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qualityaustria-CEO Konrad Scheiber über Qualität, Fehlerkultur und Verbesserungsprozesse

Das 26. qualityaustria Forum, das vor kurzem unter dem Motto „Improvisation = die neue Perfektion?" als Online-Veranstaltung stattgefunden hat, war ein voller Erfolg: sowohl in Hinblick auf den Teilnahmerekord mit rund 900 Teilnehmer*innen als auch in puncto Informationsdichte der Vorträge.

Wir haben uns ein paar Wochen nach dem Eventhighlight mit unserem qualityaustria Geschäftsführer, Konrad Scheiber, noch etwas genauer über die Themen Perfektion, Qualität und den Umgang mit Fehlern unterhalten.

Das qualityaustria Forum war heuer wieder ein voller Erfolg und konnte trotz der Premiere im digitalen Format vollends überzeugen. Wie fühlen Sie sich aktuell?

Konrad Scheiber: Das 26. qualityaustria Forum hat uns einmal mehr gezeigt, dass sich unsere intensive Vorbereitung, die Kompetenz unseres Teams sowie die nötige Portion Mut bezahlt gemacht haben. Es war für uns ein historisches Event – Qualität wird bei uns von allen Mitarbeiter*innen verinnerlicht und tagtäglich gelebt. Nur so konnten wir ein so grandioses qualityaustria Forum auf die Beine stellen und dafür bin ich sehr dankbar.

Das Motto des Forums war „Improvisation = die neue Perfektion?". Wie sieht denn Qualität ohne Perfektion aus? Können Sie sich das als erfahrener Experte im Qualitätsmanagement vorstellen, gibt es das überhaupt?

Konrad Scheiber
: Qualität und Perfektion können meiner Meinung nach nicht getrennt bzw. voneinander unabhängig betrachtet werden, sie gehen Hand in Hand. Aus meiner Sicht gibt es also keine Qualität ohne Perfektion und umgekehrt. Es gibt allerdings Einschränkungen in puncto Flexibilität. Wird Flexibilität in den Vordergrund gestellt, gehe ich immer ein Risiko ein. Dieses Risiko kann dann wiederum auf Kosten der Perfektion bzw. auf Kosten der Qualität gehen.

In der aktuellen Situation ist es nicht immer einfach, faktenbasiert Entscheidungen zu treffen und wir müssen immer öfter „improvisieren". Wir wissen heute nicht, was morgen passiert. Welche Tipps haben Sie, um dennoch ein gewisses Maß an Qualität sicherzustellen?

Konrad Scheiber:
Momentan müssen wir sehr häufig aufgrund von Erfahrungen und Erwartungen intuitive Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen. Umso wichtiger ist es dabei: diese Entscheidungen ausreichend zu dokumentieren, denn nur so können wir künftig nachvollziehen und aus diesen situationsabhängigen Entscheidungen lernen. Mit Dokumentieren meine ich dabei nicht unbedingt eine ISO 9001 (Qualität), ISO 14001 (Umwelt) oder ISO 45001 (Sicherheit). Das kann gleichermaßen ein Betriebsprotokoll sein, ein Weblog oder Logbuch sein – in einem Krankenhaus genauso wie in einem Frisörladen. Einfach alles, was hilft in Zukunft faktengestützt zu arbeiten.

Warum ist eine entsprechende Dokumentation so wichtig?

Konrad Scheiber:
Es gibt hier mehrere Ebenen, die die Notwendigkeit von Dokumentationen und Aufzeichnungen begründen. Das ist zuallererst die Nachvollziehbarkeit bzw. Verfügbarkeit jener Informationen wo benötigt. Die zweite Ebene ist jene, dass wir im Sinne einer lernenden Organisation aus den Prozessen, Abläufen, Innovationen und Entwicklungen etwas für unser zukünftiges Handeln lernen möchten. Um sozusagen nachzulesen, was sich jemand zum Zeitpunkt X gedacht hat. Die letzte Ebene ist der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP), bei dem wir nur durch dokumentiertes Wissen systematisch in Richtung Verbesserung und Optimierung unserer Entscheidungen und letztendlich auch Unternehmensleistung geht.

In dem Kontext möchte ich aber auch noch betonen, dass es immer auf die jeweilige Branche ankommt und besonders in krisenhaften Situationen einen Unterschied macht, ob Mitarbeiter*innen nur einer Anweisungs- bzw. Dokumentationspflicht folgen, oder etwas tun, weil sie Qualität auch tatsächlich verinnerlicht haben. Erfüllen die Mitarbeitenden nicht nur ihre Pflicht, können alle Vorteile einer Zertifizierung ausgeschöpft werden.

Fehler passieren trotz Dokumentationen und faktenbasierten Vorgehensweisen immer wieder. Wie wichtig ist eine etablierte, positive Fehlerkultur in Unternehmen und Organisationen und wie kann diese implementiert werden?

Konrad Scheiber: Der richtige Umgang mit Komplikationen und Fehlern ist wesentlich, um sowohl privat als auch beruflich voranzukommen. Dieses Wissen sowie das Mindset, dass Fehler durchaus auch Chancen beinhalten, haben sich auch bereits in den Köpfen der oberen Management-Etagen etabliert. Denn wo gearbeitet wird, passieren einfach auch Fehler. Dennoch leben wir immer noch in einer Leistungsgesellschaft. Uns wird z. B. schon in der Schule suggeriert, dass Fehler etwas Negatives sind und die Konsequenzen dafür sind schlechte Noten. Ein geänderter Blick auf Fehlerkulturen wird natürlich nicht von heute auf morgen gelingen. Zunächst muss von oben herab viel Selbstreflexion passieren, Fehler offen angesprochen und deren Potenzial thematisiert werden. Umso früher Fehler thematisiert werden, desto besser!

>> Hier kommen Sie zur Nachlese des 26. qualityaustria Forums.
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