Montag, April 29, 2024
Konjunktur: Fühl mal ob das Herz noch schlägt

Die Baukonjunktur in den 19 Euroconstruct-Ländern hat sich 2023 deutlich abgekühlt. Und auch 2024 wird nicht viel besser. Warm anziehen müssen sich vor allem die skandinavischen Länder, Italien und… Österreich. Das Wohnbaupaket der Regierung wird laut WIFO erst 2025 greifen.Text: Bernd Affenzeller

 Das Bauvolumen in den 19 Euroconstruct-Ländern ist 2023 um 1,7 Prozent auf rund zwei Billionen Euro gesunken, was in etwa dem Vorkrisenniveau von 2019 entspricht. Für den Rückgang verantwortlich ist auch auf europäischer Ebene der Wohnbau mit einem Minus von 4,9 Prozent, der stark unter dem drastischen Anstieg der Finanzierungskosten infolge der Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) litt. Etwas besser als der Wohnbau entwickelte sich der sonstige Hochbau. »Das liegt unter anderem anderen, dass die Volumina im sonstigen Hochbau im Jahr 2023 noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau von 2019 lagen, während im Wohnbau bereits 2021 Höchststände verzeichnet worden war«, erklärt WIFO-Experte Michael Weingärtler. Als Konjunkturstütze erwies sich der europäische Tiefbau mit einem Plus von 3,8 Prozent. Allerdings war das Tiefbauvolumen mit rund 450 Milliarden Euro zu gering, um den Rückgang des fast viermal so großen Hochbaus (1.620 Milliarden Euro) tatsächlich aufwiegen zu können.

Die Entwicklungen in den einzelnen Ländern sind mitunter sehr unterschiedlich. Während etwa in Finnland oder Schweden das Bauvolumen 2023 um bis zu zehn Prozent schrumpfte, gab es in Spanien oder Irland ein Wachstum von rund drei Prozent. Allen Ländern gemeinsam ist laut Euroconstruct die rückläufige Entwicklung im Wohnbau. Die im Länderdurchschnitt höchsten Einbußen gab es 2023 im Neubau, der im Vorjahresvergleich um 8,4 Prozent und somit stärker schrumpfte als zum Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 (-6,2 %). Auch in der Sanierung gab es ein Minus von 2,4 Prozent.

Während der Hochbau im Jahr 2023 beträchtlich unter Druck geriet, verhinderte die günstige Entwicklung im Tiefbau (+3,8 %, real) einen stärkeren Rückgang im gesamten Bauwesen. Wachstumstreiber waren der Neu- und der Ausbau der Transportinfrastruktur, insbesondere im Schienenverkehr, die gegenüber dem Vorjahr um 6,7 Prozent gesteigert wurden. Im Energiebereich legten die Bauinvestitionen ebenfalls kräftig zu (+6,0 %).

Abschwung setzt sich fort

Obwohl Euroconstruct für 2024 von einer leichten Erholung und einem realen Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent im Durchschnitt der 19 Länder des Netzwerks ausgeht, wird für das Bauwesen ein Rückgang von 2,1 Prozent erwartet. Nach minus 1,7 Prozent im Jahr 2023 dürfte das Bauvolumen somit laut Weingärtler zum zweiten Mal in Folge sinken. Besonders schwach werden sich die Bauvolumina in Skandinavien (-3,2 %), Österreich (-4,2 %) und Italien (-7,3 %) entwickeln. Eine Wende zum Positiven wird erst 2025 erwartet. Dann sollten die Euroconstruct-Länder um durchschnittlich 1,5 Prozent wachsen, ähnliches gilt für 2026. »Regional betrachtet wird die Erholung im Bauwesen sowohl 2025 als auch 2026 vor allem vom skandinavischen Raum und Ostmitteleuropa ausgehen. Für diese Länder prognostiziert Euroconstruct teils jährliche Wachstumsraten von deutlich über fünf Prozent«, so Weingärtler.

 Situation in Österreich

Für die österreichische Bauwirtschaft war 2023 erwartbar schwierig. »Die Stimmungsindikatoren im WIFO-Konjunkturtest drehten bereits zu Jahresbeginn in den pessimistischen Bereich und erreichten spätestens zur Jahresmitte 2023 Werte, wie sie zuletzt in den konjunkturell schwachen Jahren 2014 und 2015 verzeichnet worden waren«, erklärt Weingärtler.

Die aktuelle Euroconstruct-Prognose für Österreich geht sowohl für 2023 als auch für 2024 von einer Rezession in der Bauwirtschaft aus. Aufgrund der anhaltend schwachen Vorlaufindikatoren, insbesondere der weiter schrumpfenden Auftragsbestände, wird für 2024 ein noch kräftigerer Rückgang der Bauinvestitionen als für 2023 vorhergesagt. Eine Stabilisierung der Bautätigkeit wird erst ab 2025 erwartet. »Dann sollte sich auch das Wohnpaket der Regierung positiv auf die Entwicklung im Bauwesen auswirken«, glaubt WIFO-Experte Michael Klien und rechnet mit einem Anstieg der Bauinvestitionen von rund einem Prozentpunkt. Der größte Effekt sollte sich 2026 zeigen.

 

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Tipp: Der gesamte Euroconstruct-Bericht ist beim WIFO erhältlich. www.wifo.ac.at

 

 

 

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