Sonntag, Oktober 06, 2024
Sorgen auf der Erfolgswelle
Foto: Thinkstock

Sowohl Leicht- als auch Massivbauer schwimmen zumindest in Sachen Umsatz mit dem aktuellen Bauboom auf einer Erfolgswelle. Die positive Entwicklung dürfte auch noch einige Zeit anhalten. Sorgen bereitet neben dem Facharbeitermangel auch die mitunter schwierige Zusammenarbeit mit den Bauunternehmen.

Die Bauwirtschaft boomt. Davon profitieren auch die Baustoffhersteller, sowohl die Massiv- als auch die Leichtbaubranche hat nur wenig Grund zur Klage. Die Beton- und -fertigteilindustrie ist im Jahr 2017 um stolze 8,2 Prozent gewachsen, 2018 wird mit einer ähnlichen Entwicklung gerechnet. »Unsere Mitgliedsunternehmen profitieren derzeit überproportional von den starken Wachstum«, erklärt Gernot Brandweiner, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke. Vor allem die vorgelagerten Bauunternehmen schöpfen ihre Kapazitäten voll aus und greifen dabei verstärkt auf vorgefertigte Bauteile zurück. »Wenn sich die Situation künftig bei den Baufirmen wieder beruhigen wird, werden jedoch voraussichtlich die Fertigteilhersteller überproportional verlieren«, glaubt Brandweiner, der als positiven Nebeneffekt des aktuell günstigen Marktumfelds auch eine gestiegene Investitionsbereitschaft der Unternehmen sieht.  Auch die Ziegelhersteller bekommen einen schönen Teil vom Kuchen ab. »Es gibt zwar witterungsbedingt teilweise monatliche Verschiebungen zu den Vorjahren, gesamt gesehen sind unsere Mitgliedsunternehmen aber zufrieden«, sagt Norbert Prommer, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Ziegelwerke VÖZ. 2017 lag das Wachstum bei rund 7 %, eine ähnliches Ergebnis wird auch für 2018 erwartet. Der Markt für Mauersteine entwickelt sich generell sehr positiv. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch Marktanteilsgewinne im Bereich Ein- und Zweifamilienhaus zu Lasten der Fertigteilhäuser sowie durch Anteilsgewinne höherpreisiger Ziegel.

Boom mit Hindernissen

Ebenfalls positiv, wenn auch nicht allzu sehr ins Detail gehen wollend, äußert sich Gregor Todt vom Verband Österreichischer Stuckateur- und Trockenbauunternehmungen. »Die Umsätze 2017 lagen deutlich über dem Vorjahr. 2018 sollte ähnlich wie 2017 laufen, mit leichten Steigerungen im Wohnbau.« Die vollen Auftragsbücher haben aber auch Schattenseiten, denn der Facharbeitermangel spitzt sich immer weiter zu. »Unsere Mitgliedsunternehmen versuchen, eigenes Personal aufzunehmen, auszubilden und nachhaltig und dauerhaft im Unternehmen unterzubringen«, sagt Todt. Dabei treibt die Unternehmen natürlich die Hoffnung, mit den zukünftigen Marktpreisen die Kosten des Eigenpersonals auch abdecken zu können. Aber genau das könnte schwierig werden.  »Viele Bauunternehmungen, speziell große Generalunternehmer, erwarten gute Qualität von finanzkräftigen oder gut organisierten Trockenausbaubetrieben. Aber die Abgeltung der Leistung ist noch unter dem erforderlichen Niveau, die es für perfekt ausgebildetes Eigenpersonal bräuchte«, sagt Todt und hofft auf eine zukünftige Verbesserung der Achse Bauherr, Planer, Baufirma und Trockenbaubetrieb.

Verbesserungspotenzial in der Zusammenarbeit mit den Bauunternehmen gibt es aber nicht nur bei den Trockenbauern. Auch Gernot Brandweiner wird von seinen Mitgliedern berichtet, dass die Koordination mit den Bauunternehmen zunehmend schwierig wird. »Eine große Herausforderung für die Unternehmen ist, die Produkte zur richtigen Zeit in der gewünschten Qualität an die Kunden zu liefern.« Allerdings erfolgen viele Bestellungen für verfrüht angesetzte Liefertermine und erschweren so eine bedarfsgerechte Produktionsplanung. »Dies führt trotz guter Auftragssituation zu übervollen Lagern«, sagt Brandweiner.

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