Samstag, April 27, 2024
Europas grünstes Ziegelwerk
Wolfgang Hribernik (AIT), Johann Marchner (Wienerberger) und Bernd Vogl (Klima- und Energiefonds) (Bild: Daniel Hinterramskogler)

In Uttendorf entsteht Europas grünstes Ziegelwerk. Damit werde Wienerberger beweisen, „dass erfolgreicher Klimaschutz in der Industrie möglich ist“, sagt Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

Im Werk Uttendorf testet Wienerberger regelmäßig neue Technologien. Mit dem Projekt „GreenBricks“ macht sich der Konzern gemeinsam mit dem AIT Austrian Institute of Technology an die Dekarbonisierung der Ziegelproduktion: Im August diesen Jahres starten die Bauarbeiten für den bis dato größten industriellen Elektroofen für die Ziegelfertigung. „Mit diesem Projekt liefern wir den Beweis, dass wir bei Wienerberger in Sachen Klimaschutz alle Ärmel hochkrempeln und unseren Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie leisten“, meint Johann Marchner, Wienerberger Österreich Geschäftsführer. Aus Österreich heraus wolle man neue globale Standards setzen. Dafür investiert Wienerberger kräftig. Gefördert wird das NEFI-Projekt außerdem vom Klima- und Energiefonds im Rahmen der FTI-Initiative „Vorzeigeregion Energie“.

Fossilfrei Ziegel brennen

Um die Ziegelproduktion weitestgehend ohne fossile Energieträger zu ermöglichen, kommen bei „GreenBricks“ mehrere Technologien zum Einsatz: Den gasbefeuerten Brenner ersetzt künftig ein moderner, elektrisch befeuerter Hochtemperaturofen – der erste industrielle Elektroofen weltweit in der Ziegelproduktion.

„Mit dem neuen Elektroofen können wir den CO2-Ausstoß am Standort Uttendorf künftig um bis zu 90 Prozent reduzieren. Damit schlägt Ziegel den Carbon Footprint von Holz und auch anderen Baustoffen um Längen. Wir nutzen 100 Prozent Öko-Strom, ein Teil kommt dabei aus unserer werkseigenen Photovoltaik-Anlage. Zudem werden wir weniger Energie zur Produktion benötigen und können damit die Herstellkosten optimal in Griff halten“, schildert Marchner. Die Technologie hinter dem Ofen stammt von OneJoon, einem der weltweit führenden Unternehmen im Bau von Industrieöfn.

Unterstützt wird das neue System von einem digitalen Zwilling des Trockner-Brenner-Wärmepumpen Wärmeverbundes, den die Experten des AIT beigesteuert haben. Damit können Berechnungen rund um den neuen Elektroofen digital simuliert und Prozesse im Sinne des Klimaschutzes laufend optimiert werden. Darüber hinaus werden derzeit neue Tonmischungen mit einem minimalen CO2-Fußabdruck unter Berücksichtigung standortspezifischer Produkt- und Ton-Eigenschaften sowie industrieller Produktionsumgebungen entwickelt. „Mit den NEFI-Projekten haben wir die Möglichkeit, neue Technologien in Echtzeit in den Unternehmen zu erproben“, erklärt Wolfgang Hribernik, NEFI-Verbundkoordinator und Head of Center for Energy am AIT.

270 Tonnen „grüner“ Ziegel pro Tag

Der Startschuss für den Einbau des neuen Elektroofens fällt im August 2023, der in etwa zwölf Monate in Anspruch nehmen wird. Der neue Ofen wird schrittweise in Betrieb genommen und bis zu einer Produktionskapazität von 270 Tonnen Ziegel pro Tag getestet. Der erste, nahezu klimaneutrale Wandziegel soll dann schon im Sommer 2024 gefertigt werden, ab 2025 wird das Werk in Vollbetrieb gehen.

Auch der Umbau selbst steht im Zeichen der Ressourcenschonung: Baustoffe aus den Abbrucharbeiten werden wiederaufbereitet und als Untergrundmaterial für die neue Werksstraße verwendet. Weitere Bestandsteile des bisherigen Werkes wie Stahl und Elektromotore werden ebenso im Ressourcenkreislauf gehalten. Die meisten aller Umbau- oder Zubau-Arbeiten werden von lokalen Partnern aus der Region umgesetzt.

Unterstützt und gefördert

Die Finanzierung des Projekts übernimmt Wienerberger fast zur Gänze selbst. Darüber hinaus ist „GreenBricks“ aufgrund seines zukunftsweisenden Konzepts eines jener Projekte, die vom österreichischen Klima und Energiefonds im Rahmen der „Forschung, Technologie und Innovation“-Initiative „Vorzeigeregion Energie“ vorangetrieben und im Zuge dessen gefördert wird. Bernd Vogl, Geschäftsführer Klima- und Energiefonds, sagt: „Österreichs Ziel heißt Klimaneutralität. Für diese Jahrhundertaufgabe brauchen wir Pionierunternehmen, die gemeinsam mit der Forschung praxistaugliche Lösungen umsetzen. Wienerberger wird in Uttendorf beweisen, dass erfolgreicher Klimaschutz in der Industrie möglich ist.“

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