Freitag, April 26, 2024

Burnout und andere Krankheiten der Hochleistungsgesellschaft drücken auf die Wirtschaft.

240 Milliarden Euro kosten Burnout und andere psychische Erkrankungen die EU an Krankenstandsgeld, Verdienst- und Steuerentgang und Folgeschäden – pro Jahr. Hierzulande ist man mit Kosten in der Höhe von nur knapp vier Milliarden Euro jährlich verhältnismäßig billig unterwegs, doch in Zeiten, wo die politischen Bezüge augenscheinlich so mickrig sind, dass man maximal B-Personal anziehen kann, sollte man danach trachten, die Staatskassen von derlei Lästigkeiten freizumachen. Doch wie ist der grassierenden Volksseuche psychische Erkrankung Einhalt zu gebieten? Hier ein paar Vorschläge zur Entlastung der Statistik. Sprachpolitik. »Burnout« ist schick, hip und zeigt, dass man es ernst nimmt mit der Arbeit – ein anständiger Burnout zählt heutzutage schon so weit zum guten Ton, dass diesbezüglich scheinbar resistente Kollegen schnell mal in Verruf geraten, einfach nicht anständig zu hackeln. Konsequente Umbenennung in weniger prestigeträchtige Krankheitsbilder, etwa »Eitrige Tachinitis«, »Weichei-Syndrom« oder »Lulu-Neurose«, sollte zumindest all jene, die nur nach Distinktionsgewinn schielen, wieder zurück an die Arbeit treiben. Mehr Ausgleich schaffen. Das Dramatische an der Überforderung im Arbeitsbereich ist ja, dass sie einhergeht mit einer drakonisch-puritanischen Selbstdisziplinierung in Sachen Genuss, die alles noch schlimmer macht. Führen Sie doch einfach in Ihrem Büro die fast vergessenen Traditionen des Frühstücks-Cognacs, des 9-Uhr-Biers und des Kurz-vor-Mittag-Gspritzten wieder ein und spendieren Sie Ihrer Belegschaft in der Kantine regelmäßig ein, zwei Paletten Rotwein. Sie werden sehen: Die Laune steigt, die so wichtige innerbetriebliche Intimität kehrt zurück. Gut, die Zahlen könnten etwas absacken, aber genau fürs Verkraften solcher Hiobsbotschaften ist der Halb-fünf-Absinth erfunden worden! Gezielte Mitarbeiterauslese. Mal ehrlich: Kollegenschweine, die wegen Lächerlichkeiten wie Panikattacken, Weinkrämpfen und Gehörstürzen ihren Arbeitsplatz verlassen, braucht keine Sau. Durch Einführung einer professionellen innerbetrieblichen Vernaderungskultur entdecken Sie die faulen Eier, schon lange bevor sie sich in den Krankenstand flüchten. Ein eigens einzurichtender Mobbing-Beauftragter kann dann damit beginnen, durch spaßige Gruppenaktivitäten den- oder diejenige mit sanftem Druck schon vorab davon zu überzeugen, dass eine freiwillige Kündigung wohl das Beste für alle Beteiligten ist. Informationspolitik. Gehen Sie offensiv mit dem Tabuthema psychische Erkrankung um, indem Sie bei Mitarbeiterseminaren Schulungsvideos wie »Einer flog über das Kuckucksnest« ihre Wirkung entfalten lassen. Machen Sie von vornherein klar, dass es keine Schande ist, ein psychisches Problem zu haben. Lassen Sie sich in offenen Gesprächsrunden vor der gesamten Belegschaft von einzelnen Verdächtigen schriftlich vor Zeugen bestätigen, dass sie normal sind. Durch Anwendung dieser einfachen Tricks sollte es zu schaffen sein, die Krankenstandsbelastungen für die Wirtschaft drastisch zu senken. Denn merke: Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut. Ui: Haben Sie eigentlich schon bemerkt, dass Ihr rechtes Auge immer so zuckt?

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