Donnerstag, Mai 02, 2024

In schöner Regelmäßigkeit melden sich vor allem in Publikums-, vereinzelt aber auch in Fachmedien selbst ernannte Experten zu Wort, die der Dämmung allgemein und Wärmedämmverbundsystemen im Speziellen nicht nur Nutzen und Wirksamkeit absprechen, sondern im schlimmsten Fall sogar negative Auswirkungen auf Energiekosten, Sicherheit und Gesundheit unterstellen.  Wir haben die gängigsten Mythen für Sie zusammengefasst und einem echten Faktencheck unterzogen.

1. Mythos: »Wärmedämmverbundsysteme begünstigen die Brandausbreitung.«
Fakt: Wärmeschutz und Brandschutz sind kein Widerspruch.

Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) mit EPS (expandiertem Polystyrol-Partikelschaumstoff) gelten brandtechnisch als die meistgeprüften Bausysteme. Ein systemgerecht und qualifiziert angebrachtes WDVS brennt nicht und begünstigt nicht die Brandausbreitung. Ist WDVS in einen Brandfall involviert, ist oft falsche Lagerung während der Bauphase, Vandalismus oder fehlerhaftes Anbringen der Grund. Deshalb ist es wichtig, den Brandschutz entsprechende Normen, Zertifikate und Bauvorschriften nicht den Kosten oder der Vereinfachung unterzuordnen.

2. Mythos: »Wärmedämmverbundsysteme sind nicht attraktiv.«
Fakt: Wärmedämmung und Ästhetik sind keine Gegensätze.

Im Neubau wie in der Sanierung können Wärmedämmverbundsysteme optisch auf vielfältige Weise eingesetzt werden. Für die architektonische Fassadengestaltung stehen interessante Lösungen bereit: Aus vorhandenen Materialien können Zierteile wie Schlusssteine, Bossensteine oder Fenster- und Türrahmen, Sohlbankprofile, Gurtprofile, Gesimse nachgebaut werden. Der beste Beweis dafür sind die ausgezeichneten Projekte des ETHOUSE Awards – der Preis für energieeffizientes Sanieren, der auch die architektonische Umsetzung berücksichtigt.

3. Mythos: »Wärmedämmung führt zu Veralgung und verliert damit die Wirkung.«
Fakt: Algen machen vor keiner Fassade Halt.

Algenbewuchs trifft sowohl einfach verputzte Fassaden als auch massive Steinfassaden, wie man an grün oder schwarz verfärbten historischen Gebäuden erkennen kann. Dabei spielen viele Faktoren mit, wie z.B. Dachüberstand, Putzart, Rauigkeit und Struktur des Putzes, Verschattung, Himmelsrichtung, Bäume und Sträucher in unmittelbarer Nähe der Fassade oder die Wärmekapazität des Putzsystems. Algen stellen aber im Wesentlichen eine rein optische Beeinträchtigung dar. Die Funktion selbst bzw. die Energieeinsparung des Wärmedämmverbundsystems wird durch Algenbewuchs nicht beeinträchtigt.

4. Mythos: »Wärmedämmung macht das Haus luftdicht und es beginnt zu schimmeln.«
Fakt: Je besser die Dämmung, desto geringer die Schimmelgefahr.

Schimmel entsteht, wenn feuchtwarme Luft auf kalte Bauteile trifft. WDVS sorgen dafür, dass die Wand im warmen Bereich verbleibt und der Temperaturunterschied zwischen Innenraumluft und raumseitiger Wandoberfläche deutlich reduziert wird.  Je besser ein Haus gedämmt ist, umso geringer ist die Gefahr von Schimmelbildung.  Außerdem wird Luftdichtheit mit Wasserdampfdiffusionsfähigkeit verwechselt! Keine moderne Bauweise hat ein Problem mit der Wasserdampfdiffusion. Schon seit vielen Jahren ist es allgemein anerkannte Praxis, dass eine hinreichend luftdichte Gebäudehülle (gemeint sind insbesondere die Wand- und Dachflächen sowie sämtliche Anschlüsse und Durchdringungen) dauerhaft sichergestellt werden muss, um Bauschäden und einen zu hohen unkontrollierten Luftwechsel zu verhindern. Ein signifikanter, von Außentemperatur und Windgeschwindigkeit abhängiger Luftwechsel führt zu hohen Wärmeverlusten.

5. Mythos: »Jeder kann WDVS anbringen.«
Fakt: Wärmedämmung braucht Profis.

Mängel und Bauschäden können nur durch fundiertes Wissen über WDVS aufseiten der Verarbeiter vermieden werden.  Die meiste Kritik an Wärmedämmung erweist sich bei genauer Betrachtung als dürftig begründet oder sogar als falsch. Die Ursachen sind mangelndes Verständnis für physikalische Grundlagen und nicht vorhandenes Bewusstsein für qualitatives Verarbeiten.

6. Mythos: »Wärmedämmung rechnet sich nicht.«
Fakt: Wärmedämmung heißt Einsparung.

Oft werden die Kosten für die Wärmedämmung der Fassade falsch berechnet – denn die Lebensdauer liegt weit höher als 25 Jahre. Versuche mit WDVS haben gezeigt, dass selbst bei einer Simulation von 50 Jahren WDVS so gut wie keine Funktion verlieren.  Zudem ist die Wärmedämmung nur ein Aspekt eines umfassenden Sanierungsprojekts, das auch die Bereiche Keller, Dach, Wände, Fens­ter, Haustechnik und Heizsysteme berücksichtigen sollte. Das System funktioniert, aber es muss ordnungsgemäß geplant und verarbeitet werden, um zu garantieren, was es verspricht: Energie- und Kosteneinsparung.

7. Mythos: »Die Dämmfassade ist ein Sonnenblocker.«
Fakt: Dämmung reduziert den Wärmeverlust 12x mehr als Solareintrag in Außenwänden.

Es ist oftmals zu hören, dass eine Wärmedämmung die Einspeicherung der Solar­energie in den unverdämmten Außenwänden verhindert. Tatsächlich hat der Solareintrag kaum eine mindernde Wirkung auf den Wärmeverluststrom aus dem Raum nach außen. Eine 15 cm dicke Fassadendämmung hingegen reduziert den Wärmeverlust um ca. 86 %, die optimale Solareinstrahlung auf der ungedämmten Wand jedoch nur um knapp 7 %.

8. Mythos: »Styropor ist erdölbasiert und damit umweltschädlich.«
Fakt: Es gibt keinen vernünftigeren Einsatz von Erdöl als in der Dämmung.

Styropor ist zwar ein Erdölprodukt, benötigt aber außerordentlich wenig von diesem wertvollen Rohstoff, da es zu 98 % aus Luft und zu lediglich 2 % aus Polystyrol, dem Zellgerüst, besteht. Über die Lebensdauer des Produktes betrachtet können mit jedem Liter Erdöl, aus dem Styropor zur Dämmung von Gebäuden hergestellt wird, bis zu 200 Liter Heizöl eingespart werden. Es gibt somit wohl kaum eine bessere Verwendung für Erdöl, als Dämmstoff daraus zu erzeugen.

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