Montag, Mai 06, 2024

Ein hoher Frauenanteil in der obersten Führungsebene ist ein Indikator für erfolgreiche Unternehmen. Österreichische Firmen glauben, darauf verzichten zu können. Fürchten Männer die Konkurrenz? Eine Frage, die auch beim 17. Women Talk Business nicht restlos geklärt wurde.


Von Angela Heissenberger

Klug, schön und – gefährlich? Mit dieser provokanten Frage lud die Unternehmensberatung Symfony Consulting am 30. April zum Women Talk Business in die Raiffeisen Zentralbank. Vor mehr als 300 geladenen Gästen diskutierten hochkarätige Vertreter aus Wirtschaft und Medien über die Stolpersteine, die Frauen im Berufsleben noch immer in den Weg gelegt werden.

Ungelöste Probleme
Ungeachtet der Ergebnisse der aktuellen McKinsey-Studie, wonach erfolgreiche Unternehmen durchwegs einen auffallend hohen Frauenanteil in den obersten Führungsetagen aufweisen, ist die Zahl der Managerinnen in Österreich rückläufig. Die heimischen Unternehmen bewegen sich damit auch klar gegen den EU-Trend, denn in den 26 anderen Mitgliedsstaaten steigt der Anteil von Frauen in Führungspositionen.

Unternehmen, in denen Frauen auch in Spitzenfunktionen längst selbstverständlich sind, können diese negative Entwicklung kaum nachvollziehen. „Ob Frauen Top-Managerinnnen werden oder nicht, sollte heute in keiner modernen Organisation mehr Thema sein“, stellte Elisabeth Pechmann, Geschäftsführerin von Ogilvy Corporate & Public Relations, gleich zu Beginn klar. Allerdings seien fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen, unflexible Arbeitszeitmodelle und das unfertige Gleichstellungsgesetz nach wie vor ungelöste Probleme.

Für Anke Meier, Global Diversity Managerin der Firma Henkel, ist Chancengleichheit täglicher Job und Herausforderung gleichermaßen. Auf qualifizierte Mitarbeiterinnen zu verzichten, könne sich ein Unternehmen heute nicht mehr leisten. „Wir wollen gute Frauen einfach nicht verlieren, der Konzern will sie halten.“

Holzköpfe
Auf den Vorwurf, dass auch bei Österreichs Medien Frauen in leitenden Positionen unterrepräsentiert seien – bisher gibt es nur eine einzige Chefredakteurin bei den Tageszeitungen –, konterte Kurier-Chefredakteur Christoph Kotanko mit einem Beispiel aus dem eigenen Haus. So kam auf eine interne Ausschreibung mit dem ausdrücklichen Hinweis, Bewerbungen von Frauen seien sehr willkommen, keine einzige Rückmeldung. Kolleginnen kritisierten, dass sie „nur genommen würden, weil sie Frauen sind“ und nicht aufgrund ihrer Qualifikation. Die Kollegen dagegen sahen sich ohnehin schon chancenlos, „weil Frauen bevorzugt behandelt würden“.

Für News-Verlagsboss Oliver Voigt rührt der Managerinnen-Mangel daher, weil „in den Führungsetagen zu viele Holzköpfe sitzen“. Seiner Erfahrung nach bringen Frauen nicht nur frischen Wind in verkrustete Strukturen, sondern auch neue Sichtweisen und Lösungsansätze. So entschuldigte sich „Woman“-Chefredakteurin Euke Frank während einer langen Produktionsnacht kurzerhand aus privaten Gründen, um zwei Stunden später wieder mitzumischen. Die Tatkraft seiner Chefredakteurin beeindruckte Voigt nachhaltig – ein Mann, so meint er, hätte nicht einmal zu fragen gewagt, ob er wegen der Familie kurz nach Hause dürfe.

Belebende Konkurrenz
Gesetzliche Quotenregelungen wie jene in Norwegen, wo seit 1. Jänner 2008 alle börsennotierten Aktiengesellschaften 40 Prozent der Aufsichtsratsposten mit Frauen besetzen müssen, stoßen bei der Mehrzahl der Diskussionsteilnehmer auf Ablehnung. „Unsere Personalentwicklungssysteme basieren ohnehin auf Chancengleichheit, damit ist Diskriminierung ausgeschlossen“, meint Henkel-Managerin Anke Meier.
Ob es – wie Teilnehmerinnen aus dem Publikum vermuteten – nun „grundsätzliche Angst vor Frauen und Machtverlust“ ist, die Männer der Führungselite lieber unter sich weilen lässt, blieb letztlich ungeklärt. Das vorwiegend männlich besetzte Podium glänzte mit ausweichenden Antworten. Vermutlich ahnen die Herren der Schöpfung, dass ihnen ernsthafte Konkurrenz ins Haus steht. Also: Warm anziehen!

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