Die Bundesimmobiliengesellschaft hat am niederösterreichischen Trafelberg für die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik eine 2.500 Quadratmeter große Stollenanlage für geomagnetische Forschung errichtet. Kostenpunkt: 8,5 Millionen Euro.
Selbst in diesem milden Winter gestaltet sich die Anreise zum Conrad Observatorium am Trafelberg mitunter schwierig. Sogar Roman Leonhardt, Leiter des Conrad-Observatoriums, legt seinem Kleintransporter gerne mal Schneeketten an, wenn er die sieben Kilometer lange Forststraße zur neuen geomagnetischen Forschungsanlage in Angriff nimmt. Wirklich oft wird Leonhardt die beschwerliche Anreise aber in Zukunft ohnehin nicht in Kauf nehmen müssen. Wenn die Anlage im Laufe des Jahres in Vollbetrieb geht, funktioniert das meiste vollautomatisch. Die eigentliche Arbeit erledigen die Wissenschafter in der Wiener Zentrale, lediglich neue Versuchsanordnungen erfordern die Anwesenheit vor Ort.
Internationale Spitzenforschung
Die neue Forschungsanlage am Trafelberg ist weltweit die wahrscheinlich modernste ihrer Art, wie Leonhardt nicht ohne Stolz erklärt. Lediglich in Deutschland und den USA gäbe es noch Einrichtungen auf einem ähnlichen Niveau. Damit im Conrad Observatorium jetzt seismologische, gravimetrische und geomagnetische Untersuchungen auf höchstem Niveau durchgeführt werden können, hat die BIG in einer Bauzeit von rund dreieinhalb Jahren ein komplexes Stollensystem mit einer Fläche von rund 2.500 Quadratmetern und einer Länge von rund einem Kilometer angelegt. Der Bau der 8,5 Millionen Euro teuren Einrichtung war mit großen baulichen und geografischen Herausforderungen verbunden. Die gesamte Anlage musste als »Low Noise Facility« errichtet werden, die frei von natürlichen oder künstlichen elektromagnetischen Störfelder und Bodenerschütterungen ist. Zudem sollte in den Stollen ganzjährig eine weitgehend konstante Temperatur herrschen. Um diesen Anforderungen zu entsprechen, hat die BIG ein Tunnelsystem 50 Meter unter der Erdoberfläche angelegt. Der Hauptstollen misst 400 Meter, in vier kürzeren Querstollen sind die Messeinrichtungen untergebracht. Eine Besonderheit stellen zwei Tiefenbohrungen dar, die 100 und 200 Meter senkrecht in den Berg verlaufen und mit speziellen Detektoren dreidimensionale Messergebnisse liefern. Um potenzielle Störquelle weitgehend auszuschließen, kamen beim Bau ausschließlich nicht-magnetische Baustoffe zum Einsatz. Jedes Element wurde vor Einbau auf Magnetismus getestet, Aus diesem Grund wurde vor allem auf die Materialien Kunststoff und Holz gesetzt.
Die Übergabe der Forschungseinrichtung an die ZAMG erfolgt in den nächsten Wochen. Noch im Laufe dieses Jahres soll die Station in Vollbetrieb gehen. Die offizielle Eröffnung ist für den Spätherbst geplant.