeug ausgeliefert werden kann.
Der niederländische Hersteller Nexperia, einer der wichtigsten Anbieter von Basis-Halbleitern, ist in einen geopolitischen Konflikt zwischen Europa und China geraten. Die Folge: Exportstopps, Engpässe und Produktionsunterbrechungen bei europäischen Herstellern, darunter auch Volkswagen. Wieder steht die Industrie still – und wieder wirkt sie überrascht.
Kein technisches, sondern ein Führungsproblem
Diese Krise ist weniger ein technologisches, sondern ein kulturelles und organisatorisches Problem. Sie zeigt, was passiert, wenn Führung auf Effizienz und Kontrolle reduziert wird. Wenn Kennzahlen wichtiger werden als Verantwortung. Wenn „Just-in-Time" mit „wird schon gutgehen" verwechselt wird. Das Ergebnis: Milliardenschäden durch fehlende Bauteile im Wert von 50 Cent.
Man hat Lagerhaltung als zu teuer, Lieferantenvielfalt als ineffizient und Risikovorsorge als übertrieben betrachtet. Diese vermeintliche Effizienz hat ein System geschaffen, das bis an die Belastungsgrenze optimiert ist – und bei der kleinsten Störung kollabiert.
Effizienz ohne Resilienz ist Instabilität
Seit Jahrzehnten werden Führungskräfte dafür belohnt, kurzfristige Einsparungen zu erzielen. Wer günstig einkauft, gilt als erfolgreich. Wer Puffer aufbaut oder Redundanzen einplant, gilt als altmodisch. Doch Führung, die nur auf Effizienz zielt, verliert den Blick für Zusammenhänge. Sie spart an der falschen Stelle - an der Widerstandsfähigkeit.
Resilienz ist kein Kostenfaktor, sondern eine Führungsaufgabe. Nach Pandemie, Energiepreisschocks und Lieferkettenkrisen sollte klar sein: Optimierung ist kein Ersatz für Verantwortung.
Leadership heißt Vordenken
In einer global vernetzten Wirtschaft genügt lineares Denken nicht mehr. Führung bedeutet heute, Wechselwirkungen zu verstehen, Risiken zu antizipieren und Entscheidungen nicht nur nach Kosten, sondern nach Folgen zu treffen. Resilienz entsteht nicht durch Glück, sondern durch Haltung. Und Haltung bedeutet, auch dann vorzudenken, wenn die Excel-Tabelle es nicht verlangt. Das ist eine der zentralen Aufgaben moderner Führung: Nicht nur effizient zu arbeiten, sondern die Organisation fähig zu machen, Störungen auszuhalten.
Die Lehre aus der Nexperia-Krise
Die aktuelle Chipkrise ist ein Weckruf – nicht nur für die Autoindustrie, sondern für die gesamte Wirtschaft. Sie steht exemplarisch für eine Führungskultur, die Effizienz mit Fortschritt verwechselt und kurzfristige Vorteile über langfristige Stabilität stellt. Zukunft entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein. Führung, die Zukunft sichern will, muss heute anders denken: Ganzheitlich statt isoliert.
Entscheidungen wirken über Abteilungen, Lieferketten und Quartale hinaus. Langfristig statt kurzfristig. Stabilität und Redundanz sind kein Luxus, sondern Überlebensvoraussetzungen. Mutig statt bequem. Führung heißt, das Richtige zu tun, auch wenn es kurzfristig mehr kostet. Wer diese Prinzipien ignoriert, riskiert nicht nur Engpässe, sondern die Glaubwürdigkeit seiner gesamten Organisation.
Wirtschaftliche Effizienz braucht menschliche Verantwortung
Die Effizienzlogik vieler Unternehmen folgt immer noch der alten Managementschule: Kosten senken, Prozesse verschlanken, Lieferzeiten minimieren. Doch das Denken in Minimierung hat eine gefährliche Kehrseite: Es reduziert Organisationen auf Zahlen – und blendet systemische Abhängigkeiten aus.
Echte Führungsverantwortung bedeutet, Widerstandsfähigkeit zu schaffen: in Strukturen, in Teams, in der Kultur. Nicht alles, was kurzfristig profitabel ist, ist langfristig tragfähig. Die Automobilindustrie steht damit stellvertretend für eine Haltung, die in vielen Branchen verbreitet ist. Ob Energie, IT oder Industrieproduktion – die Muster sind dieselben: Zu lange hat man auf Effizienz gesetzt und die Fähigkeit zur Selbstorganisation und Anpassung vernachlässigt.
Fazit
Diese Chipkrise ist kein Produktionsproblem, sondern ein Führungsproblem. Sie zeigt, was passiert, wenn Organisationen den Sinn ihrer Arbeit aus den Augen verlieren und Entscheidungen nach kurzfristigen Kennzahlen statt nach Verantwortung treffen.
Nicht die Technik braucht ein Update – sondern das Führungsverständnis. Führung der Zukunft muss komplexe Systeme gestalten, nicht nur Kosten senken. Sie muss Stabilität schaffen, wo andere Geschwindigkeit fordern. Und sie muss begreifen, dass nachhaltiger Erfolg nicht in Excel-Tabellen entsteht, sondern im Denken der Menschen, die Verantwortung übernehmen.
Bild: DallE
Über den Autor
Werner Illsinger ist Unternehmensberater und Geschäftsführer von 4future.business. Er begleitet Unternehmen bei Transformationsprozessen in den Bereichen Strategie, Digitalisierung und Kulturwandel. Sein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung zukunftsfähiger Organisationen, in denen Menschen Sinn, Motivation und Freude an der Arbeit finden.
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