Samstag, April 20, 2024

Hohe Rohstoffpreise, gestiegene Energiekosten, Lieferengpässe und die neuen Regeln bei der Kreditvergabe setzen der österreichischen Bauwirtschaft zu. Die Branche kämpft an vielen Fronten - und die Stimmung ist angespannt, das belegt das aktuelle Baubarometer der INFO-TECHNO Baudatenbank. Rund 630 Unternehmen aus dem Baugewerbe, Planer und Architekten geben darin ein Stimmungsbild ab. 

Die Prognosen der Wirtschaftsforscher lassen kaum Spielraum für Optimismus. Laut Wifo verzeichnete das Bauwesen 2022 ein reales Nullwachstum, für das Jahr 2023 prognostizieren die Experten ein kleines Plus von 0,3 Prozent. Das Sorgenkind Wohnbau verzeichnete vergangenes Jahr Rückgänge von -2,1 Prozent, im kommenden wird ein Minus von –1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet. Das aktuelle Baubarometer spiegelt diese Ergebnisse wider:

Der Start ins Jahr 2022 schien noch vielversprechend. Über 56 Prozent der Befragten gingen davon aus, dass sich die Bauwirtschaft in den nächsten 12 Monaten positiv entwickeln würde, nur 17 Prozent erwarteten Rückgänge. Zur Jahresmitte kam die Trendwende: Der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise ließen die Stimmung in den Keller rasseln. Nun schätzten wiederum 58 Prozent der Unternehmen die Entwicklung der Bauwirtschaft als rückläufig ein - nur noch 23 Prozent als positiv. Das Stimmungsbarometer der INFO-TECHNO erreichte damit einen nie dagewesenen Tiefstand. 

Mit welchen Erwartungen geht die Bauwirtschaft nun in das Jahr 2023? Handelt es sich beim Einbruch Mitte letzten Jahres nur um eine Konjunkturdelle? Leider nein, denn die Aussagen der Befragten entsprechen den Prognosen der Wirtschaftsforscher. Auch 2023 wird vermutlich schwierig. 53 Prozent der Unternehmen gehen von einer weiter rückläufigen Gesamtentwicklung der Bauwirtschaft aus, nur knapp mehr als ein Viertel zeigt sich optimistisch und rechnet mit einer Verbesserung, und rund 21 Prozent erwarten, dass sich im Vergleich zu 2022 wenig ändern wird – die Entwicklung also verhalten bleibt.



Angespannt trotz guter Auftragslage

Die Zahl jener, die ihre persönliche aktuelle Geschäftslage besser als noch vor einem halben Jahr einschätzen, ist weiter gesunken. Nur 17,5 Prozent bewerten sie als „besser“ - erneut ein absoluter Tiefststand im Baubarometer seit 2015. Muss sich die Bauwirtschaft nach dem Boom der vergangenen Jahre nun auf eine Phase der Stagnation oder gar des Abschwungs einstellen? Einiges weist darauf hin, denn fast ein Drittel beurteilt die aktuelle Geschäftslage aktuell als „schlechter“ als noch vor sechs Monaten, knapp die Hälfte der Befragten spricht von einer „unveränderten“, dementsprechend weiter trüben Geschäftslage.

Ein Blick auf die Auftragslage für das Gesamtjahr 2023 aber macht Hoffnung: Mehr als die Hälfte der Unternehmen bewerten ihre Auftragseingänge für das Jahr 2023 als „sehr gut“ (22,5 Prozent) beziehungsweise „gut“ (37,2 Prozent). Immerhin noch ein Viertel der Befragten gibt ein „befriedigend“, 10,2 Prozent beurteilt ihre Auftragslage als „genügend“ und nur 5,2 als „nicht genügend“. Das aktuelle Baubarometer zeigt damit im Vergleich zu den Ergebnissen zur Jahresmitte 2022 doch erkennbar nach oben, und entspricht in etwa jenem, das zu Jahresbeginn 2022 erstellt wurde.

Die klar negative Einschätzung der momentanen Geschäftslage und der Gesamtentwicklung der Bauwirtschaft im Jahr 2023 steht damit in deutlicher Divergenz zu den Auftragseingängen. Handelt es sich dabei um Zweckpessimismus? Aufschluss darüber wird hoffentlich das nächste Baubarometer der INFO-TECHNO Baudatenbank, das zu Jahresmitte 2023 erstellt wird.

(Bilder: iStock, Elisabeth Meindl/ INFO-TECHNO Baudatenbank GmbH) 

Meistgelesene BLOGS

Nicole Mayer
26. Jänner 2024
Der Bewerb um die höchste staatliche Auszeichnung für Unternehmensqualität in Österreich ist eröffnet. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) sucht Quality Austria wieder...
Firmen | News
01. März 2024
Unter dem Motto „Mission Zukunft - Transformation der Wirtschafts- und Energiesysteme" veranstalten die Deutsche Handelskammer in Österreich in Kooperation mit Fraunhofer Austria Research das Deutsch-...
Alfons A. Flatscher
02. Jänner 2024
... das Alte geht. Die Welt ist im Wandel. Wir wandeln uns mit. Der REPORT ist im Wandel und erscheint in neuem Kleid: Mit neuem Layout, auf besserem Papier und mit einer Weiterentwicklung des inhaltl...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Katharina Bisset
07. Februar 2024
Ab 14. Februar 2024 müssen alle Pflichten des Digital Services Act von betroffenen Unternehmen umgesetzt werden – aber was bedeutet dies konkret? Der Umfang der Pflichten hängt davon ab, welche Dienst...
Alfons A. Flatscher
26. Jänner 2024
Ganz oben auf der Agenda unserer Leser*innen steht: Neues schaffen! Wir haben gefragt, 150 Leser*innen haben uns qualifizierte Antworten geliefert. (Zum Artikel: Chancen überall, nicht erst ab 2025) D...
Mario Buchinger
22. Jänner 2024
In der Consulting- und Coaching-Branche gibt es sicher einige Leute, die kompetent Organisationen unterstützen können. Aber viele der Coaches und Consultants nützen meist nur sich selbst. Worauf Unter...
Nicole Mayer
30. Jänner 2024
Durch den rasanten Fortschritt der digitalen Transformation und den zunehmenden Einsatz von Informationstechnologien wird die (Informations-) Sicherheit sensibler Unternehmensdaten immer wichtiger. Or...

Log in or Sign up