Samstag, April 20, 2024
Branchencheck - Das war 2021! - Teil 1

Mitte Juli 2021 erhob Branchenradar.com Marktanalyse bei den wichtigsten Baustoffproduzenten auf Basis der Ergebnisse des ersten Halbjahres, mit welchen Zahlen sie für das Gesamtjahr rechnen. Der Report wiederum hat bei ausgewählten Herstellern nachgefragt und zeigt, ob sich die mitunter äußerst optimistischen Prognosen erfüllt haben. 

Die Marktabdeckung in den aus der telefonischen Befragung erlangten Ergebnissen lag zwischen 64 und 96 Prozent. Für jede der untersuchten Bereiche hat Studienautor Andreas Kreutzer die Stimmung und Erwartungshaltung zur Jahresmitte für den Bau & Immobilien Report zusammengefasst - wir ergänzen seine Einschätzung um Stimmen aus der jeweiligen Branche.

Fenster (Marktabdeckung 66,4 %)

Andreas Kreutzer, Branchenradar.com Marktanalyse:



»Die befragten Unternehmen erwarteten zu Mitte des vergangenen Jahres einen Anstieg der Nachfrage um durchschnittlich 15 % geg. VJ, bei einem Preisauftrieb von knapp acht Prozent geg. VJ (jeweils umsatzgewichteter Mittelwert), wobei der dynamischste Hersteller davon ausgeht, den Absatz in 2021 sogar um ein Drittel steigern zu können.



Bernhard Hirschmüller, Geschäftsführer Velux 

»Die Österreicher*innen haben auch 2021 kräftig in Umbau- und Renovierungsarbeiten im Fensterbereich investiert. Dieser Umstand hat sich durchwegs positiv auf die gesamte Branche ausgewirkt und entsprechend auch auf unser Dachfenstergeschäft bei Velux. Mit steigender Nachfrage ergaben sich allerdings auch einige Herausforderungen: In vielen Bereichen der Baubranche kam es zu Materialengpässen. Zwar hat das auch für uns die eine oder andere Hürde bedeutet, dennoch konnten und können wir unsere Produkte nach wie vor liefern. Zudem sind wir zuversichtlich, dass sich die Engpässe 2022 beruhigen werden.« 

Christian Klinger, Miteigentümer und Unternehmenssprecher von Internorm



»Wir haben als Familienunternehmen in einem herausfordernden Jahr 2021 Stabilität bewiesen. Dank unserer 100-Prozent-Made-in-Austria-Strategie und der damit einhergehenden hohen Lieferunabhängigkeit, konnten wir unsere Position als Europas führende Fenstermarke festigen. Durch die Coronapandemie rückten Themen wie Wohngesundheit, Wohnkomfort und Sicherheit in den Fokus, die sich in verstärkten Sanierungstätigkeiten widerspiegeln. Wir konnten das Jahr 2021 mit deutlich steigenden Umsatzzahlen erfolgreich abschließen und gehen durch den sehr positiven Start in dieses Jahr von einem ungefähr gleichen Verlauf zum Vorjahr aus.«


Wandfarben (Marktabdeckung 64,2 %)

Andreas Kreutzer

»Die Hersteller von Wandfarben rechneten zur Jahresmitte mit einem Absatzwachstum (gMW) von rund neun Prozent geg. VJ und einem Preisplus von etwa zehn Prozent geg. VJ. Die Varianz war allerdings hoch. Ein Hersteller ging von einer stagnierenden Nachfrage, ein anderer von einer vergleichsweise moderaten Teuerung (+ 3,0 % geg. VJ) aus.«



Christian Seidler, Geschäftsführer Sefra

»Rückblickend auf das Jahr 2021 können wir berichten, dass Sefra Farben- und Tapetenvertrieb natürlich an der Bauwirtschaft partizipiert hat. Dennoch kam es aufgrund der schwierigen Rohstoffbeschaffung zu gewissen Engpässen und Kontingentierung, die aber gemeinsam mit dem Kunden zur ausfallslosen Bereitstellung von Waren gelöst werden konnten.

Probleme gab es bei einzelnen Maschinen, wo Bauteile bei den Vorlieferanten nicht vorhanden waren, und was uns besonders betroffen hat, ist der leider doch deutliche Ausfall an Detailkunden – Privatkundschaft, Laufkundschaft, die wegen der verschiedenen Maßnahmen von uns nicht bedient werden konnten und seither auch nur sehr aufwendig und schwierig wieder zu uns in die Geschäfte zu kommen zu motivieren sind. Für das Jahr 2022 bin ich vorsichtig optimistisch. Mit einem eingespielten Team werden wir unsere Kunden unabhängig von den Rahmenbedingungen bestmöglich bedienen und versorgen.«

Georg Bursik, Geschäftsführer Baumit 



»Der Gesamtmarkt für Innenwandfarben dürfte im abgelaufenen Jahr um rund zehn Prozent gewachsen sein. Bei unserem Sortiment haben wir einen deutlichen Trend weg von der Dispersion in Richtung höherwertiger mineralischer Produkte gesehen. Dieser Trend sollte auch in diesem Jahr noch anhalten, weil die Menschen auch heuer wieder viel Zeit zuhause verbringen und in eine hochwertige Verbesserung der eigenen vier Wände investieren werden. Wirtschaftlich betrachtet wäre es sicher schon ein Erfolg, das Niveau von 2021 zu halten. Ein noch stärkeres Wachstum scheitert vor allem an der Verfügbarkeit der Arbeitskräfte.«


Dachmaterial (Marktabdeckung 84,4 %)

Andreas Kreutzer

»Der Markt von Dachmaterial für geneigte Dächer dürfte sich im vergangenen Jahr zweifelsohne positiv entwickelt haben. Die größten Anbieter gingen im Juli fürs Gesamtjahr von einem Absatzplus von 14 % geg. VJ und von neun Prozent höheren Preisen aus (gmW). Die Bandbreite der Prognosen für das eigene Unternehmen lag beim Absatz zwischen + 7,0 % und + 30,0 %.«



Guido Hörer, Vertriebsleitung Dach / Produktmarketing

»Erlus hat ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich, besonders auch in Österreich. Sowohl bei den Verarbeitern wie auch dem Handel konnten wir aufgrund unseres Engagements in Vertrieb und Marketing neue Kunden nahezu über das gesamte Land hinweg von Erlus überzeugen. Insgesamt war ein Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich in Österreich möglich. Im Bereich Dachmaterial hat Erlus mit dem abgerundeten Produktportfolio inklusive dem Markenzubehör den Markt 2021 gut bedienen können. Aufgrund verschiedener Umstände gab es zum Jahresende hin leichte Einschränkungen, die wir aber in einem vernünftigen Zeitrahmen beheben konnten.«

Thomas Schöffer, Direktion Vertrieb BMI Österreich 



»Das Jahr 2021 war für BMI Österreich von einem kräftigen Wachstum gekennzeichnet: im Steil- ebenso wie im Flachdachbereich. Die starke Zunahme fußte einerseits auf dem dynamischen Motor der generellen Baukonjunktur, andererseits aber auch auf Marktanteilsverschiebungen. Geprägt war das Jahr zudem durch eine allgemeine Rohstoffknappheit, die teilweise zu Produktengpässen führte, die ihrerseits durch die große Nachfrage bedingt waren. Für das Jahr 2022 wird eine positive bzw. stabile Entwicklung in sämtlichen Sparten prognostiziert – neben den Dachlösungen etwa auch bei  Bauwerksabdichtungen, Photovoltaik, Straßen- und Brückenbau.«


Dämmstoffe (Marktabdeckung 80,4 %)

Andreas Kreutzer

»Etwas flacher als die Hersteller von WDVS schätzten zur Jahresmitte 2021 die Erzeuger von Dämmstoffen die Jahresbilanz 2021 ein. Demnach rechnete man mit einem Anstieg der Nachfrage um knapp neun Prozent und weiteren plus sieben Prozent an der Preisfront (beide gMW). Infolge sollten die Erlöse um etwa 15 Prozent zulegen.«



Wolfgang Folie, Synthesa Gruppe Key Account Manager Region Nord

»Wenn uns jemand Anfang Jänner 2021 gesagt hätte, dass wir ab April unsere Produkte nur noch kontingentiert verteilen werden, hätte man ihn sicherlich – vorsichtig ausgedrückt – milde belächelt. Bei den EPS-basierten Dämmstoffen ist nach einer Bestell-Rally in der ersten Jahreshälfte mit Beginn der Haupturlaubszeit ein deutlicher Rückgang des Bedarfs festzustellen gewesen. In Summe dürfte sich hier der WDVS Markt im Vergleich zu 2020 um ca. sechs bis sieben Prozent nach oben bewegt haben. Das preisliche Niveau für EPS-Produkte hat sich nach unseren Erfahrungen in 2021, den Rahmenbedingungen geschuldet, nach einigen Jahren wieder einmal deutlich nach oben bewegt. Mit einem weiteren Trend nach oben ist auch für 2022 zu rechnen.

Anders schaut es meines Erachtens bei der Entwicklung bei der Mineralwolle aus. Während es 2020 kein bzw. kaum ein Wachstum gab, konnte 2021 einiges gutmachen. Scheinbar wurden auch einige 2020 wegen Covid nicht bearbeitete Genehmigungsverfahren bzw. verschobene Bauvorhaben realisiert. Man kann im Bereich WDVS für die Mineralwollprodukte sicherlich von bis zu 15 % Wachstum in 2021 sprechen.«

Klaus Haberfellner, Geschäftsführer Austrotherm GmbH



»2021 war für Austrotherm ein herausforderndes und erfolgreiches Jahr. Die Nachfrage nach unseren klimaschützenden Dämmstoffen war aufgrund des starken Wohnbaus bei Neubauten hoch, wobei die Rate der thermischen Sanierung noch Potenzial hat. Die großen Herausforderungen des Jahres waren die steigenden Kosten bei Rohstoff, Energie, Logistik und Personal, was uns zu Anpassungen der Verkaufspreise gezwungen hat.

Aufgrund vorgezogener Käufe führten diese vor allem im ersten Halbjahr zu verlängerten Lieferzeiten. Wir investierten 2021 massiv in die Verbesserung unserer Produktion und Abläufe. Mich freut es besonders, dass unser neues Austrotherm Recycling Service vom Markt so gut angenommen wurde. Wir holen österreichweit kostenlos und klimaneutral XPS-Baustellenabschnitte zum Recycling ab.


WDVS (Marktabdeckung 92,7 %)

Andreas Kreutzer

»Auch bei WDVS lief es im Jahr 2021 offenbar rund. Der umsatzgewichtete Mittelwert der Unternehmensmeldungen ergab ein Absatzplus von 13 % geg. VJ und einen Preisanstieg von elf Prozent geg. VJ. Gemäß der Unternehmens-angaben gingen alle Anbieter davon aus, das Geschäftsvolumen signifikant steigern zu können.«



Walter Wiedenbauer, Geschäftsführer Sto

»Das Wirtschaftsjahr 2021 war für uns eine richtige Achterbahnfahrt. Am Beginn des Jahres haben wir uns über die außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Wärmedämm-Verbundsystemen gefreut. Die große Ernüchterung kam dann, als wir feststellen mussten, dass wir die Nachfrage nicht zeitgerecht bedienen können. Außerdem konnten wir auch die kontinuierlichen Preiserhöhungen der Rohstoffe nicht einfach an unsere Kunden weitergeben. Zusätzlich haben die Coronabestimmungen zu einer enormen Belastung für unsere Belegschaft geführt. Trotzdem haben wir es am Ende geschafft, den Markt sehr gut zu bedienen, sodass wir am Ende doch ein sehr positives Resümee für das Wirtschaftsjahr ziehen.«

Christian Höberl, Geschäftsleitung Vertrieb und Technik Röfix



»Das Jahr 2021 stellte uns und unsere Kunden vor große Herausforderungen in der Beschaffung, vor allem durch gestiegene Preise in den Bereichen der Roh- und Dämmstoffe oder Verpackungen. Das führte grundsätzlich zu einer positiven Umsatzentwicklung in allen unseren Produktgruppen, jedoch zu einer überdurchschnittlich hohen im Bereich WDVS. Die guten Konjunkturaussichten für 2022/2023 lassen uns positiv in die Zukunft blicken. Großes Potenzial sehen wir auch im Bereich der Fassadensanierung. Der ›Sanierungsscheck‹ kann uns dabei unterstützen, wobei wir uns eine Anpassung der Förderhöhe an den Markt wünschen.«


Fliesenkleber (Marktabdeckung 85,6 %)

Andreas Kreutzer

»Das Fliesengeschäft dürfte sich augenscheinlich positiv entwickelt haben. In Summe gingen die Hersteller geg. VJ von einem Absatzplus um etwa neun Prozent, bei um fünf Prozent höheren Preisen aus (gMW), wobei der Aufschwung offenbar nicht alle Anbieter erfasst.



Gunther Sames, Geschäftsführer Ardex

»Ardex hat das Geschäftsjahr 2021 trotz der bekannten allgemeinen Situation in Österreich, den Einschränkungen, der Rohstoffknappheit und der damit in einigen Bereichen verbunden Preiserhöhungen äußerst erfolgreich abgeschlossen. Neben allen Produktgruppen ist es auch im Fliesenklebersektor nicht nur gelungen, die Ziele zu erreichen, sondern zweistellig positiv abzuschließen. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass die Verknappung der Rohstoffe sowie die unterjährige Preiserhöhung die gute Entwicklung gebremst haben müssen. Ich rechne auch für 2022, zumindest für die erste Jahreshälfte, mit einer guten Konjunktur und einem leichten Wachstum.«

Andreas Wolf, Geschäftsführer Mapei



»Im vergangenen Geschäftsjahr durften wir ein starkes Umsatzwachstum im Bereich der Fliese feststellen, was uns natürlich sehr freut; gleichzeitig war es aber auch von enormen Rohstoffpreissteigerungen und Logistikproblemen geprägt, wodurch sich die Steigerung wieder entsprechend relativiert hat. Der allgemeine Trend zur Verlegung von Fliesen und Naturstein in Gewerbe­immobilien aber auch im Privatbereich steigt weiterhin. 2021 war neben der fortwährenden Coronapandemie aber vor allem von Logistikproblemen und Rohstoffpreisanpassungen überschattet.

Vor allem die Preiserhöhungen bei Rohstoffen stellten uns immer wieder vor Herausforderungen. Die Lieferanten waren durch die weltweiten Entwicklungen gezwungen, Preise nicht nur einmal, sondern mehrmals anzupassen. Auch im Transportbereich waren wir mit immensen Preissteigerungen konfrontiert. Unser Ziel war hier, die bestmögliche Verfügbarkeit für unsere Kunden zu gewährleisten und uns als Qualitäts- und Servicepartner zu profilieren.« 


Vorschau

Den zweiten Teil des »Branchencheck« in Zusammenarbeit mit Branchenradar.com Marktanalyse mit den Produktgruppen »Mauersteiner«, »Schrauben & Dübel«, »Bodenspachtelmassen« und »Fertigteilhäuser« lesen Sie in der nächsten Ausgabe des Bau & Immobilien Report. 

 

 

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