Freitag, Oktober 04, 2024

BIG und ÖBB investieren Jahr für Jahr Milliarden in die Infrastruktur des Landes. Report(+) PLUS zeigt die wichtigsten Projekte.

Eine gut funktionierende Infrastruktur ist Lebensader und Rückgrat jedes Wirtschaftsraumes. Auch in Österreich fließen jedes Jahr jede Menge Euros in den Ausbau und die Sanierung der baulichen Infrastruktur des Landes. Die Asfinag investiert bis 2018 jährlich rund eine Milliarde, die ÖBB lässt im gleichen Zeitraum mehr als zwei Milliarden pro Jahr springen. Und die Bundesimmobiliengesellschaft BIG plant oder realisiert in den kommenden Jahren Projekte mit einem Investitionsvolumen von mehr als 1,5 Milliarden Euro. Ein kurzer Streifzug durch die wichtigsten Baustellen von BIG, ÖBB und Asfinag.

Asfinag

Neubau Mühlviertler Schnellstraße S10
Die S10 ist mit einem Investitionsvolumen von rund 700 Millionen Euro das aktuel größte Projekt der Asfinag. Ab Ende 2015 wird die Mühlviertler Schnellstraße den Großraum Linz mit der Bezirkshauptstadt Freistadt verbinden. Die S10 dient der infrastrukturellen Erschließung des Mühlviertels und ist für die Standortsicherung der Bezirke Freistadt und Urfahr-Umgebung von großer Bedeutung. Auch überregional betrachtet soll die Wirtschaft von der neuen Schnellstraße profiteren, da mit ihr der oberösterreichische Zentralraum an den südböhmischen sowie den Ostseeraum angebunden wird. Das Projekt wird in vier Bauabschnitten mit sechs Baulosen errichtet. Der Bauabschnitt 1 bei Unterweitersdorf ist seit Herbst 2012 in Betrieb und bewirkt eine wesentliche Verkehrsentlastung am derzeitigen Ende der A7 Mühlkreis Autobahn. Im April 2013 wurde die knapp einen Kilometer lange sogenannte »Spange Walchshof« eröffnet. Ende 2013 erfolgte der Durchschlag des Tunnels Götschkas und am 15. November 2014 wurde die Umfahrung Freistadt für den Verkehr freigegeben. In diesem Bauabschnitt liegt das neue »Wahrzeichen« Freistadts, die markante 270 Meter lange und 60 Meter hohe Bogenbrücke über das Feldaisttal. Die Holzfachwerkkonstruktion bildet einen Bogen, der ohne Nägel und Schrauben auskommt und nur durch Zargen zusammengehalten wird.

Facts
Gesamtlänge: 22 km
Baubeginn: 2009
Teilverkehrsfreigabe Unterweitersdorf: Herbst 2012
Teilverkehrsfreigabe Umfahrung Freistadt: 15. November 2014
Geplante Gesamtverkehrsfreigabe: Ende 2015
Investition: ca. 700 Mio. Euro

Sanierung Arlberg Straßentunnel
Nach 36 Dienstjahren wird der Arlbergtunnel seit September 2014 umfassend saniert. 160 Millionen Euro investiert die Asfinag, um Österreichs längsten Straßentunnel sicherer zu machen. Bevor es am 21. April nach der Wintersportsaison zu einer sechsmonatigen Totalsperre kommt, wird derzeit vor allem in den Nachtstunden gearbeitet. Dabei kommt es zu abwechselnden Anhaltungen an den Tunnelportalen von jeweils 30 Minuten. Größte Herausforderung bei der Planung war die Einbindung des Baustellenverkehrs in den Normalverkehr. »Im Tunnel sind die Baustellenfahrzeuge in beiden Richtungen unterwegs. Dies muss auf den Verkehr, der zusätzlich in eine Richtung durch den Tunnel geführt wird, abgestimmt werden. Eine riesige logistische Herausforderung«, erklärt Asfinag-Geschäftsführer Klaus Fink. Im Zuge der Sanierung wird der Arlbergtunnel auch mit der neuesten Sicherheitstechnologie ausgerüstet. Ein Thermoscanner, der überhitzte Schwerfahrzeuge und Busse bereits vor Durchfahrt zum Abkühlen aussortiert, soll bereits nach der ersten Sperre Ende 2015 in voller Funktion zur Verfügung stehen. Ebenfalls neu ist das akustische Tunnelmonitoring, kurz AKUT. Dabei werden mittels Mikrofonen und Videokameras untypische Verkehrsgeräusche, wie sie etwa bei Zusammenstößen oder Vollbremsungen passieren, erkannt und es wird sofort Alarm geschlagen. Zudem werden 37 zusätzliche, barrierefreie Fluchtwege über den Zuluftkanal errichtet. Diese Methode wird erstmals in einem Asfinag-Tunnel eingesetzt. Dadurch verkürzt sich der Abstand der Fluchtwege von bislang 1.700 Metern auf maximal 500 Meter.

Facts
Gesamtlänge: 14 km
Inbetriebnahme: 1.12.1978
Anzahl neue Fluchtwege: 37
Anzahl neue Pannenbuchten: 8
Verkehr täglich: 8.000 Fahrzeuge
Prognose 2025: 10.600 Fahrzeuge
Investition: 160 Mio. Euro


ÖBB

Neubau Terminal Inzersdorf
Mit dem Spatenstich im August 2013 für den neuen multifunktionalen Güterterminal Wien-Inzersdorf ordnen die ÖBB die Terminalstruktur in und rund um Wien neu und bauen dabei Frachtkapazitäten aus. Der Vorzeige-Terminal wird auf rund 55 Hektar, das entspricht rund 40 Fußballplätzen, an der Schnittstelle der Pottendorfer Linie und der Schnellstraße S1 bis 2017 errichtet. 2016 geht der Terminal in Teilbetrieb. Der Terminal wird entsprechend den jeweiligen Kapazitätserfordernissen in mehreren Ausbaustufen errichtet. Mit der Inbetriebnahme werden mehrere Güterbahnhöfe in und um Wien wie etwa der Frachtenbahnhof Wien Nordwestbahnhof, wo ein neuer Stadtteil für Wohnungen und Büros entsteht, nach und nach aufgelassen. Die Konzentration der Güterlogistik auf einen Standort im Süden Wiens soll eine Entlastung für den innerstädtischen Bereich bringen. Zusätzlich wird das Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene leisten.

Bahnhofsoffensive
Die Gesamtfertigstellung des Grazer Hauptbahnhofs 2015 stellt in Sachen Großbahnhöfe den Endspurt der Bahnhofsoffensive der ÖBB dar. Mit einer Kundenfrequenz von rund elf Millionen Fahrgästen jährlich ist der Grazer Hauptbahnhof einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Österreichs. Das Gesamtprojekt kombiniert Infrastrukturprojekte der ÖBB, der Stadt Graz und des Landes Steiermark sowie Hochbauprojekte. Neben der Funktion als Bahnhof und Produktions­ standort für Verkehrsleistungen übernimmt das Projekt auch eine städtebauliche Funktion. Am auffälligsten dabei ist das neue Wellendach mit einer Dachfläche von insgesamt 4.500 Quadratmetern. Die unkonventionelle Konstruktion wird Anfang 2015 fertiggestellt. Ebenfalls über ein sehr markantes Dach verfügt bekanntlicherweise der neue Wiener Hauptbahnhof, der ebenfalls 2015 seinen endgültigen Gesamtbetrieb aufnehmen wird. Fünf Jahre nach dem Abriss des alten Südbahnhofs ist innerhalb des Zeit- und Kostenplans auf kleinerer Fläche ein deutlich leistungsfähigerer und moderner Bahnhof entstanden. Der Wiener Hauptbahnhof benötigt nur noch 50 Hektar Platz, statt sich wie der alte Südbahnhof auf einer Fläche von 109 Hektar breit auszudehnen. Damit geben die ÖBB der Stadt dringend benötigten Platz zum Wachsen in bester Lage: Auf den 59 Hektar entstehen etwa 5.000 Wohnungen, rund 20.000 Arbeitsplätze, Schulen und Kindertagesheime für 1.200 Kinder sowie ein sieben Hektar großer Park. Die Kosten für die Bahninfrastruktur liegen bei rund einer Milliarde Euro.

Facts
Baubeginn: 2013
Gesamtinbetriebnahme: 2017
Gesamtfläche: 55 Hektar
Investition: rd. 300 Mio. Euro

Facts Graz
Baubeginn: 2009
Gesamtinbetriebnahme: 2015
Investition: rd. 165 Mio. Euro

Facts Wien
Baubeginn: 2009
Gesamtinbetriebnahme: 2015
Investition: rd. 1 Mrd. Euro

Neubau Koralmbahn
Die Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt fungiert gemeinsam mit dem Semmering-Basistunnel neu und dem Hauptbahnhof Wien als Schlüsselprojekt entlang des Baltisch-Adriatischen Korridors. Auf rund 130 Kilometern entsteht seit 1999 eine zweigleisige Hochleistungsstrecke mit insgesamt zwölf neuen Bahnhöfen und Haltestellen entlang der Neubaustrecke. Herzstück ist der 33 Kilometer lange Koralmtunnel, der nach Fertigstellung auf der Strecke Graz-Klagenfurt eine Fahrzeitverkürzung von derzeit drei Stunden auf bis zu 45 Minuten ermöglicht. Mehr als 100 von den 130 Koralmbahn-Kilometern sind derzeit fertig gestellt oder in Bau.

Facts
Baubeginn: 1999
Gesamtinbetriebnahme: 2023
Gesamtlänge: 130 km
Investition: rd. 5,4 Mrd. Euro

Neubau Semmering-Basistunnel
Der 27,3 km lange, zweiröhrige Semmering-Basistunnel verbindet Gloggnitz in Niederösterreich mit Mürzzuschlag in der Steiermark und gilt als eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Europas. Das Großprojekt ermöglicht ab 2025 eine deutlich attraktivere Verbindung zwischen Wien und Graz und ist ein Schlüsselprojekt entlang der Südstrecke. Für den Güterverkehr verspricht der Semmering-Basistunnel eine erhebliche Effizienzsteigerung, da dank der geringen Neigung des Tunnels auch schwere Güterzüge mit nur einer Lok den Semmering queren können. Zudem bedeutet der Bau des Semmering-Basistunnels neu eine Verkehrsentlastung. Auf der Strecke zwischen Wien und Graz verkürzt sich die Reisezeit um 40 Minuten auf eineinhalb Stunden. Seit Juli 2014 wird am mittleren von drei Tunnelabschnitten nach einem mehrmonatigen Baustopp weitergebaut. Im Frühjahr 2015 beginnt mit dem Tunnel Gloggnitz voraussichtlich der Bau des nächsten Abschnittes.

Facts
Baubeginn: 2012
Fertigstellung: 2025
Gesamtlänge: 27,3 km
Investition: rd. 3,1 Mrd. Euro


BIG

Neubau Med Campus Graz
Nach dem erfolgreich fertiggestellten Megaprojekt WU Campus in Wien startete die BIG im Herbst 2013 ihr nächstes Campus-Projekt. In Graz entsteht bis 2017 ein neuer Medizin-Campus, der die bislang auf die gesamte Stadt verteilten universitärmedizinischen Einrichtungen unter einem Dach vereinen wird. Der neue Campus, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum LKH-Universitätsklinikum Graz errichtet wird, wird zwölf Instituten in vier Forschungszentren, Lehreinrichtungen, einem Administrationsgebäude sowie Infrastruktureinrichtungen wie Mensa und Aula Platz bieten. Auf einem 2,7 Hektar großen Bauplatz wird Modul 1 nach den Plänen von Riegler-Riewe Architekten mit einer Bruttogeschoßfläche von 40.000 m2 errichtet. Die Investitionskosten liegen bei rund 180 Millionen Euro. Der Campus soll neben einem niedrigen Energieverbrauch auch mit einer alternativen Energiegewinnung punkten. Heizung und Kühlung werden durch eine Geothermieanlage unterstützt, dazu wird ein System zur Wärmerückgewinnung der Abluft installiert. Die Beleuchtung des Gebäudes wird mit einer Tageslichtsteuerung versehen und soll unnötigen Energieverbrauch verhindern. Ein außenliegender Sonnenschutz soll sich automatisch dem Sonnenstand anpassen. Parallel zu den Rohbauarbeiten wird seit November auch an der Unterkonstruktion der grau schattierten Fassade gearbeitet.

Facts
Baubeginn: Herbst 2013
Gesamtfertigstellung: Herbst 2017
Bruttogeschoßfläche: 40.000 m2
Investition: 180 Mio. Euro

Zubau BRG Schuhmeierplatz
In einer Bauzeit von zwei Jahren wurden im Innenhof des BRG Schuhmeierplatz in Wien 16 zwei eingegrabene Turnhallen und ein Zubau errichtet sowie der Bestand generalüberholt. Insgesamt 2.800 Quadratmeter neue Fläche umfassen die Zubauten nach den Plänen von B&M Architektur im Innenhof des Bundesrealgymnasiums. Der zweigeschoßige Erweiterungsbau beherbergt zwei Stammklassen und Räume für die Sonderunterrichtsbereiche Biologie, Physik und Chemie. Wie bei allen BIG-Umbauten wurde auch hier Barrierefreiheit hergestellt. Im Zuge dessen hat das BRG 16 am Schuhmeierplatz einen Eingang mit Rampe und einen Aufzug erhalten.

Facts
Baubeginn: September 2012
Fertigstellung: August 2014
Nettoraumfläche Erweiterung: 2.800 m2
Investition: rd. 14 Mio. Euro

Umbau Institutsgebäude TU Wien
Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit steht den Studierenden und Lehrenden der Fakultäten für Maschinenwesen und Technische Chemie ein Universitätsgebäude zur Verfügung, das durchaus auch als Neubau durchgehen könnte. Tatsächlich wurde das ehemalige Laborgebäude aus den 60er-Jahren beinahe neu aufgebaut, nur die tragende Struktur blieb erhalten. So konnten die Räume der Nutzung entsprechend neu angeordnet werden. Auf insgesamt 14 Etagen finden Büros, Seminarräume, Bibliothek und Veranstaltungsraum Platz. Auch Technik und Brandschutz sind jetzt wieder auf dem aktuellsten Stand und das Haus ist barrierefrei zugänglich. Das Highlight des von der ARGE Hiesmayr-Gallister-Kratochvil geplanten Gebäudes ist aber seine Energieeffizienz. Es darf sich größtes Plus-Energie-Gebäude Österreichs nennen. Wärmerückgewinnung oder bewegungsgesteuerte LED-Beleuchtung sorgen für einen äußerst geringen Energieverbrauch. Die benötigte Energie erzeugt eine insgesamt 2.400 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach und in der Fassade.

Facts
Baubeginn: März 2012
Fertigstellung: Oktober 2014
Nettoraumfläche: 13.500 m2
Investition: rd. 26 Mio. Euro

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