Freitag, Oktober 11, 2024

Wienerberger, Strabag, Porr, Herz und Swietelsky konnten in den letzten Jahren am stärksten von Fusionen und Übernahmen profitieren. Bei der erfolgreichen Integration gibt es gegenüber deutschen und Schweizer Unternehmen aber Aufholbedarf.

Anfang des Jahres hat das auf die Bauwirtschaft spezialisierte Beratungsunternehmen S&B Strategy ein Ranking der erfolgreichsten Unternehmen in Sachen M&A in Deutschland, Österreich und der Schweiz veröffentlicht. Dafür wurden aus über 29.000 mittleren und großen M&A-Transaktionen im Zeitraum von 2012 bis 2021 im DACH-Raum die baurelevanten Transaktionen sowie Unternehmen mit mehr als zwei Transaktionen identifiziert.

Die 1.400 verbleibenden Transaktionen von knapp 800 Unternehmen der Bau- und Bauzulieferindustrie wurden anschließend anhand ihrer Finanzkennzahlen analysiert. Daraus gingen Sika, Wienerberger, SFS, Würth und die Strabag als die Top-5-M&A-Champions hervor. »Die Topunternehmen sind hinsichtlich ihrer Finanzkennzahlen deutlich überlegen. Sie wachsen im Durchschnitt dreimal stärker als der Markt«, so Patrick Seidler, Managing Partner bei S&B Strategy.

»Am Anfang eines jeden M&A-Prozesses müssen eine Gesamtunternehmensstrategie und eine Vision stehen«, sagt Patrick Seidler, Managing Partner bei S&B Strategy. (Bild: S&B Strategy)

Exklusiv für den Bau & Immobilien Report hat S&B Strategy aus der Gesamtstudie die österreichischen Unternehmen herausgefiltert und daraus ein eigenes nationales Ranking erstellt. Naturgemäß haben auch hier die in der Gesamtstudie topplatzierten Wienerberger und Strabag die Nase vorn, dahinter folgen Porr, Herz und Swietelsky. Der Österreich-Blick zeigt, dass der Transaktionsmarkt hierzulande deutlich kleiner ist als in Deutschland und der Schweiz. Zudem zeigen die Unternehmen solide Finanzkennzahlen hinsichtlich Umsatzwachstum, Profitabilität und Eigenkapitalquote, schneiden aber vergleichsweise schlechter ab als Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz.

Die wichtigsten Kennzahlen

Die im österreichischen M&A-Ranking topplatzierten Unternehmen verzeichnen ein deutlich stärkeres Umsatzwachstum als der Markt, im Vergleich zu den Topunternehmen aus Deutschland und der Schweiz fällt die Steigerung mit durchschnittlich 5–6 % pro Jahr aber geringer aus. Große Unterschiede gibt es beim Profitabilitätsniveau. »Während Wienerberger eine überdurchschnittliche Leistung zeigt, schneiden Porr und Herz deutlich schlechter ab«, erklärt Seidler. Aufgrund solider Eigenkapitalquoten und Renditen weisen die österreichischen Unternehmen in Summe eine stabile Finanzstruktur auf.

*Nach ausgewählten Finanzkennzahlen; **2012–2021.
Quelle: S&B Strategy

Wienerberger verdankt seine Topplatzierung einem Umsatzwachstum von jährlich rund 6 % und einem EBITDA-Margen-Delta von 8,3 % im Zeitraum 2012 bis 2021. Strabag erzielt den zweiten Platz vor allem durch eine deutlich gestiegene Profitabilität bei der EBITDA-Marge und dem Return on Equity (RoE). Die Porr sichert sich den dritten Platz vor allem durch ein starkes jährliches Umsatzwachstum von ca. 9 %.

Was noch zu tun ist

»Die Performance der Topunternehmen suggeriert eine starke M&A-Aktivität, allerdings kann die operative Integrationsleistung noch mit mehreren Hebeln weiter verbessert werden« ist Seidler überzeugt. Dazu zählen eine Optimierung der M&A-Strategie mit klaren Zielen und Visionen und einer Bedarfsanalyse, was organisch möglich ist und wofür Zukäufe gebraucht werden. Außerdem sollte schon während der Transaktionsphase die Post Merger Integration (PMI) intensiv vorbereitet werden. »Das geht am besten durch eine Überprüfung des Unternehmens aus kommerzieller Sicht und Herleitung strategischer und operativer Potenziale mit der bestehenden Geschäftsleitung«, so Seidler. Und schließlich muss die PMI konsequent umgesetzt werden. Dafür braucht es vor der Vertragsunterzeichnung erstellte Maßnahmenpläne zur Implementierung der Strategie mittels einer definierten Projektorganisation mit Lenkungsausschuss.


Handlungsempfehlungen für anorganisches Wachstum

  1. Unternehmensstrategie: Eine globale Strategie für das gesamte Unternehmen sollte die Basis jeglicher organischen und anorganischen Initiativen sein.
  2. M&A-Strategie: Die M&A-Strategie muss der Unternehmensstrategie folgen und ermöglicht so die richtige Auswahl der passenden Zielunternehmen.
  3. M&A-Strategie-Umsetzung: Die Durchführung von Transaktionsprozessen ist entscheidend für den Kauf des richtigen Unternehmens zu den richtigen Bedingungen
  4. Post Merger Integration: Die Integration des Unternehmens ist zentral für die Realisierung von Synergien sowie die Erschließung von z. B. neuen Märkten, Regionen oder Technologien

Quelle: S&B Strategy 


Die S&B Strategy GmbH

ist eine Unternehmensberatung aus München für Strategieentwicklung und -umsetzung sowie M&A mit Fokus auf nachhaltige Gebäude, Bautechnologie und Infrastruktur & Netze. Das Unternehmen wurde von Patrick Seidler und Christoph Blepp gegründet. Mit ihrem Team aus erfahrenen und bauaffinen Berater*innen verfolgen sie einen praxisorientierten, auf umsetzbare Konzepte ausgerichteten Ansatz.

Info: www.sandb-strategy.com

(Titelbild: iStock)

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