Samstag, April 27, 2024

Der Schutz von Primärressourcen ist nicht erst seit gestern ein dringendes Anliegen unserer Politik und unserer Gesellschaft. Es ist wohl unbestritten, dass mit dem wertvollen Gut »Natur« so sorgsam wie möglich umgegangen werden muss. Erst recht, wenn die eigene Primärressource oder die beigestellte Energieressource nicht endlos verfügbar ist. Dennoch gibt es nicht immer adäquaten Ersatz oder Alternativen, um sich neu zu orientieren. Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer Fachverband Steine-Keramik.


Die europäische Gipsindustrie beispielsweise nutzt seit vielen Jahren die Reinigung von Rauchgasen aus Kohlekraftwerken, um sogenannten REA-Gips zu erzeugen. Durch diesen künstlichen Gips werden einerseits Natur-Gipsabbaustätten geschont, andererseits die Rauchgase aus Kohleverbrennung gereinigt. Eine win-win-Situation möchte man meinen, wodurch die Rohstoffersatzquote in Europa auf rund 40% gesteigert werden konnte. Leider lässt sich ein derartiger alternativer Rohstoffstrom nicht überall lukrieren und steht dieser in Zukunft doch gar nicht mehr zur Verfügung. Keine Kohlekraft – kein REA-Gips. Aus einer win-win-Situation wird so schnell eine loose-loose-Situation.

Anpassungsfähige Industrie

Willkommen ist daher die Initiative des Umweltministeriums, das Deponieren von Gipskartonplatten ab 2026 zu verbieten. Denn nur dadurch entsteht auch die Verpflichtung im Rückbau die Baustoffe noch sortenreiner zu trennen. Die Industrie wird daher einen Stoffstrom, nämlich jenen aus der Rauchgasreinigung, durch hoffentlich einen weiteren aus dem Rückbau generieren können. Ebenso laufen Versuche aus der Altbatterie-Aufbereitung künstlichen Gips zu gewinnen. Diese Beispiele sollen zeigen, dass die Industrie durch Innovation und Flexibilität ihrer Strukturen überaus anpassungsfähig ist. Aber dafür braucht sie Sicherheit. Sicherheit in Form konstanter Rahmenbedingung, die eine Planung ermöglichen.

Wichtiger Schritt. Ab 2026 ist das Deponieren von Gipskartonplatten in Österreich verboten.

Am Ende zahlt der Konsument

Ein Umstand den die Diskussion zur Reform des Emissionshandels (ETS) vermissen lässt. Während die novellierte Richtlinie nur 2 Jahre nach ihrem In-Kraft-treten erneut verschärft wird, werden von einigen Gruppierungen noch strengere Vorgaben gefordert. Mit der Einführung einer CO2-Importsteuer und gleichzeitigen Auflösung der freien Zertifikate für alle ETS-Branchen meint man die Lösung parat zu haben. Ohne zu wissen, ob das System der Importbesteuerung funktioniert, wird die europäische Wirtschaft um viele Milliarden Zertifikate kaufen müssen. Eine Rechnung, die am Ende alle Konsumenten bezahlen. Bleibt nur die Hoffnung auf Einsicht oder die praktische Effektivität der Theorie. Es wäre ratsam sich hin und wieder Anleihen im Sport zu nehmen. Denn wie meinte schon Sportsfreund Brian Clough treffend »We had a good team on paper, unfortunately the game was played on grass«.

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