Thursday, May 29, 2025

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Wie der Hongkonger Industrielle sein Mobilfunk-Imperium neu ordnet.

Bild: iStock


Der Mischkonzern CK Hutchison diskutiert Optionen für eine Ausgliederung seiner Telekommunikationssparte – Berichten zufolge in eine eigene, an der Londoner Börse notierte Telko-Gesellschaft – oder überhaupt einen Verkauf. Der Konzernvorstand hat in einem offiziellen Statement im März unterstrichen, dass man »immer wieder Vorschläge erhält und Möglichkeiten prüft, einschließlich Transaktionen im Zusammenhang mit den Vermögenswerten und dem Betrieb der globalen Telekommunikationsgeschäfte«. Gegenstand dieser Optionen könnte auch die Veräußerung einzelner Landesgesellschaften sein. Auch für die Österreichtochter Hutchison Drei Austria wurde ein Käufer gesucht, wie der Report im April berichtet hat.

Welcher Konzern steckt nun hinter dem Mobilfunker Drei? Der Hongkonger Industrielle Li Ka-shing ist mit CK Hutchison in den Sparten Handel, Telekom, Finanz, Infrastruktur und im Hafengeschäft tätig. Von geopolitischen Spannungen Chinas mit den USA ist aktuell das internationale Hafengeschäft betroffen. Li Ka-shing hatte überraschend schnell dem Verkauf von Anteilen an 43 Häfen an ein Konsortium zugestimmt, dem der US-Investor Blackrock angehört. Der Umsatz der Holding hatte im Vorjahr 476,7 Mrd. Hongkong-Dollar betragen, nach aktuellem Umrechnungskurs 54 Mrd. Euro. Die Hafensparte trägt hier 9 % bei. Das Telko-Geschäft folgt nach der Sparte Handel (40 % des Umsatzes) an zweiter Stelle mit 19 % Umsatz oder 8 % Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT).

Hutchison gehört zu den führenden Telekommunikationskonzernen. In Asien halten Töchter 66 % an Hutchison Telecom Hong Kong und Anteile an Netzbetreibern in Indonesien, Vietnam und etwa Sri Lanka. Gut 92 % des Umsatzes der Telko-Sparte von rund 10,5 Mrd. Euro (+3 % gegenüber 2023) entfielen im Vorjahr aber auf Europa, das sind insgesamt 9,67 Mrd. Euro Umsatz bei rund 40,7 Millionen Mobilfunkkunden in der Alten Welt. Das lohnt einen Blick auf die ­Gebarungen des Mischkonzerns in ­Europa: Die Unternehmenszahlen weisen auf ein weiterhin gesundes Geschäft mit der Telekommunikation, allen voran mit dem Mobilfunk. Dennoch sind die goldenen Zeiten des Mobilfunks in Europa vorbei: Die Netze sind großteils errichtet, der Markt ist aufgeteilt. Groß in Kundenzahlen wachsen nur noch MVNOs, nicht aber die Netzbetreiber selbst.

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UK
Three UK (Hutchison 3G UK Ltd.) ist der viertgrößte Mobilfunknetzbetreiber in Großbritannien (ca. 10,9 Mio. Kunden). 2024 lag der Umsatz bei umgerechnet 3.250 Mio. Euro, ein Anstieg von rund 9 % gegenüber 2023. Operativ drehte Three UK in die schwarzen Zahlen (EBIT rund 40 Mio. Euro nach –117 Mio. Euro im Jahr davor). Dennoch bleibt Three UK cashflow-negativ – CEO Robert Finnegan betonte im November 2024, dass Three seit 2019 keine freien Barmittel mehr erwirtschafte, da hohe Investitionen für den Netzausbau und Lizenzen das Ergebnis belasten. CK Hutchison bereitet derzeit den Zusammenschluss von Three UK mit Vodafone UK vor – im Dezember 2024 genehmigte die britische Wettbewerbshüterin CMA den Zusammenschluss unter Auflagen. Three UK beschäftigt rund 4.800 Mitarbeitende (Zahlen aus 2020) und investiert weiter in digitale Services sowie in Wachstumssegmente wie Festnetzbreitband.

Italien
Die italienische »Wind Tre« ist seit 2018 vollständig in Hutchisons Besitz. Sie ist der größte Mobilfunkanbieter Italiens mit einem Marktanteil von rund 50 %. 2024 erreichte Wind Tre knapp 3,8 Mrd. Euro Umsatz (leicht rückläufig mit –1 % gegenüber 2023). Das EBITDA stieg um 3 % auf 1,84 Mrd. Euro. Dieses starke Ergebnis verdankt man unter anderem einem aggressiven Kostenmanagement und Synergieeffekten aus dem Wind-Tre-Merger. Wind Tre hat Ende 2024 über 8.400 5G-Standorte im Netz. Für 2025 sind weitere 1.000 neue 5G-Sites geplant. Im Februar 2024 übernahm Wind Tre den Provider OpNet (vormals Linkem) für 485 Mio. Euro. Analysten sehen Wind Tre mit stabilem, leicht rückläufigem Kundengeschäft; die EBITDA-Margen sind eine der höchsten im Konzern.

Österreich
Hutchison Drei Austria ist seit 2003 am Markt. 2024 erzielte die Gesellschaft rund 954 Mio. Euro Umsatz (–2 % zu 2023) und ein EBITDA von gut 344 Mio. (+1 %). Damit liegt die EBITDA-Marge bei rund 36–39 %, ähnlich wie im Vorjahr. Mit dem Markennamen »Drei« werden etwa 4,1 Mio. Mobilfunkkunden versorgt. Das ist ein Marktanteil von 35 %. Wesentliche Investitionen 2024 gingen in den 5G-Ausbau: Ende 2024 waren über 3.400 5G-Standorte aktiviert, mit rund 95 % Bevölkerungsabdeckung. Für 2025 sind etwa 1.000 zusätzliche 5G-Sites geplant. Das Unternehmen beschäftigte 2022 rund 1.600  Mitarbeitende. Drei Austria steht in engem Wettbewerb mit Magenta und A1; der Markt wächst kaum, weshalb Investitionen strikt auf Effizienz und Service ausgerichtet sind.

Irland
Three Ireland ist mit rund 4,9 Mio. Kunden Marktführer mit einem Anteil von etwa 48 %. Der Umsatz lag 2024 bei rund 630 Mio. Euro (+2 % gegenüber 2023), das EBITDA bei etwa 209 Mio. Euro (+11 %). Bis Jahresende 2024 waren zirka 1.500 5G-Standorte online.
Geplante Vorhaben für 2025 sehen weitere hunderte neue 5G-Sites vor. Three Ireland beschäftigt etwa 1.300 Mitarbeiter*innen. Experten rechnen mit weiter stabilem Wachstum bei 5G- und Business-Diensten, allerdings unter starkem Konkurrenzdruck vor allem durch Vodafone und Eir.

Dänemark
3 Denmark operiert gemeinsam mit 3 Sweden als 3 Scandinavia, das mehrheitlich im Eigentum von CK Hutchison steht. 2024 erwirtschaftete der dänische Teil 333 Mio. Euro Umsatz (+2 %) und 114 Mio. Euro EBITDA (+13 %). Die Marge liegt bei rund 34 %. Ende 2024 waren zirka 2.900 Mobilfunkstandorte aktiv. Mit rund 1,2 Mio. Kunden (25 % Marktanteil) hängt 3 Denmark hinter Telia und TDC zurück. Partnerschaften etwa mit Betreibern von Stromnetzen sorgen für neue private 5G-Anwendungen. Die Mitarbeiter*innenzahl bei 3 Scandinavia beträgt gesamt rund 1.800.

Schweden
2024 betrug der schwedische Umsatz von 3 Scandinavia 717 Mio. Euro (+3 %) und das EBITDA 257 Mio. (+4 %). Da die Nutzerbasis mit unter 2,7 Mio. Kunden relativ klein ist, setzt 3 Sweden auch auf Nischen (festnetznahe IoT-Angebote, Wholesale). Zusammen mit Dänemark teilt man zentrale IT-Plattformen und Geschäftskunden-Services. Sowohl Umsatz als auch EBITDA sind in Schweden leicht gewachsen. Es wird von einem stabil positiven Ergebnis ausgegangen.

Fazit
Die Märkte Italien und Irland sind hochprofitabel, in den kleineren Märkten wie Österreich, Dänemark und Schweden sollen laufende Investitionen die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Ein Knackpunkt ist das Geschäft in UK: Dort bleibt die Rendite unter Druck, was die geplante Fusion mit Vodafone UK erklären dürfte. Regulierung und Marktkonsolidierung prägen das Umfeld in ganz Europa. In Summe bleibt CK Hutchison in Europa langfristig gut positioniert: Die Telko-Sparte erzielt stabile Cashflows. Die Hemmnisse der Regulierung und gleichzeitig geopolitische Verwerfungen könnten trotzdem als Risiken eingepreist werden – möglicherweise sind die Margen in telko-fernen Märkten für internationale Investoren langfristig attraktiver.

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