Freitag, April 26, 2024

Die Gefahr ist ein ständiger Begleiter am Bau. 17.163 Arbeitsunfälle allein im letzten Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, braucht es auch die richtige Kleidung und Schutzausrüstung. Über deren Effizienz entscheiden oft Kleinigkeiten.

Die Bauwirtschaft zählt traditionell zu den unfallanfälligsten Branchen. 2016 verzeichnete das heimische Bauwesen laut AUVA 17.163 Arbeitsunfälle. Das sind fast 19 Prozent aller in Österreich anerkannten Arbeitsunfälle. Die Unfallrate ist am Bau mit durchschnittlich 62,34 Unfällen auf 1.000 Beschäftigte deutlich höher als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt (24,59). Die meisten Unfälle passieren bei vorbereitenden Baustellenarbeiten, Bauinstallationen und sonstigem Ausbaugewerbe (9.677), gefolgt vom Hochbau (4.803) und Tiefbau (2.683).

Die am stärksten gefährdete Berufsgruppe sind die Maurer mit 3.499 Arbeitsunfällen pro Jahr, gefolgt von den Bauspenglern und Sanitär- und Heizungsinstallateuren (1.926), den Zimmerern und Bautischlern (1.572) und den Bauhilfsarbeitern (1.284). Aber auch jeweils mehrere hundert Elektroleitungsinstallateure, Maler, Dachdecker, Schlosser, Boden- und Fliesenleger, Bauelektriker, Tiefbauer und Betonierer verunfallten 2016 am Bau. Die häufigste Unfallursache ist der Verlust der Kontrolle über ein Werkzeug, ein Gerät oder eine Maschine, gefolgt von Stürzen und unkoordinierten Bewegungen.  Die aus den 17.163 Arbeitsunfällen am Bau resultierenden Folgekos­ten beziffert die AUVA mit rund 469 Millionen Euro. Damit hat jeder einzelne Arbeitsunfall im Jahr 2016 im Schnitt rund 27.300 Euro an betrieblichen und Allgemeinkosten verursacht. 

Unterschätzte Gefahren

Die Zahlen der AUVA zeigen, dass dem Thema Sicherheit am Bau in Zukunft noch stärkere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, kommen auf jeder Baustelle eine Vielzahl von technischen und organisatorischen Maßnahmen zum Einsatz. Sind alle diese Maßnahmen ausgeschöpft und ist die Gefahr dadurch aber immer noch nicht gebannt, kommen die richtige Arbeitskleidung und die persönliche Schutzausrüstung ins Spiel. »Der Arbeitgeber muss die Bedingungen an den Arbeitsplätzen der Mitarbeiter genau analysieren oder analysieren lassen, damit er neben den technischen und organisatorischen Arbeitsschutzlösungen auch die Anforderungen an die erforderliche Kleidung festlegen kann«, erklärt Bernd Feketeföldi, kaufmännischer Geschäftsführer des Textil-Dienstleisters Mewa. Neben der Einhaltung sämtlicher Normen und der Funktionalität darf dabei auch der Tragekomfort nicht unterschätzt werden. »Ein Arbeitgeber sollte nie vergessen, dass es mit der alleinigen Anschaffung der Schutzbekleidung nicht getan ist. Er hat dafür zu sorgen, dass sie auch getragen wird«, sagt Feketeföldi. Viele schwere Unfälle passieren nur deshalb, weil Schutzbekleidung nicht wie vorgeschrieben getragen wird.

Bild oben: »Ein besonders spannendes Thema heißt derzeit Smart Textiles und hat seit Anfang des Jahres 2017 Hochkonjunktur«, weißt Mewa-Geschäftsführer Bernd Feketeföldi.

Auch für Marion Arnold vom Berufskleidungs- und Arbeitsschutzspezialisten Reindl ist das Wichtigste, dass Kleidung und Schutzausrüstung dem Träger auch richtig passen. »Es sollte keine Hose zu kurz oder zu lang sein, kein Helm zu groß oder klein. Und natürlich muss die Schutzausrüstung dem jeweiligen Einsatzbereich entsprechen.« Karl-Heinz Brenner, Marketingleiter bei Engelbert Strauss, gibt zu bedenken, dass es je nach Arbeitsort, Jahreszeit, Lichtverhältnissen, Wetter und Tätigkeit unterschiedliche Anforderungen an die Arbeitskleidung gibt und unterschiedliche Richtlinien und Normen zu berücksichtigen sind. »Daran muss sich die zu wählende Arbeitskleidung bzw. die Schutzausrüstung orientieren.«

Nische Textilleasing

Eine im Vergleich zu anderen Branchen noch eher untergeordnete Rolle spielt die Miete bzw. das Leasing von Arbeitskleidung und Schutzausrüstung. Das liegt laut Elmar Kandolf, Geschäftsführer von Fristads Kansas Austria, in erster Linie an den »deutlich höheren Kosten«. Unternehmen, die sich dennoch dafür entscheiden, Berufskleidung und Schutzausrüstung im Dienstleistungssystem zu beziehen, freuen sich laut Feketeföldi über »Zeiteinsparung, logistische Entlastung und Kostentransparenz«. Außerdem garantiert das professionelle Waschen und die fachgerechte Instandsetzung, dass alle Schutzfunktionen aufrechterhalten bleiben. Und schließlich kann der Bestand schnell und unkompliziert angepasst werden, sobald es Personaländerungen gibt oder sich die Größe eines Mitarbeiters ändert. 

Aktuelle Trends

Der aktuell heißeste Trend der Branche heißt »Smart Textiles«. Mit der »Kleidung, die mitdenkt« beschäftigen sich derzeit alle, die mit Entwicklung, Herstellung, Pflege und Vertrieb von Schutzkleidung zu tun haben. »Schlagworte wie ›intelligente PSA‹ und ›smarte Bekleidung‹ beherrschen die Diskussion von Verbänden, Arbeitsschützern, Herstellern und Händlern«, berichtet Feketeföldi. Smarte Kleidung könnte Tragegewohnheiten völlig revolutionieren. Bereits jetzt reicht das Angebotsspektrum von Outfits mit heizbaren Elementen, die Arbeiten bei Kälte angenehmer machen, bis hin zu Feuerwehrkleidung mit Sensoren, die Vitalpunkte von Menschen erfassen und damit Rettungsaktionen unterstützen. »An weiteren, immer komplexeren Lösungen wird mit Hochdruck gearbeitet«, weiß Feketeföldi.

Ein weiterer Trend geht in Richtung robuster Stretchmaterialien. »Wir haben auf diesen Trend reagiert und innovative Stretchhosen entwickelt, die jede Bewegung mitmachen und sich wie eine zweite Haut anfühlen«, sagt Fristads-Kansas-Chef Kandolf. Bei Engelbert Strauss hat man auf diesen Trend unter anderem mit der Workwear-Linie dynashield reagiert. »Durch die Materialentwicklung bXeric double weave ist die Bundhose e.s. dyna­shield extrem robust und elastisch«, sagt Brenner. Intensive Tests zu Scheuerfestigkeit, Reißfestigkeit sowie Langlebigkeit zeigen laut Brenner, dass bXeric double weave drei Mal länger hält als Baumwolle. »Bis zu 300.000 Scheuertouren schafft der Stoff. Er ist nicht nur extrem langlebig und abriebfest, er behält auch unter härtester Belastung seine Struktur.«

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