Freitag, April 26, 2024
Höhepunkt überschritten, Wachstum hält an
Foto: iStock

Die aktuellen Euroconstruct-Daten zeigen, dass der Aufschwung der europäischen Bauwirtschaft den Höhepunkt vorerst überschritten hat. Das Wachstum wird zwar bis 2021 anhalten, schwächt sich aber merklich ab. Ab 2019 wird der Tiefbau den Wohnbau als Wachstumsmotor ablösen.  

Die europäische Bauwirtschaft ist seit 2014 kontinuierlich gewachsen. Den Höhepunkt erreichte das Wachstum laut Eurocons­truct und WIFO im Jahr 2017 mit einem Plus von 4,1 %. 2018 schwächte sich das Wachstum zwar deutlich ab, markierte mit 2,8 % aber immer noch die zweithöchste Steigerungsrate seit der Wirtschafts- und Finanzkrise. Und auch die Prognosen bis 2021 stimmen durchaus optimistisch. 2019 sollte die Bauproduktion laut Euroconstruct-Forschungsnetzwerk um 2,0 % wachsen, gefolgt von 1,6 % im Jahr 2020 und 1,3 % im Jahr 2021. Allerdings ist das Wachstum in den 19 Euroconstruct-Ländern sehr ungleich verteilt. Während etwa die 15 westeuropäischen Länder 2021 um gerade mal 1,0 % wachsen werden, soll das Wachstum in den vier osteuropäischen Mitgliedsländern bei stolzen 6 % liegen. Großbritannien verzeichnete bereits 2018 einen Rückgang der Bauproduktion, 2019 dürften Finnland und Schweden folgen, 2020 Deutschland.

Neuer Motor

Betrachtet man die einzelnen Teilbereiche der Bauwirtschaft, zeigt sich, dass keine Sparte schrumpfen wird. »Es kommt aber zu deutlichen Verschiebungen, der Wachstumsschwerpunkt verlagert sich vom Hochbau zum Tiefbau«, erklärt WIFO-Bauexperte Michael Klien. Im Wohnbau flaut die kräftige Expansion der jüngeren Vergangenheit merklich von +5,6 % im Jahr 2017 über 2,8 % im letzten Jahr bis 1,1 % im Jahr 2019 ab. 2020 rechnet Euroconstruct dann bereits mit einer Stagnation. Der Tiefbausektor hingegen ist schon 2018 um 5,0 % gewachsen und wird auch in den nächsten Jahren um 4,5 %, 3,2 % und 2,5 % wachsen.

Ausschlaggebend für diese Strukturveränderung ist laut WIFO einerseits das Ende des starken Aufschwungs im Wohnungsneubau, etwa aufgrund der hohen Kapazitätsauslastung der Bauunternehmen und Anbieter im Baunebengewerbe sowie der Sättigungstendenzen des Marktes. Im Jahr 2018 wurden in den 19 Euroconstruct-Ländern rund 1,8 Millionen Wohneinheiten fertiggestellt. »2019 dürfte diese Zahl höher ausfallen, danach aber in Westeuropa rückläufig sein, während in den osteuropäischen Ländern 2020 ein neuerlicher Anstieg erwartet wird«, erklärt Klien.

Die positive Einschätzung der Entwicklung im Tiefbau begründet Euroconstruct  mit dem »hohen Bedarf an Infrastrukturinvestitionen und der gegenüber den Vorjahren verbesserten Situation der öffentlichen Haushalte«. 2018 ist die Bauleistung im Tiefbau in Westeuropa um 3,9 % gewachsen, in Osteuropa um 16,9 %. Das wichtigste Teilsegment im Tiefbau ist gemessen am Bauvolumen die Errichtung von Transportinfrastruktur. Die entsprechenden Ausgaben dürften 2018/2021 im Durchschnitt real um 5,1% pro Jahr zunehmen. Im Telekommunikationsbereich wird die Bauleistung im selben Zeitraum um 3,3%, im Energiebereich um 1,3 % und in der Wasserwirtschaft um 2,1 % ausgeweitet werden. 

Die Situation in Österreich

Auch in Österreich schwächte sich das Wachstum 2018 ab und erreichte nach 3,5 % im Jahr 2017 aber immer noch 2,9 %.Treiber war auch im österreichischen Bauwesen der Wohnbau, vor allem der Neubau in den Städten boomte. Einem weiteren Wachstum stehen eine gewisse Marktsättigung sowie nach wie vor Kapazitätsengpässe der Unternehmen im Baugewerbe im Weg. Dass auch seitens der Politik mit keinen großen Impulsen zu rechnen ist, zeigt schon die ersatzlose Streichung der Wohnbauinvestitionsbank. Deshalb wird auch in Österreich der Tiefbau eine gewichtigere Rolle einnehmen. Aktuell kommen die höchsten Investitionen aus dem Ausbau der Breitbandnetze, laut Infrastrukturprogrammen von ÖBB und Asfinag werden aber heuer die Investitionen in den Straßenbau und ab 2020 in Bahnbau kräftig forciert.

Zahlen & Fakten 2018

  • Bauproduktion: 1.560 Mrd. Euro
  • Anteil Wohnbau: 47 %
  • Wohnungsneubau: +5,5 %
  • Sonstiger Hochbau: +1,5 %
  • Tiefbau: +5,0 %

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